Le Strade Nuove & Palazzi-dei-Rolli-Komplex in Genua

Le Strade Nuove in Genua, UNESCO

©Bigstock.com/johannes86

Im 16. und 17. Jahrhundert hatte die Republik Genua ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Bedeutende Patrizierfamilien trieben den Handel voran und kamen zu ungeahntem Reichtum, vom dem die gesamte Region profitierte. Um diese weltumfassende Macht zu demonstrieren, ließen Adelige und Patrizier Le Strade Nuove, zu Deutsch „Die neuen Straßen“, anlegen, um die ein System aus prunkvollen Adelspalästen und opulenten Patrizierhäusern errichtet wurde, die Palazzi dei Rolli. Bis heute üben diese architektonischen Meisterwerke im Renaissance- sowie im Barock-Stil ungebrochene Faszination aus und wurden 2006 vollkommen verdient zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

Ein revolutionäres Straßenprojekt

Mitte des 16. Jahrhunderts erlebte die Republik Genua einen wahren Boom. Um die Weltmacht entsprechend zu repräsentieren, sollten neue Bauten für Empfänge bei Staatsbesuchen entstehen. Le Strade Nuove sollte das wohlhabendste Viertel der Stadt und Wohnort der wichtigsten Familien werden. Beim Bau der einzelnen Paläste entschied man sich für architektonische Elemente aus der Renaissance und dem Barock. Sie gaben – und geben – den Strade Nuove ein einheitliches und doch höchst abwechslungsreiches Erscheinungsbild, das wie aus einem Guss, dabei aber stets komplett individuell wirkt. Und ja, dieser Widerspruch in sich funktioniert prima.

Warum nennt man die Paläste dieses revolutionäres Straßenprojekts – für die UNESCO der gelungene Auftakt für moderne, urbane Architektur in Europa – aber eigentlich Palazzi dei Rolli? Bei diesen „Rolli“ handelt es sich um Stadtregister, anhand derer die Empfangsstrukturen für eben jene zuvor erwähnten Staatsbesuche ausgewählt wurden. Erstmals 1576 erstellt, wurden die Palazzi in sogenannte „Bussoli“ unterteilt. Diese Kategorien entsprechen in etwa unseren heutigen Hotellerie-Sternen. Je prunkvoller der Palast, desto höher die Bussoli-Kategorie.

3 Straßen, 42 Paläste, eine Weltkulturerbestätte

Palazzi-dei-Rolli-Komplex in Genua, UNESCO

©Bigstock.com/johannes86

Die heutige Weltkulturerbestätte umfasst bei weitem nicht alle Paläste rund um Le Strade Nuove, bestehend aus Via Giuseppe Garibaldi, Via Balbi und Via Cairoli. Tatsächlich haben es „nur“ 42 der insgesamt 163 Palazzi dei Rolli, vornehmlich zwischen dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert entstanden, auf diese Liste geschafft. Sie stehen für eine außerordentliche Vielfalt an architektonischen Umsetzungen einer gemeinsamen Idee. Viele werden heute als Museen und öffentliche Gebäude, aber auch als Privatresidenzen verwendet.

Natürlich würde es zu weit führen, alle 42 Paläste aufzulisten und gesondert zu beschreiben, schließlich interessiert du dich nur für die absoluten Highlights dieser Prunkstraßen. Wir haben einige unserer Favoriten und Must-Sees für dich zusammengefasst.

Die Strada-Nuova-Museen

Entlang der Via Garibaldi erwarten dich mehrere prächtige Paläste, derer drei wunderschöne Kunstgalerien beherbergen. Die sogenannten Strada-Nuova-Museen laden dich auf eine Zeitreise durch die faszinierende Geschichte der Republik Genua ein und zeigen zudem kunstvolle Glanzlichter der Genueser Malerschule sowie der bekanntesten europäischen Maler des 12. bis 18. Jahrhunderts. Lass dir diese geradezu magischen Schauplätze auf keinen Fall entgehen!

Palazzo Rosso

Tatsächlich gehörte dieser 1675 erbaute Palast nicht zur Liste der 163 Palazzi dei Rolli, wurde aber dennoch zur Weltkulturerbestätte erklärt. Ein Blick auf die imposante rote Fassade samt Marmor-Freitreppe macht diese Entscheidung verständlich. Dahinter versteckt sich eine der wichtigsten Kunstgalerien Genuas. Werke von Giovanni Francesco Barbieri, Albrecht Dürer, Guido Reni, Anthonis van Dyck und Paolo Caliari säumen die ausladenden Säle. Einige der ursprünglichen Mosaikböden und Wandfresken wurden bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg leider zerstört, was der Pracht dieses Palastes aber keinen Abbruch tut.

Palazzo Bianco

Einst als Palazzo Luca Grimaldi nach seinem Erbauer benannt, bietet dieser 1899 der Stadt vermachte Palast heute unter anderem einigen der wichtigsten Genueser Maler des 17. und 18. Jahrhunderts ein verdientes Zuhause, darunter Giovanni Benedetto Castiglione, Alessandro Magnasco und Bernardo Strozzi. Aber auch weitere Meilensteine der europäischen Malerei zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert wurden aus mehreren Privatsammlungen zusammengetragen. Rubens und van Dyck, Caravaggio, Paolo Veronese, Hans Memling und Filippino Lippi sind unter anderem im Palazzo Bianco ausgestellt.

Palazzo Doria Tursi

Der imposanteste Palast in der Via Garibaldi wurde 1565 auf gleich drei Parzellen Land erbaut und 1597 um zwei weitere Loggien erweitert. Die Einzigartigkeit dieses Baus führte unter anderem sogar zu fälschlichen Zuschreibungen an Michelangelo, beispielsweise durch den französischen Autor Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“, „Der Graf von Monte Christo“). Neben den Sitzungssälen des Bürgermeisters findest du im Palast eine Fortsetzung der Palazzo-Bianco-Kunstgalerie, die sich vor allem auf Kunstgegenstände aller Art, darunter Paganinis legendäre Violine, sowie auf Münzen, Gewichte und Maßsysteme aus Zeiten der Republik konzentriert.

Weitere sehenswerte Paläste

Neben den drei Museumspalazzi in der Via Garibaldi erwarten dich 39 weitere UNESCO-Rolli-Paläste an den drei Straßen. Wo soll man da bloß anfangen, wo muss man unbedingt hin? Deine ZAINOO-Experten hätten ein paar Tipps parat:

  • Palazzo Reale: 400 Jahre bewegte Geschichte liegen hinter dem Palazzo Stefano Balbi, wie dieser wunderschöne Bau auch genannt wird. Ursprünglich 1618 für die Balbi-Familie errichtet, wurde er 1823 an das Königshaus von Savoyen verkauft, bevor er 1919 an die Republik ging. Hinter der leuchtenden Fassade verbirgt sich ein Museum mit 23 Ausstellungsräumen. Vom monumentalen Atrium mit ausladenden Stuckdekorationen aus dem 18. Jahrhundert über den hängenden Garten bis zum Thronsaal und das Adelsappartement gibt es so einiges zu sehen.
  • Palazzo Doria-Spinola: Der heutige Sitz der Präfektur und der Provinz von Genua geht auf Antonio Doria, Cousin des legendären Admirals Andrea Doria, zurück. Teile dieses von außen unscheinbar wirkenden Palastes kannst du heute in aller Ruhe besichtigen. Lass dich von Dekorationen mit Szenen des Trojanischen Krieges und Kämpfen zwischen Seeungeheuern begeistern.
  • Palazzo Durazzo-Pallavicini: Hängender Garten, Säulengang und atemberaubender Treppengang – gleich drei gute Gründe, diesen Palast zu besuchen. Über den Palazzo Durazzo-Pallavicini gelangst du direkt in die grandiose Kunstgalerie des Palazzo Bianco.
  • Palazzo Angelo Giovanni Spinola: Nach seinem Erbauer, dem Botschafter der Republik Genua in Spanien, benannt, befindet sich dieser Palast seit 1919 im Besitz verschiedener Bankhäuser. Fresken der Gebrüder Calvi zieren die Fassade. Sie zeigen Mitglieder der Spinola-Familie in traditionellen römischen Condottiere-Kostümen. Über das mit grotesken Fresken ausgestattete Treppenhaus gelangst du ins ebenfalls mit Fresken reich geschmückte Obergeschoß. Hier verewigten sich unter anderem Andrea Semino, Bernardo Castello und Lazzaro Tavarone, der vermutlich ebenfalls an der Fassade mitarbeitete.

 

Unglaublich aber wahr: Das waren nur sieben von insgesamt 42 Palazzi dei Rolli entlang Le Strade Nuove im Schnelldurchlauf. Dass es hier unwahrscheinlich viel für dich zu entdecken und zu erleben gibt, versteht sich von selbst, von den übrigen, nicht auf die Weltkulturerbe-Liste aufgenommenen Palästen ganz abgesehen. Deine Urlaubsplanung für Genua kann hiermit beginnen!

Weltnaturerbe Dolomiten

Dolomiten, UNESCO

©Bigstock.com/tomtsya

Italiens prächtige Schönheit lässt sich nur schwer in Worte fassen. Neben seinen kulturellen, kunstvollen und architektonischen Errungenschaften zeigt es sich von Nord bis Süd als wunderschönes Land großer, eindrucksvoller Vielfalt. Imposante Bergketten, weite Täler, magische Flüsse und leuchtende Strände strahlen nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Gäste aus aller Welt ungebrochene Faszination aus. Manche landschaftliche Schönheiten haben es sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe gebracht. Die Dolomiten mit ihren neun Teilgebieten und 18 Gipfeln erstrecken sich über gleich drei Regionen und fünf Provinzen. Bist du bereit für eine ausgedehnte Tour durch die südlichen Kalkalpen? Bitte anschnallen!

Gebirgslandschaften von außergewöhnlicher Schönheit

Dolomiten

©Bigstock.com/inguaribile

Mit diesen blumigen Worten umschrieb das Weltnaturerbe-Komitee die wahrhaft einzigartige Region im italienischen Norden. Die Kernfläche beträgt 141.910 Hektar, weitere knapp 90.000 Hektar zählen zur Pufferzone. Der schützenswerte Charakter der Dolomiten ist nicht neu, denn bereits vor der Anerkennung als Weltnaturerbe am 26. Juni 2009 hatten alle neun Teilgebiete den Status Naturpark, Nationalpark oder Natura 2000. Die Stiftung Dolomiten UNESCO verwaltet die Interessen des Schutzgebietes.

Nicht alle vorgeschlagenen Gebiete wurden letztlich auf die illustre UNESCO-Liste aufgenommen – ein Phänomen, das du bestimmt schon von anderen Stätten bestens kennst. So blieben unter anderem die Langkofelgruppe, die Bosconero-Gruppe und die Sellagruppe außen vor, allerdings laufen weiterhin Bestrebungen, dies zu ändern. Bis es so weit ist, werfen wir erst einmal einen Blick auf die neuen aktuellen Gebiete in den Regionen Friaul-Julisch Venetien, Trentino-Südtirol und Venetien.

Pelmo-Croda da Lago

Unsere Tour beginnt im Herzen der Region. Das Bergsystem Pelmo-Croda da Lago liegt in der Provinz Belluno und wird vom 3.168 m hohen Monte Pelmo dominiert. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Form wird der Berg auch „Caregon del Padreterno“ genannt, „Thron Gottes“. Einer Sage nach soll sich Gott nach der Schöpfung der Dolomiten auf den Monte Pelmo gesetzt, sich dort ausgeruht und sein Werk bewundert haben. Unzählige weitere Gipfel, wie der an der 3.000er Marke kratzende Pelmetto oder der ebenfalls namengebende Croda da Lago (2.701 m), zählen zu dieser eindrucksvollen Felslandschaft.

Marmolada

Begleitest du uns zur Audienz bei der Königin der Dolomiten? Zwischen Belluno und Trient gelegen, erwartet dich hier mit Punta Penìa der höchste UNESCO-Berg (3.343 m). Mächtige Wildbäche rahmen die Marmolada ein. Dieses Gebirge der Gegensätze beginnt vergleichsweise ruhig und wellig. Über den Wäldern und Wiesen erheben sich urplötzlich gewaltige Steinwände, von Schluchten und Skigebieten eingerahmt. Ein Besuch der imposanten Serrai di Sottoguda sollte unbedingt eingeplant werden, denn die autofreie Klamm beeindruckt mit purer natürlicher Schönheit. Im Winter finden Eiskletterer hier ein zweites Zuhause.

Pale di San Martino, San Lucano, Dolomiti Bellunesi, Vette Feltrine

Das zweitgrößte Bergsystem der UNESCO-Stätte erstreckt sich ebenfalls über die Provinzen Trient und Belluno und beinhaltet einen Natur- und einen Nationalpark. Vom rauen Süden mit furchenartigen Tälern über den weide- und almreichen Norden zeichnet sich das Gebiet durch große Vielfalt aus. Im Nationalpark Belluneser Dolomiten kehrten vor wenigen Jahren Bären und Wölfe zurück, während das Holz des Naturparks Paneveggio-Pale San Martino einst von Antonio Stradivari zum Geigenbau verwendet wurde.

Dolomiti Friulane e d’Oltre Piave

Wanderer lieben dieses relativ einheitliche Gebiet zwischen Udine, Pordenone und Belluno. Vom Fluss Piave – daher auch der Name – sowie mehreren Tälern eingegrenzt, bewegen sich die Berge in vergleichsweise moderaten Höhen. Einzig der Cima Preti schafft es knapp über 2.700 m. Die Natur blieb in der Laufe der Jahrzehnte weitestgehend unberührt und strahlt somit noch mit ursprünglicher Kraft – in Verbindung mit traumhaften Gipfelaussichten ein Hochgenuss. Entsprechend gibt es im Naturpark der Frialuer Dolomiten auch kein Straßennetz. Kein Wunder, dass sich der selten gewordene Steinadler hier wohlfühlt.

Nördliche Dolomiten

Stolze 53.586 Hektar belegen das größte Teilgebiet dieses Weltnaturerbes. Zwischen Bozen und Belluno erwarten dich so illustre Landstriche wie der Tofana mit seinem gewaltigen Dreigestirn oder die Cadorischen Dolomiten mit dem Sorapiss. Aufgrund des hohen landschaftlichen, geologischen und naturalistischen Wertes finden sich gleich drei Schutzgebiete in den nördlichen Dolomiten. Dazu zählt natürlich der Naturpark Drei Zinnen rund um das vielleicht bekannteste Bergmassiv der Dolomiten. Hier nisten viele seltene Vogelarten, wie der Steinadler oder der Mauerläufer.

Puez-Geisler

Klein aber oho, zumindest im Vergleich zu den meisten anderen Teilgebieten: Im gleichnamigen Naturpark gelegen, wird das charmante Bergsystem Puez-Geisler von so klingenden Tälern wie dem Grödental, dem Villnößtal und dem Gadertal eingerahmt. Vom Sass Rigais (3.025 m) klar dominiert, ist diese Region Heimat unzähliger Tierarten, vielfältiger Vegetation und so ziemlich aller Gesteinsformen, die für die Dolomiten typisch sind. Naturforscher und Geologen lieben dieses Gebiet aus gutem Grund. Du auch? Klar, denn alleine schon die Mischung aus saftigen Almflächen, in die Höhe ragenden Gipfeln und tiefen Schluchten weiß zu begeistern.

Schlern-Rosengarten, Latemar

Klingende Namen, malerische Natur: Zwischen Trient und Bozen erwarten dich so prächtige Gipfel wie der Latemar (2.791 m), Kesselkogel (3.002 m), Rosengarten (2.981 m) und die Vajolet-Türme (2.813 m). Der smaragdgrüne Karersee, in dem sich die Latemar-Türme spiegeln, die Pfeiler am Schlern, die hoch über den Weiden aufragen, die vergnügliche Moretti-Glockenblume oder die bezaubernde Dolomiten-Rapunzel – das Gebiet Schlern-Rosengarten, Latemar ist voll von natürlicher Schönheit. Ausgedehnte Spaziergänge und Bergtouren sind Pflicht!

Bletterbach

Mit gerade einmal 271 Hektar ist Bletterbach das kleinste UNESCO-Teilgebiet dieses Weltnaturerbes und konzentriert sich vor allem auf die enge Schlucht zwischen Jochgrimm und Schönrast. Die Bletterbachschlucht entstand durch Erosion und Abtragung von Vulkangestein und ist bis zu 400 m tief. Im Gegensatz dazu ragt über ihr der Weißhorngipfel 2.317 m in die Höhe. Du möchtest diese einzigartige Naturlandschaft näher erkunden? Im Geoparc Bletterbach erwarten dich diverse Lehrpfade mit den Schwerpunkten Wald, Schlucht und Geologie. Zahlreiche Schautafeln weisen den Weg.

Dolomiti di Brenta

Zum großen Abschluss zieht es uns in den Westen der Provinz Trient, wo die Bocca di Brenta die Brentner Dolomiten zweiteilt. Von der Tosa-Spitze (3.173 m) bis zur Cima Brenta (3.150 m) begeistern dich mächtige Gipfel und einzigartige Formen. Im Gegensatz zu den vergleichsweise schlanken, linienförmigen Dolomiten erwarten dich hier schmale, gewaltige Zinnen und Felsnadeln. Tausende Jahre an Erosion formten ungewöhnliche Felsgebilde. Im Geopark Adamello-Brenta entdeckst du ungeahnten Mineralienreichtum wie auch die artenreiche Fauna.

Wunderschöne Wanderungen, ausgedehnte Spaziergänge, magische Ausflüge in die Natur und selbst so manches Pistenabenteuer erwarten dich im UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten. Lass dich in den Bann der magischen Gebirgsregion ziehen und entdecke den Norden Italiens von einer ganz anderen Seite. Viel Spaß bei deinen alpinen Abenteuern!

Weinbaugebiete im Piemont: Langhe-Roero & Monferrato

Weinbaugebiete im Piemont

©Bigstock.com/javarman

Als Italien im Juni 2014 seine 50. UNESCO-Weltkulturerbestätte erhielt, handelte es sich nicht etwa um einige prächtige Sehenswürdigkeit, sondern erstmals um eine überaus schützenswerte Kulturlandschaft. Die Weinbaugebiete Langhe-Roero und Monferrato im Piemont sind Heimat einiger der edelsten Tropfen des Landes. Hunderte Gemeinden erstrecken sich über diese durchgehende Hügellandschaft mit unzähligen Weinstöcken, kleinen Bauerhöfen, Dörfern, Kirchen und Schlössern. Fünf Weinbaugebiete und ein malerisches Schloss mit einer Gesamtfläche von über 10.000 Hektar zählen zu einer der prächtigsten Weltkulturerbestätten des Landes.

Natur trifft Menschenhand

Der Begriff „Kulturlandschaft“, für die Erhebung zur UNESCO-Stätte von mitentscheidender Bedeutung, beschreibt eine Art Zusammenarbeit von Natur und Menschenhand. So gab es zwar Eingriffe in die bestehende Szenerie, vor allem um die nötige Infrastruktur für den Weinbau zu schaffen, doch gestalteten sich diese schonend genug, um der Region ihre natürliche Schönheit zu lassen. So erwartet dich heute Hügel um Hügel, Weingut um Weingut, Dorf und Dorf mit einem gesamten Einzugsgebiet von über 76.000 Hektar.

Das Gebiet an sich befindet sich im Süden des Piemont zwischen dem Po und den Ligurischen Apenninen. Forscher fanden hier Pollen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., welche Hinweise auf die hochspannende Geschichte dieser Region geben. Einst knüpften Etrusker und Kelten erste Kontakte und tauschten Güter, in Zeiten des Römischen Reiches preisten Plinius der Ältere und der griechische Geschichtsschreiber Strabon den herausragenden Weinanbau. Einige keltische und etruskische Begriffe, vor allem jene mit Weinbezug, finden sich noch heute im regionalen Dialekt. Du wirst kaum überrascht sein, dass der Süden Piemonts zwischen Langhe, Roero und Monferrato in den folgenden Jahrhunderten für so manche technische Revolution in der Weinproduktion verantwortlich war.

Langa del Barolo

Nun ist es an der Zeit, die sechs Etappen dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte in aller Ruhe zu erkunden. Erster Stopp ist Langa del Barolo. Hier entsteht der langlebige Barolo, einer der besten und bekanntesten Weine der Welt. Dieser trockene, robuste Rotwein wird in etwa 38 Monate gelagert, bis er seine granatrote Farbe und intensiven Geruch erhält. Direkt in Barolo erwartet dich unter anderem ein Museum für Korkenzieher sowie das prächtige Schloss der Falletti mit Weinmuseum und Önothek. In unmittelbarer Nähe erstreckt sich das malerische Dörfchen Roddi mit einer eigenen Universität für Trüffelhunde. Letztlich legen wir dir einen Ausflug nach La Morra ans Herz. Neben so manchem charmanten Barockbau genießt du von hier der Ausblick über das Hügelmeer.

Castello di Grinzane Cavour

Fünf Weinbaugebiete treffen auf ein Schloss – eine ungewöhnliche Weltkulturerbestätte, und doch hat das Schloss in der Gemeinde Grinzane Cavour seinen Reiz. Wann dieser mächtige Kastenbau tatsächlich entstand, liegt heute im Dunkeln – Experten gehen vom 13. Jahrhundert aus, während der Turm auf das Jahr 1350 hinweist. Tatsächlich blieb das Schloss hervorragend erhalten und wurde im Laufe der Zeit nur vergleichsweise geringfügig verändert. Sein gewaltiger Bergfried erstreckt sich über einen kompletten Flügel, begleitet von umfassenden Verteidigungsanlagen. Bei einer Besichtigung darf der Sala delle Maschere auf keinen Fall fehlen. Auf 157 Wandplatten, die wohl auf das frühe 16. Jahrhundert zurückgehen, erwarten dich prächtige Abbildungen von Wappen und Tieren. Natürlich verfügt das Castello über einen eigenen Weinkeller.

Die Hügeln des Barbaresco

Rund um die Ortschaften Barbaresco, Neive und Treiso wird dieser trockene Rotwein aus der Nebbiolo-Traube gewonnen. Sie reift spät und wird häufig erst im Oktober gelesen, wenn die Weinberge in Nebel (ital. „la nebbia“) gehüllt sind, daher auch ihr Name. Zumindest 26 Monate gereift, überzeugt der ebenfalls granatrote Barbaresco-Wein mit trockenem, vollmundigen Geschmack. Von den Hügeln Barbarescos reicht dein Blick auf jene Berge, die einst Heimat der Alpin-Bewerbe der Olympischen Winterspiele 2006 waren. Auch ein Abstecher nach Treiso, eines der schönsten Dörfer Italiens, darf auf keinen Fall fehlen.

Nizza Monferrato und der Barbera

Weinbaugebiete im Piemont, UNESCO

©Bigstock.com/elifranssens

Die Wurzeln der überaus anpassungsfähigen und hochwertigen Rebsorte lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Zwar wird sie heute in ganz Italien angebaut, doch nirgendwo schmeckt dieser ertragsstarke Wein so gut wie in Nizza Monferrato. Der edle Tropfen mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung darf nur in 18 Gemeinden rund um eben jene Stadt hergestellt werden. Durch die Mischung aus heißen Sommertagen und kühlen Nächten entsteht eine besondere Mischung aus Fruchtigkeit und Säure, welche den Charakter der Beere unverfälscht wiedergibt. Wenn du ein wenig Zeit mitbringst, empfehlen wir dir einen kleinen Stadtspaziergang mit Besuch des alten Rathauses aus dem 14. oder 15. Jahrhundert sowie des farbenfrohen Adelspalasts Palazzo Crova.

Canelli und der Asti Spumante

Wenn es um Schaumweine geht, bist du in der Provinz Asti goldrichtig. Die Gemeinde Canelli mit ca. 10.000 Einwohnern gilt als Hochburg des Asti Spumante, aber auch andere Weine, wie Barbera, Moscato, Dolcetto, Freisa und Cortese, werden hier produziert. Nicht umsonst zählt Canelli zu den wichtigsten Weinstädten der Welt. Rund um das gewaltige mittelalterliche Schloss, 1617 zerstört und in den 1930er Jahren als prächtige Villa wiederaufgebaut, erstreckt sich das große Schaumwein-Anbaugebiet. Der feine, aromatische Asti Spumante mit seiner strohgelben bis blassgoldenen Farbe zeichnet sich durch zarte Noten und ausgeglichenen Geschmack aus. Seine Wurzeln hat er übrigens im französischen Reims. Hier lernte Weinpionier Carlo Gancia das Herstellungsverfahren des Champagners kennen und brachte sein Wissen 1865 in die Region für den bekömmlichen Asti-Schaumwein.

Der Infernòt von Monferrato

Unser letzter kleiner Ausflug führt uns in das Gebiet des Basso Monferrato, Teil einer der wichtigsten italienischen Weinanbauregionen. Rund um die sanfte Hügellandschaft, die kaum die 400 Höhenmeter übersteigend, befinden sich uralte, tiefe Weinkeller, die einst direkt in den Felsen geschlagen wurden. In diesen Infernòt, so der piemontesische Name dieser handgegrabenen Höhlen, gibt es in der Regel kaum Licht und keinerlei Belüftung. Hier konnten die besten Tropfen der Region, darunter Barbera und Dolcetto, in aller Ruhe reifen. Mittlerweile werden eigene Touren angeboten, welche dich durch einige der schönsten Weinhöhlen von Monferrato führen.

Lass dir diese unvergessliche Tour durch eine der wichtigsten Weinbauregionen der Welt auf keinen Fall entgehen! Freu dich auf malerische Dörfer, prächtige Hügellandschaften, freundliche Menschen und herrliche Tropfen mit traumhafter Mischung aus Natur und Technik, Kunst und Kultur. Deine Reise durch das südliche Piemont kann kommen!

Castel del Monte

Castel del Monte

©Bigstock.com/Ibryan

Auf einem Hügel bei Andria im Südosten Italiens erhebt sich eine achteckige Festung, die bis heute so manches Rätsel aufgibt. Castel del Monte, das „Schloss des Berges“, überrascht mit seiner unorthodoxen achteckigen Form, der Vermischung verschiedener Baustile und der bestenfalls als karg zu bezeichnenden Innenausstattung. Unter dem Stauferkaiser Friedrich II. erbaut, nahm es unter seinen vielen Schlössern in der Region Apulien eine Sonderrolle ein und wurde 1996 schließlich zur UNESCO-Weltkulturerbestätte erklärt. Grund genug, einen Blick auf dieses faszinierende Bauwerk zu werfen.

Friedrich II. und Italien

König von Sizilien im Alter von drei Jahren, römisch-deutscher König mit 18, wenig später sogar Kaiser – der Staufer Friedrich II. wurde sehr früh in seinem Leben mit gewaltiger Macht bedacht. Als Kleinkind war er bereits Vollwaise und stand unter der Vormundschaft von Papst Innozenz III., überstand sämtliche Machtkämpfe unbeschadet, stabilisierte sein Reich und versuchte es zu neuem Glanz zu führen.

Friedrich hatte ein besonderes Faible für Italien, hier verbrachte er 28 seiner 39 Kaiserjahre, stabilisierte Sizilien, baute sein Reich aus und sicherte schließlich den nordalpinen Raum ab. Des Kaisers Fokus galt jedoch dem Süden des Landes, den er sukzessive ausbaute und befestigte. Gerade in Apulien entstand eine Reihe an Schlössern und Festungen, die natürlich auf zeitgenössischen Stil setzen, zugleich aber offenkundig von Friedrichs Reisen und seinem Kreuzzug beeinflusst waren. Selbst aus dieser architektonischen Pluralität ragt Castel del Monte heraus.

Was steckt hinter diesem Schloss?

Warum Castel del Monte diese besondere Form hat und welchen Nutzen es tatsächlich erfüllen sollte, liegt heute im Dunkeln. Im Herzen einer ehemals überaus fruchtbaren Region in unmittelbarer Nähe des Klosters Santa Maria del Monte gelegen, wurde es auf den komplett abgetragenen Resten einer anderen Festung errichtet, über die heute leider nichts mehr bekannt ist. Es gibt auch nur eine einzige Quelle aus dem Jahr 1240, die Anweisungen zur Fertigstellung der Burg enthält, und so lässt sich heute nicht mehr sagen, ob Castel del Monte, wie lange Zeit vermutet, als des Kaisers Jagdschloss diente.

Zwar befindet sich das Schloss in strategisch guter Lage zu Friedrichs Netz an Wehrbauten und ist ebenso nicht weit von seinen anderen Residenzen entfernt, allerdings fehlen sämtliche Verteidigungselemente, wie Keller, Graben und Hebebrücke. Castel del Monte ist vergleichsweise klein – daher auch die Theorie des Jagdschlosses – allerdings vermuten Experten mittlerweile, dass einige der Originalwände den Wirren der Zeit zum Opfer fielen und es sich tatsächlich um eine Zitadelle gehandelt haben könnte. Vermutlich werden wir den genauen Zweck von Castel del Monte nie erfahren, doch das macht deinen Besuch dieses eindrucksvollen Baus nur noch spannender.

Die Architektur

Castel del Monte, UNESCO

©Bigstock.com/bao

Castel del Monte wirkt wie ein mathematisches Wunderwerk. Das nahezu perfekte Achteck mit einer Diagonale von 56 Metern scheint nach streng mathematischen und astrologischen Prinzipien – die oktogonale Form vermittelt zwischen Kreis (der unendliche Himmel) und Quadrat (die Erde) – konzipiert worden zu sein. Je nach Jahreszeit und Sonnenstand ergeben sich mannigfaltige Licht- und Schattenspiele, die nicht nur dich gewiss beeindrucken werden. Wissenschaftler arbeiten seit Jahrhunderten daran, das Rätsel dahinter zu knacken, sofern es denn eines gibt.

Passend zu den acht Ecken verfügt das Kastell über acht Türme – ebenfalls oktogonal – und acht Säle. Zudem vermutet man, dass sich im Innenhof einst ein achteckiges Becken befand. Vermutlich ließ sich Friedrich vom Felsendom in Jerusalem oder der achteckigen Pfalzkapelle im Aachener Dom inspirieren. So ließe sich immerhin die stilistische Pluralität dieses mächtigen Kalksteinbaus mit antiken, gotischen und islamischen Elementen erklären.

Ein Blick ins Innere

Bevor du Castel del Monte betrittst, solltest du dem Eingangsportal volle Aufmerksamkeit schenken. Aus dem Konglomeratgestein Breccia rossa („rote Brekzie“) hergestellt, treffen sämtliche Stilrichtungen aufeinander. Antike Pilaster-Rahmung, gotische Kapitelle, islamisch beeinflusste Rechteckumfassungen, orientalische Farbenspiele und Säulenfiguren aus der apulischen Romantik symbolisieren Friedrichs Drang, das gesamte Imperium vollends zu vereinen.

Das Innenleben der Burg gestaltet sich allerdings relativ übersichtlich. Einst mit kostbarem Marmor, Gemälden, Wandteppichen und Mosaiken ausgestattet, wurden die Zimmer und Säle im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte von ihrem prunkvollen Glanz befreit – einzig die bunten Marmorverzierungen an einem Großteil der Türen blieben zurück. Man vermutet, dass ein Teil der Materialien für den Bau anderer Anlagen herangezogen wurde, während sich Plünderer und Vandalen auf den Rest stürzten.

Was du sonst noch über Castel del Monte wissen solltest

Warum aber wurde ausgerechnet Castel del Monte – selbstverständlich absolut verdient, wie du uns gewiss beipflichten wirst – zur UNESCO-Weltkulturerbestätte erklärt? Und was hat das Schloss mit Weinbau zu tun? Wir haben sieben weitere Fakten für dich gesammelt:

  • Stattlich: Die Begründung der UNESCO für die Erhebung zur Weltkulturerbestätte hebt die perfekte Synthese von Wissenschaft, Kunst und Mathematik, die verschiedenen stilistischen Einflüsse und die Ausnahmestellung in der mittelalterlichen Architektur hervor.
  • Panta rhei: Castel del Monte verfügte über die wohl fortschrittlichste Wasseranlage seiner Zeit. Für die Toiletten und Bäder wurde Regenwasser verwendet.
  • X: Nicht nur der genaue Zweck der Zitadelle liegt heute im Verborgenen, auch der Architekt konnte trotz jahrhundertelanger Forschungsarbeit nicht ermittelt werden – eines von vielen Rätseln rund um diesen Bau.
  • Hohe Künste: Matteo Garrones „Das Märchen der Märchen“, ein auf der im 17. Jahrhundert erschienenen Märchensammlung „Pentameron“ des italienischen Schriftstellers Giambattista Basile basierender Film aus dem Jahr 2015, wurde hier gedreht. Das Aedificium aus Umberto Ecos „Der Name der Rose“ wurde höchstwahrscheinlich von Castel del Monte inspiriert.
  • Edle Tropfen: Rund um das Schloss befindet sich ein großes Weinbaugebiet, das verschiedene Rotweine, Weißweine und Rosés abwirft. Hierbei handelt es sich vor allem um hochwertige Mischungen aus verschiedenen Trauben und Rebsorten.
  • Money, Money, Money: Hast du schon mal eine italienische 1-Cent-Münze in Händen gehalten? Auf der Rückseite ist Castel del Monte abgebildet.
  • Beliebtes Ziel: Nicht nur die Apulier lieben die Festung, sondern das ganze Land. Das Schloss hält sich seit Jahren unter den Top 15 der beliebtesten Touristenziele Italiens. Führungen finden das ganze Jahr hindurch statt und kosten im Schnitt € 10,-.

 

Bist du bereit für eine rätselhafte Reise in die Vergangenheit? Castel del Monte lädt zur Spurensuche ein und birgt so manches faszinierendes Geheimnis in sich. Lass dich in die Zeit der Staufer entführen und entdecke den besonderen Charme der sagenhaften Festung in Apulien!

Ferraras Renaissance-Altstadt und das Po-Delta

Ferraras Renaissance-Altstadt

©Bigstock.com/mary416

Was ist eigentlich die „ideale Stadt“? Und wie sieht sie aus? Das perfekte Stadtbild wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach – was vor 300 Jahren genau richtig war, lässt sich nicht mehr mit heutigen Mobilitätskonzepten und urbaner Entwicklung vereinbaren. Im ausgehenden 15. Jahrhundert ließ die herrschende Este-Familie Ferrara mit dem ersten modern geplanten Stadtkern der Welt ausstatten. Bis heute gilt die Renaissance-Altstadt als Idealbild der humanistischen Zeit und wurde, gemeinsam mit der prächtigen Kulturlandschaft Po-Delta, 1995 in den illustren Kreis der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.

Ein Schwank aus Ferraras Geschichte

Um sowohl die einzigartige Zusammenstellung dieser Weltkulturerbestätte als auch den Anlass für die Errichtung eines solchen Stadtkerns in aller Vielfältigkeit zu verstehen, entführen wir dich zunächst auf einen Sprung in die illustre Vergangenheit der Stadt in der Emilia Romagna. Im Gegensatz zu vielen anderen Ortschaften hat Ferrara keinerlei römischen Wurzeln, sondern wurde wohl zunächst im 7. Jahrhundert von Lagunenbewohnern an einer Flussaufzweigung im Po-Delta besiedelt. Erst im 12. Jahrhundert kam es nach einem Dammbruch zur Verlandung der Region.

Nachdem Ferrara 1264 in die Hände der Adelsfamilie Este fiel, blühte die Stadt förmlich auf. Die Ansiedlung einer Universität und die Förderung der schönen Künste lockte Gelehrte, Maler und Bildhauer ans Po-Delta. Unter Ercole I. d’Este explodierte die Einwohnerzahl auf über 130.000, schnelles Handeln war gefragt. Hofarchitekt Biagio Rossetti wurde ab 1490 mit der schachbrettartigen Erweiterung und Befestigung Ferraras beauftragt. Der Bau breiter und gerader Straßen – im Gegensatz zur bis dahin gängigen Auffächerung und Erschließung von innen (dem Stadtkern) nach außen – war zu dieser Zeit einmalig in Europa. In Verbindung mit humanistischen Prinzipien sowie der Berücksichtigung stadtspezifischer Anforderungen und lokaler Traditionen entstand das Idealbild der Renaissance-Altstadt.

Spaziergang durch Ferraras Altstadt

Auf und rund um die Piazza della Repubblica erwarten dich prächtige Monumente architektonischer Kunst, durch besagtes Straßenprojekt, auch Addizione Erculea genannt, bestens erschlossen. Vielleicht kennst du bereits unseren ausführlichen Spaziergang durch Ferraras Renaissance-Altstadt – eine wundervolle Tour mit den wichtigsten Highlights und Sehenswürdigkeiten der Stadt sowie weiteren attraktiven Geheimtipps. Einige der schönsten Gebäude, Kirchen und Paläste wollen wir dir näher vorstellen.

San Giorgio

Oft kommt es anders, als man denkt. Zu Beginn der Arbeiten an der Cattedrale San Giorgio, dem Schutzpatron der Stadt geweiht, um 1135 wollte man einen römischen Sakralbau errichten. Letztlich sollte sich die Fertigstellung um über 200 Jahre verzögern, und so erwartet dich heute ein wahrlich einzigartiger Stilmix mit gotischem Charme. An der Marmor-Fassade entdeckst du Arkaden, Rosetten und Fialen sowie biblische Darstellungen und Abbildungen der Este. Im Inneren, mit Werken von Künstlern der Schule von Ferrara ausgestattet, erwarten dich überdies Elemente aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Übrigens lohnt sich auch ein kleiner Spaziergang rund um die Kathedrale. Du entdeckst unter anderem einen prächtigen Campanile sowie die überdachte Ladenzeile Loggia dei Merciai aus dem 15. Jahrhundert, in der heute noch einige Geschäfte untergebracht sind. Das Kathedralenmuseum ist hingegen einige Straßen weiter, in der Via San Romano, untergebracht.

Castello Estense

Ferraras Renaissance-Altstadt, UNESCO

©Bigstock.com/mary416

Was macht ein Wassergraben im Herzen Ferraras? Diese Frage stellst du dir sicher nicht alleine. Er umgibt Castello Estense, das ehemalige Herrschaftsgebäude der Este. Über eine Zugbrücke gelangst du von der Piazza Repubblica zum Kastell, das ursprünglich als Zwingburg gegen mögliche Volksaufstände schützen sollte. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es zur herzoglichen Residenz umgebaut. In den prächtigen Sale Estensi ist der prunkvolle Lebensstil zum Greifen nahe. Von manieristischen Fresken bis zu düsteren Verliesen im Untergeschoß erwartet dich eine faszinierende Zeitreise.

Die Paläste der Stadt

Neben dem Kastell und der Kathedrale ziehen dich eine Reihe von Palästen förmlich magisch an. Hier sind unsere Empfehlungen für deine Altstadt-Tour:

  • Palazzo Municipale: Der ehemalige Este-Herzogspalast war einst direkt mit dem Castello Estense verbunden. Besonderer Blickfang ist die Ehrentreppe, ein überdachtes Meisterwerk aus dem 15. Jahrhundert mit Kuppel. Heute ist hier das Rathaus untergebracht.
  • Palazzo Schifanoia: Warum immer so ernst? Schifanoia bedeutet so viel wie „nur keine Langeweile“ und war einzig dem Vergnügen gewidmet. Hier entflohen die Este-Regenten der höfischen Eintönigkeit, wovon unter anderem der Sala dei Mesi mit seinen leider schlecht erhaltenen Frührenaissance-Monatsfresken zeugt.
  • Palazzo Costabili: Als die Sforza 1503 aus Mailand vertrieben wurden, stockten auch die Bauarbeiten am Palast für Hof-Botschafter Antonio Costabili. Der Prachtbau blieb unvollendet, die von Garofalo ausgemalten Säle sind dennoch mehr als sehenswert. Ein Abstecher ins archäologische Museum lohnt sich!
  • Palazzo dei Diamanti: Über 12.000 Marmorblöcke mit unterschiedlich ausgerichteten, diamantförmigen Steinspitzen machen Biagio Rossettis architektonisches Meisterwerk zum Hingucker. Wo einst vornehm gewohnt und residiert wurde, befindet sich heute die Pinacoteca Nazionale mit Kunstwerken aus dem 14. bis 17. Jahrhundert.

 

Ausflug ins Po-Delta

Rund um Ferrara erwartet dich eine wahrlich einzigartige Kulturlandschaft, über Jahrzehnte und Jahrhunderte in minutiöser Kleinarbeit von Menschenhand geplant und mit technischem Geschick sowie einem Auge für die Natur fertiggestellt. Die sukzessive Trockenlegung des Po-Deltas, heute unter anderem Heimat eines gewaltigen Naturparks, legte den Grundstein für eine der prächtigsten Lebensräume des Landes. Zwischen den Provinzen Ferrara und Ravenna erwarten dich Feuchtgebiete, Wälder, Pinienhaine und Biotope, aber auch Landwirtschaft und so manches Wohnhaus. Eine besondere Rolle nehmen die Delizie Estensi ein, eine Sammlung von ca. 30 Villen im Stadtgebiet sowie der Umgebung, in der einst die Herrscher und ihre Familien lebten und regierten. Ihr strategischer Wert für die Erschließung, Verwaltung und Verteidigung der Region kann nicht oft genug betont werden.

Ob du nun architektonische Meisterleistungen, innovative Stadtplanung oder das faszinierende Zusammenleben von Mensch und Natur aus nächster Nähe erleben möchtest – Ferrara und das umliegende Po-Delta sind stets einen Besuch wert. ZAINOO wünscht dir viel Spaß bei einer gewiss unvergesslichen Reise zum Idealbild der Renaissance!

Venezianisches Verteidigungssystem des 16.-17. Jahrhunderts

Venezianisches Verteidigungssystem

©Bigstock.com/xbrchx

Jahrhundertelang war die Republik Venedig die Wirtschafts- und Seemacht im Mittelmeerraum. Als Großmacht kontrollierte man einen überwiegenden Teil des Handels zwischen den Kontinenten und wurde zur wichtigen Drehscheibe für allerlei Güter, für das Intrigenspiel der Mächtigen, aber auch zum Ziel wiederholter Angriffe auf die Ausnahmestellung der Republik. Um diesen entgegenzuwirken, wurden zahlreiche Befestigungen und Verteidigungssysteme errichtet, um die Außengrenzen abzusichern. Das venezianische Verteidigungssystem des 16. und 17. Jahrhunderts erstreckt sich über drei italienische Regionen und insgesamt drei Länder, und wurde 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Deswegen wurden Verteidigungssysteme benötigt

Burgen und Festungen sind beinahe so alt wie die Zeit. Schon immer hatten Menschen das Verlangen, ihr Hab und Gut zu beschützen – ein natürlicher Reflex, der sich mit der konstanten Weiterentwicklung der Zivilisation, von Machtansprüchen, Bewaffnung und Kriegsführung weiter ausprägte. Die Republik Venedig verfügte immer schon über ausgeklügelte Verteidigungsanlagen, die allerdings mit der Zeit gehen mussten.

Die Erfindung des Schießpulvers sorgte für einen Erdrutsch in bewaffneten Konflikten. Herkömmliche Befestigungen hielten den Kanonenkugeln und durchschlagskräftigen Waffen nicht mehr stand, andere Ideen mussten her. Du kannst dir wahrscheinlich schon vorstellen, wohin die Reise geht: Bestehende Verteidigungsanlagen wurden umfassend ausgebaut und modernisiert, um neuen Herausforderungen standzuhalten, neue Befestigungen errichtet. So entstanden umfassende Verteidigungssysteme zwischen Stato da Terra und Stato da Mar, welche dich heute mit einem unnachahmlichen Mix aus außergewöhnlicher Architektur, Technologie und faszinierender Geschichte begeistern werden.

Die drei italienischen Anlagen

Venezianisches Verteidigungssystem, UNESCO

©Bigstock.com/xbrchx

Die Hälfte der sechs in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommenen Verteidigungssysteme befinden sich Italien, gleichmäßig über drei Regionen verteilt. Mitunter fallen die Wege dorthin etwas länger aus, lohnen sich aber – du solltest zumindest ein verlängertes Wochenende für diese etwas andere Tour einplanen. Wohin diese dich führen wird, möchtest du wissen? Nun wir haben da so eine Ahnung…

Bergamo

Einst diente Bergamo in der Lombardei als westlichster Außenposten der Republik Venedig und wollte als solcher umfassend beschützt werden. So wurde die Stadtmauer, in ihrer heutigen Form ab 1561 erbaut, auf stattliche sechs Kilometer erweitert und stetig ausgebaut, um wachsenden Verteidigungsanforderungen standzuhalten. Sie ist stellenweise bis zu 50 Meter hoch und führt über vier einst stark bewachte Tore in die Stadt. 14 Bastionen, welche sich unter anderem über so manchen Hügel erstrecken, zwei Plattformen und 100 Plätze für Pistolen schützten die Grenze, verbunden durch ein umfassendes Netzwerk an unterirdischen Gängen. Für die Errichtung der Stadtmauer wurden an die 250 Gebäude abgerissen, darunter auch namhafte Kathedralen und Klöster. Dass es damals zu großen Konflikten mit der Kirche und sogar zu mehreren Exkommunizierungen kam, dürfte dich kaum überraschen.

Peschiera del Garda

Erst 1440 gelang es der Republik, das Städtchen Peschiera del Garda in Venetien einzunehmen. Schnell erkannten die Regenten die Möglichkeit, am Ufer des Gardasees eine gewaltige Festungsanlage zu errichten. Von Guidobaldo della Rovere entworfen und ab 1549 von Michele Sanmicheli umgesetzt, wirkt es beinahe so, als würden die Mauerwälle aus dem Wasser auftauchen und sich geradezu an die perfekt erhaltene Altstadt anlehnen. Durch die Verstärkung mit Erddämmen und eigenen Strukturen für verbesserte Artillerie-Reichweite galt – und gilt – Peschiera del Garda als Epitom der modernen Befestigungsanlage.

Palmanova

Während diese beiden Ortschaften bereits existierten, als sich die Venezianer ihrer annahmen, entstand Palmanova Ende des 16. Jahrhunderts einzig alleine zu Verteidigungszwecken gegen die Osmanen. Die Planstadt sollte außerdem der wichtigste Landstützpunkt der Republik werden, was jedoch nicht funktionierte – der für eine Kleinstadt überdimensionierte Hauptplatz erinnert noch heute daran. Breite Straßen führten die Soldaten auf schnellstem Weg zu den Stadtmauern. Befehlshabende Offiziere wohnten im Zentrum, Liniensoldaten drumherum und Söldner entlang der Befestigungen. Palmanova repräsentiert die perfekte Festungsstadt und wurde als solche auch auf die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.

Venezianische Verteidigungssysteme außerhalb Italiens

Unser Fokus liegt natürlich auf den venezianischen Verteidigungssystemen auf italienischem Boden. Dennoch wollen wir dir jene in Kroatien und Montenegro ebenfalls kurz vorstellen:

  • Zadar (Kroatien): Die Hafenstadt an der Adria fiel bereits 1409 in die Hände der Republik Venedig. Mit den einsetzenden Eroberungszügen der Osmanen im Hinterland wurden ab dem frühen 16. Jahrhundert gewaltige Festungsstrukturen entwickelt. Ein eigener, der Küste vorgelegener Wassergraben schützte die Stadt gemeinsam mit mehreren Toren und Wallen.
  • Nikolaus in Šibenik (Kroatien): Etwas weiter südlich an der Mündung des Flusses Krka in die Adria gelegen, befindet Šibenik, dessen Kathedrale des Heiligen Jakob ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Hier stehen gleich vier Festungen der Venezianer, von denen die am Eingang zum Antonius-Kanal errichtete Anlage St. Nikolaus zum Teil dieser Weltkulturerbe-Sammlung erklärt wurde.
  • Kotor (Montenegro): Einst selbst ein wichtigstes Handelszentrum und florierende Konkurrenz zur Republik, verlor Kotor unter venezianischen Schutz sukzessive seine Selbstständigkeit. Die eindrucksvolle Stadtmauer wurde auf ihrer gesamten Länge von 4,5 km komplett modernisiert und umfassend ausgebaut, förmlich in die gleichnamige Bucht von Kotor fließend.

 

Sonderfall: Lagune von Venedig

Ursprünglich waren noch weitere Städte für dieses UNESCO-Weltkulturerbe vorgesehen: Hvar, Korčula und ganz Šibenik auf kroatischer, Herceg Novi und Ulcinj auf montenegrinischer Seite. Sie wurden ebenso wenig aufgenommen wie ein, wie wir finden, Sonderfall auf italienischer Seite, die Lagune von Venedig. Sie beheimatet unter anderem mehrere oktogonale Festungen, das Arsenal, Fort San Felice und Fort Sant’Andrea. Warum es nicht mit einer Aufnahme für diese eindrucksvolle Region klappte, ist unklar, allerdings ist sie bereits Teil der UNESCO-Weltkulturerbestätte „Venedig und seine Lagune“, und das sogar seit 1987. Vermutlich wollte man eine Dopplung vermeiden, verdient hätten es die gewaltigen Verteidigungssysteme aber allemal.

Innovativ und revolutionär für ihre Zeit, auch heute noch beeindruckend und vor allem überwiegend richtig gut erhalten: Die venezianischen Verteidigungssysteme des 16. und 17. Jahrhunderts begeistern bis heute, selbst wenn du nur bedingt an Militärgeschichte interessiert sein solltest. Wir wünschen dir viel Spaß bei deiner Rundreise durch Norditalien und können dir Abstecher in die Lagunen sowie in die weiteren Weltkulturerbestätten an der Adria nur wärmstens empfehlen!

Villa Adriana in Tivoli

Villa Adriana in Tivoli, UNESCO

©Bigstock.com/salvo77na

Kaiserliche Residenzen gab es im Römischen Reich in Hülle und Fülle, doch keine von ihnen erreichte die Dimensionen und den unglaublichen Glanz der Hadriansvilla. Die Villa Adriana in Tivoli, ca. 30 km nordöstlich von Rom gelegen, umfasste Schätzungen zufolge mindestens 125 Hektar Land – teils bebaut, teils von gepflegten Grünflächen bewachsen. Hier vereinte Hadrian Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen gewann. Selbst in der Renaissance galt diese UNESCO-Weltkulturerbestätte als maßgebliche Inspiration für die weitere Entwicklung der Gartenkunst. Bis heute laufen umfangreiche Ausgrabungsarbeiten auf diesem gewaltigen Areal.

Entstehungsgeschichte

Hadrian regierte von 117 bis zu seinem Tod am 10. Juli 138 als vierzehnter römischer Kaiser. Während seiner Amtszeit bereiste er sämtliche Provinzen des Reichs besonders ausgiebig. Gerade in Ägypten und Griechenland sammelte er viele Eindrücke, die später in seine Sommerresidenz, in folgenden Jahren auch als Alterssitz genutzt, einfließen sollten. Stolze 16 Jahre dauerten die (Ausbau-)Arbeiten an der Hadriansvilla, deren Standort günstig gewählt wurde. Einerseits existierte bereits eine fixe Straßenanbindung an Rom, die Via Tiburtina, andererseits konnte über den mit dem Tiber verbundenen Fluss Anio Material auf dem Wasserweg zur Baustelle gebracht werden.

So wurde eine alte republikanische Villa im Laufe der Jahre deutlich ausgebaut und um griechische sowie ägyptische Elemente erweitert, begleitet vom umfassenden Ausbau der Wasserversorgung. Es entstanden gleich mehrere brandneue Gebäude, welche sich sukzessive von der bis dahin populären kantigen Bauweise entfernten. Gärten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in Hadrians Überlegungen. Die ausladenden Dimensionen der Grünanlagen bleiben lange Zeit unerreicht.

Verfall und Wiederentdeckung

Nach dem Tod Hadrians ging die Villa in die Hände seiner Nachfolger, geriet jedoch zunehmend in Vergessenheit und wurde später ausgeschlachtet. Nach der Gründung Konstantinopels setzte die Fortbringung von Ausstattung und Marmor ein, die Anlage diente als Lager- und Abbaustätte und verfiel zunehmend. Im Mittelalter war von der einstigen Opulenz dieses Baus so gut wie nichts geblieben.

In der Frührenaissance erlebte die Villa Adriana in Tivoli schließlich eine selbige. Die Wiederentdeckung im Laufe des 15. Jahrhunderts machte die Anlage zum wichtigen Quell der Inspiration für die zeitgenössische Gartenkunst. Gerade barocke Gärten orientierten sich an Hadrians Ideal. Zugleich nahmen die Ausgrabungsarbeiten endlich Fahrt auf. Die Plünderungen konnten zumindest reduziert werden, letztlich wurden noch an die 300 Kunstwerke aufgefunden und in diverse Museen gebracht. Bis heute bleiben ca. ein Drittel der Gesamtanlage nicht erkundet, hier finden aktuell weiterhin Grabungen statt.

Was dich bei deinem Besuch erwartet

Villa Adriana in Tivoli

©Bigstock.com/vladacanon

Wir empfehlen dir einen geführten Rundgang über die gesamte Anlage der Villa Adriana in Tivoli. Du besuchst sämtliche Ruinen, erhältst einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Gärten und durchschreitest unterirdische Versorgungsgänge. Ein Blick auf das extensive System an Aquädukten zeugt von jenem technischen Fortschritt, der frisches Wasser aus den Bergen zur Villa transportierte. Hier sind einige der Gebäude und Anlagen der Hadriansvilla, die dir auf deinem Spaziergang begegnen werden:

  • Piazza d‘Oro: Am Süden der Anlage gelegen, diente der Hof früher vermutlich als Schauplatz großer Empfänge und Bankette. Marmorböden und ägyptische Säulen erstrecken sich um den großen Garten mit Wasserbecken.
  • Thermen: Die beiden Thermenanlagen – Grandi Terme und Piccole Terme – orientierten sich an klassisch römischem Vorbild und wecken somit vertraute Erinnerungen an vergleichbare Ausgrabungsstätten. Während die kleine Therme für den Kaiser, dessen Familie und seine Gäste vorgesehen war – kostbare Stuckarbeit zeugt von Glanz und Gloria – diente die kleine Therme mit Fußbodenheizung einzig dem Personal.
  • Saal der Philosophen: Obwohl dieser Saal einen so klingenden Namen, liegt sein eigentlicher Zweck heute im Verborgenen – vielleicht entdeckst du entscheidende Hinweise bei deinem Rundgang? Der rechteckige Raum mit Nischen und halbrunder Apside könnte eine Bibliothek gewesen sein, vielleicht auch ein Versammlungssaal.
  • Pecile: Über das große Tor auf der Nordseite der Villa Adriana in Tivoli gelangst du zum Pecile. In diesem rechteckigen Kolonnengang, rund um einen künstlichen Teich angelegt, fand man Schutz vor Wind und Wetter, aber auch komplette Ruhe und Einsamkeit. Die römische Medizin verordnete einen Spaziergang von zwei Meilen – sieben Rundgänge – durch eine solche Kolonne nach dem Mittagessen.
  • Canopo: Hadrians Reisen führten ihn immer wieder nach Ägypten, wo er die Macht des Flusses Nil bestaunte. Das Canopo erinnert an den gleichnamigen Kanal, das Verbindungsstück zwischen Nil und Alexandria. Das Wasserbecken war von Säulenreihen, Statuen und Darstellungen griechischer Götter geziert.
  • Heliocaminus: Neben den zuvor erwähnten Thermenanlagen für Gäste und Personal hatte die Hadriansvilla überdies ein eigenes Thermalbad, das Heliocaminus. Durch Glasfenster strömte Sonnenwärme hinein, doppelbödige Wände und Fußböden konnten beheizt werden. Der Dampf entwich über das Lumen, ein Loch im Zentrum der Decke.
  • Teatro Marittimo: Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, fanden hier keine Theatervorstellungen statt. Hadrian zog sich in diesen Mini-Domus auf einer künstlich geschaffenen Insel zurück, um zu meditieren. Dieser Bereich war nur über zwei von der Insel steuerbare Zugbrücken erreichbar und bot dem Herrscher komplette Zurückgezogenheit.
  • Palazzo Imperiale: Des Imperators Palast entstand in der ersten Bauphase der Hadriansvilla und gilt als ältestes Gebäude auf dem gesamten Areal. Einst umfasste dieser imposante Herrschaftssitz eine Fläche von ca. 50.000 m². Sämtliche Wohn- und Repräsentationsräume waren mit ausladenden, flächendeckenden Mosaiken ausgestattet.

 

Alte Ruinen und Nachbildungen von Originalstatuen treffen auf Überbleibsel der einst so mächtigen Gartenanlagen, heute wieder teils in altem Glanze erstrahlend dank liebevoller Restaurierung. Der Bann der Villa des Hadrian bleibt ungebrochen. Wie nur wenige andere Gebäude konnte sie über Jahrtausende faszinieren und inspirieren. Bereichere deine Rom-Reise mit diesem und weiteren ZAINOO-Tipps – viel Spaß in dieser prächtigen UNESCO-Weltkulturerbestätte!

Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata

Pompeji

©Bigstock.com/scaliger

Im Jahr 79 n. Chr. legte eine verheerende Naturkatastrophe den Grundstein für eine der wichtigsten Kultur- und Geschichtsforschungsstätten der Welt. Beim Ausbruch des Vesuv an eben jenem 24. August wurden die Städte Pompeji, Oplontis, Herculaneum und Stabiae komplett verschüttet, bleiben unter der Asche allerdings zu weiten Teilen konserviert. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts begannen offizielle Grabungsarbeiten, welche beeindruckende Einblicke in das römische Stadtleben ans Tageslichts beförderten. Heute erfreuen sich die archäologischen Stätten von Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata am Golf von Neapel gewaltiger Beliebtheit, nicht nur unter Forschern und Historikern, und zählen seit 1997 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Untergang und Ausgrabungsgeschichte

Über das Datum 24. August entbrannte in den letzten Jahrzehnten eine feurige Debatte. Zwar findet sich dieser Hinweis in den überlieferten Briefen von Plinius dem Jüngeren, verschiedene Indizien, darunter „herbstliche“ Lebensmittelreste in Pompeji, verschieben es jedoch um zwei Monate nach hinten; es könnte sich um einen Abschreibfehler handeln. Unbestritten ist jedoch das Ausmaß der Katastrophe, als ein Pfropfen im Vesuv förmlich explodierte und eine tödliche Wolke über das Land schickte. Die meisten Menschen erstickten am Gemisch aus Asche, Lava und Gasen oder wurden von herabregnenden Bimssteinen erschlagen. Letzte Überlebende, darunter auch der römische Schriftsteller Plinius der Ältere, fielen den anschließenden Glutlawinen zum Opfer.

Zwar wurden bereits kurz nach dem Untergang Pompejis erste Wertgegenstände geborgen, abgesehen von sporadischer Siedlungen und ein paar Grabräubern bliebt das Gebiet jedoch jahrhundertelang unberührt. Erst am 6. April 1748 begannen Grabungen unter der Aufsicht von Oberst Rocque Joaquín de Alcubierre, einem spanischen Ingenieuroffizier, mit offizieller Erlaubnis des Königshauses von Neapel. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurden die Arbeiten immer wieder unterbrochen und aufgenommen, man glaubte zunächst Herculaneum und Stabiae gefunden zu haben. Erst ab 1863, als Giuseppe Fiorelli zum Soprintendente ernannt wurde, erlebten die Forschungsarbeiten einen wahren Boom. Die immer moderner werdende archäologische Technologie förderte mehr und mehr Gebäude und Schätze zutage.

Pompeji

Pompeji, UNESCO

©Bigstock.com/MartinM303

Obwohl mehrere Gebiete und Stätten zum gewaltigen Gebiet dieses UNESCO-Weltkulturerbes zählen, ist Pompeji doch mit Abstand die berühmteste. Wir wissen heute vergleichsweise viel über die antike Stadt, was den recht gut erhaltenen Gebäuden und einer Vielzahl an Fundstücken zu verdanken ist – Schätze, die heute unter anderem über eine Reihe an Museen in der Region verteilt sind. Was aber macht Pompeji so spektakulär? Wir verraten dir, welche Stätten du unbedingt auf deiner Tour besuchen solltest:

  • Forum: Einst Marktplatz, später Versammlungsort, erfüllte das Forum verschiedene Funktionen, worauf Bauten aus verschiedenen Zeiten schließen lassen. Inschriften lassen eine Fertigstellung um 80 v. Chr., in vorkolonialer Zeit, vermuten.
  • Macellum: An der Markthalle für Lebensmittel an der Nordseite des Forums arbeiten Archäologen und Experten immer noch fleißig, denn sie wurde bei einem schweren Erdbeben 62 n. Chr. stark zerstört und soll möglichst originalgetreu wiederaufgebaut werden. Hier konnten unter anderem Überreste von Obst und Getreide, aber auch von Knochen und Gräten gefunden werden.
  • Kapitol: Ursprünglich dem Jupiter geweiht, wurde dieser Tempel bereits frühzeitig für Apollon renoviert – eine sehr frühe Anpassung an Rom, bereits Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Die exponierte Lage und die römische Bauweise beeindrucken noch heute.
  • Basilika: Als Pompeji, zeitgleich mit dem Umbau des Kapitols für Apollon, monumental ausgebaut wurde, entstand auch diese rechteckige, dreischiffige Basilika. Hier wurden erstmals gebrannte Ziegel im großen Stil verwendet, Stuck verlieh ihr repräsentatives Aussehen.
  • Thermen: Wie auch die Privathäuser, sind die Thermen vor allem für ihre gewaltigen, flächendeckenden Fresken weltbekannt. Viele von ihnen konnten nach den Ausgrabungen umfassend geschützt werden und somit hervorragend erhalten bleiben. Die vielleicht älteste Thermenanlage der Stadt sind die gewaltigen Stabianer Thermen, aber auch die Forumsthermen und die mit erotischen Fresken ausgestatteten Vorstadtthermen solltest du unbedingt besuchen.
  • Tempel: Den einen oder anderen Tempel haben wir bereits erwähnt, aber natürlich gibt es noch ganz viel mehr davon in Pompeji, teils mit freskoreichen Altären. Etwas außerhalb der Altstadt erstreckt sich beispielsweise Forum Triangulare, ein gewaltiger Komplex mit dem Hercules-Minerva-Tempel. Der vorchristliche Isis-Kult hinterließ vor allem unter der einfachen Stadtbevölkerung Spuren, wie der Isis-Tempel zeigt. Ebenso gibt es Anlagen für Äskulap und Salus, für Venus und für Fortuna.
  • Theater: Du wirst bestimmt überrascht über den hervorragenden Zustand der Theateranlagen Pompejis sein. Tatsächlich blieben das große Theater, das Odeion und das erste bekannte Amphitheater überhaupt recht gut erhalten. Anhand der verschiedenen Baustile kannst du den sukzessiven Übergang von griechischer zu römischer Prägung gut nachvollziehen.

 

Herculaneum

Natürlich ist Pompeji die mit weitem Abstand bekannteste der drei archäologischen Anlagen dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte, und doch solltest du den einen oder anderen Abstecher zu den weiteren Vertretern wagen. Über Herculaneum ist heute vergleichsweise wenig bekannt aufgrund der gewaltigen Schlammmengen, welche die antike Stadt einst begruben, sowie des schlechten Zustandes der einzelnen Gebäude. Aufgrund der Kostspieligkeit stockten die Ausgrabungsarbeiten für lange Zeit, zudem stahlen bewaffnete Diebe im Jahr 1990 über 250 wertvolle Artefakte, die bis heute verschwunden bleiben.

In Herculaneum selbst kannst du den Blick in einige Privathäuser und öffentliche Bauten werfen, vor der Stadt befinden sich außerdem diverse Villen. Beeindruckende Mosaikböden, alte Statuen und kunstvolle Waldmalereien zieren die verschiedenen Anlagen, ebenfalls kannst du das eine oder andere römische Graffiti an Häuserwänden erkennen. Das Gros der ausgegrabenen Kunstwerke ist heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel untergebracht.

Torre Annunziata

Ein paar Kilometer von Pompeji und Herculaneum entfernt, wurde auch der antike Ort Oplontis, wo sich heute die Gemeinde Torre Annunziata befindet, komplett verschüttet. 1964 fanden Archäologen die Villa einer vornehmen römischen Familie, die in weiterer Folge Schritt für Schritt freigelegt wurde. Aufschriften auf Krügen und Amphoren sowie die Form einer Statue lassen vermuten, dass das Gebäude einst Neros zweiter Ehefrau Poppaea Sabina gehörte, vielleicht auch ihrer Familie. So trägt die Villa von Oplontis auch den Beinamen Villa Poppaea. Der Gebäudekomplex wurde noch nicht zur Gänze freigelegt, doch was es bislang zu sehen und entdecken gab, beeindruckt. Unzählige Räume, ein Schwimmbad, ein Weinkeller, der Obstgarten und mehrere Platanen zeugen von einstiger Opulenz.

Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata verleihen Einblicke in das antike Italien wie wohl keine zweite Anlage. Der faszinierende Übergang von griechischer zu römischer Prägung, die hervorragend erhaltenen Anlagen, die faszinierenden Kunstschätze – beim Spaziergang durch die UNESCO-Weltkulturerbestätte fühlst und atmest du den Geist längst vergangener Tage.

Veronas Altstadt

Veronas Altstadt

©Bigstock.com/xbrchx

Als die Altstadt von Verona im Jahr 2000 zur UNESCO-Weltkulturerbestätte erklärt wurde, dachten sich wohl viele: Endlich! Tatsächlich zählt das mittelalterliche Zentrum mit römischen Wurzeln der in vorchristlicher Zeit gegründeten Metropole zu den schönsten seiner Art in ganz Italien. Rund um das Ensemble-Herzstück der Piazza delle Erbe und der Piazza dei Signori erwarten dich eindrucksvolle Monumente, welche mehrere Kunst- und Architekturepochen gekonnt miteinander verbinden. Welche Sehenswürdigkeiten du auf keinen Fall verpassen darfst und was Veronas Altstadt mit den Scaligern zu tun hat, erfährst du hier.

Eine kurze Geschichte Veronas

Um die architektonische Vielfalt Veronas vollends genießen zu können, lohnt sich ein kleiner Blick auf die Geschichte der Stadt. Sie wurde bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. von den Euganeern und Rätern gegründet, später von den Cenomanen – ein gallischer Stamm – erobert und 89 v. Chr. schließlich ins Römische Reich eingegliedert. Erst unter Augustus blühte die Kolonie und wurde zur Großstadt, bevor Attilas Plünderungen und die Machtergreifung der Ostgoten sowie Langobarden für verheerende Zerstörungen sorgten.

Die überaus wechselhafte Geschichte der Stadt mit verschiedenen Herren und brutalen Machtkämpfen erstreckte sich bis ins Mittelalter und sogar die Renaissance. So erhoben unter anderem die Bayern, die Mailänder und die Venezianer Anspruch auf Verona, das erst 1866 nach dem Deutschen Krieg ins Königreich Italien eingegliedert wurde. Lichtblick in diesen turbulenten Jahrhunderten, zumindest aus kunst- und kulturgeschichtlicher Sicht, waren die Scaliger. Auch ihre Herrschaft, die sich über das 13. und 14. Jahrhundert erstreckte, sah sich zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen und Intrigen ausgesetzt. Und doch sorgten sie, gemeinsam mit der später folgenden Verwaltung durch die Republik von Venedig, für einen wahren Bauboom. Bis heute dominieren ihre Ideen, Bestrebungen und Bauinitiativen das Stadtbild Veronas.

Das Herzstück der Altstadt

Der eigentliche Kern der Altstadt von Verona sind die Überbleibsel der ursprünglichen römischen Siedlung, die bis heute wunderbar erhalten geblieben sind. Nach dem mittelalterlichen Wiederaufbau und der Erweiterung der Mauern durch die Scaliger rückten jedoch zwei Plätze in den Mittelpunkt. Sie bilden bis heute das Herzstück der Stadt und lassen sämtliche Architekturepochen Veronas aufeinanderprallen.

Auf der Piazza delle Erbe befand sich einst das Forum, das Handelszentrum der Römer. Noch heute erwartet dich hier ein herrlich malerischer Obst- und Gemüsemarkt. Von historischen, imposanten Fassaden eingerahmt, lässt du dich von feinen Gerüchen verzaubern – da läuft dir bestimmt schon das Wasser im Mund zusammen! Wir empfehlen dir ebenfalls einen Blick in die verschiedenen Paläste aus dem 14. Jahrhundert, wie die Palazzi Case Mazzanti mit ihren gemalten Fassaden oder der stattliche Palazzo Casa dei Mercanti. Im Herzen des Platzes befindet sich außerdem ein pittoresker Brunnen mit einer Statue aus römischen Zeiten.

Über die Piazza delle Erbe erreichst du die Piazza dei Signori. Der Portikus der Loggia del Consiglio war Schauplatz des politischen Lebens Veronas im 16. Jahrhundert. Ebenfalls befand sich hier früher der Sitz der militärischen sowie der administrativen Macht in den Palazzi di Cansignorio und del Comune. Eyecatcher des Platzes ist aber ohne Zweifel der Torre dei Lamberti. Im 12. Jahrhundert als Gemeindeturm errichtet, genießt du von der Aussichtsplattform in luftiger Höhe den atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. Falls dir die 368 Stufen nach oben zu anstrengend sein sollten, kannst du natürlich auch den Lift nehmen.

Das römische Verona

Veronas Altstadt, UNESCO

©Bigstock.com/gar1984

In der Altstadt findest du einige der besterhaltenen und umfangreichsten Reliktensammlungen römischer Monumente in ganz Italien. Hier sind einige unserer Favoriten:

  • Arena: In römischen Zeiten fasste dieser Schauplatz für blutige Gladiatorenkämpfe über 30.000 Zuschauer. 1117 zerstörte ein Erdbeben weite Teile des Außenrings, der fortan als städtischer Steinbruch genutzt wurde. Und doch konnte sich die Arena ihren ursprünglichen Charme beibehalten – heute vor allem in den Sommermonaten Schauplatz von Opern und Pop/Rock-Konzerten.
  • Theater: Einst war das Teatro Romano ein echter Prachtbau, ausladend geschmückt und direkt am Etsch-Ufer gelegen. In späteren Jahren dem Verfall preisgegeben, zählt die im 19. Jahrhundert liebevoll restaurierte Anlage heute zu den populärsten Touristenattraktionen der Stadt. Im direkten Umkreis findest du übrigens viele weitere spannende Ruinen sowie ein archäologisches Museum im ehemaligen Jesuaten-Kloster.
  • Gavierbogen: Als Napoleons Truppen 1805 Verona besetzten, ließ der Feldherr den im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten Arco dei Gavi an der Via Postumia abreißen, weil er diesen als militärisches Hindernis sah. Es sollte fast 130 Jahre dauern, bis der Bogen in einem kleinen Park zwischen Etsch und Corso Cavour endlich wiederaufgebaut wurde.
  • Ponte Pietra: Im Laufe der Jahrhunderte in Teilen neuerrichtet, gehen weite Teile dieser römischen Bogenbrücke über den Etsch tatsächlich auf ihre Entstehungszeit um ca. 100 v. Chr. zurück. Fünf mächtige Bögen verbinden heute römische Elemente mit Bauteilen aus Zeiten der Scaliger und der Republik von Venedig.

 

Weitere Highlights in Veronas Altstadt

Die Scaliger sowie die Venezianer hinterließen ebenfalls ihre Spuren im überaus vielfältigen wie wunderschönen Stadtbild Veronas. Alle Sehenswürdigkeiten aufzulisten, ist schlicht und ergreifend unmöglich, aber folgende Highlights solltest du auf jeden Fall gesehen haben:

  • Castelvecchio: Mitte des 14. Jahrhunderts ließ Cangrande II. della Scala diese Kastellburg errichten, über die Brücke Ponte Scaligero mit benachbarten Besitztümern der Scaliger verbunden. Spätere Regenten führten verschiedene Veränderungen am Gebäude durch, bevor es 1923 zum Museum erklärt wurde. Lass dich von der Vielfalt der Veroneser Malerei beeindrucken!
  • Ponte Scaligero: Dieser mittelalterliche Fluchtweg von der Scaliger-Burg Castelvecchio steht für ungemeine Robustheit und überstand gleich mehrere schwere Fluten. Mehrfach von feindlichen Truppen zerstört, konnte die Brücke mit Ausnahme des linken Turms originalgetreu wiederhergestellt werden.
  • San Zeno Maggiore: Einer der schönsten Sakralbauten Veronas stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Hier treffen Elemente der Romantik und der Gotik geradezu kunstvoll aufeinander. Von der verspielten Farbgebung über die sehenswerte Fensterrose bis zum hochaufragenden Campanile erwartet dich hier eine Art „Best of“ Veroneser Baukunst.
  • Domkomplex: In römischen Zeiten ursprünglich mit Villen bebaut, begannen Arbeiten an einer ersten Basilika bereits im 4. Jahrhundert. Von Feuern und Erdbeben mehrfach zerstört, erhielt die Domkirche ihr heutiges Aussehen im ausgehenden 15. Jahrhundert. Von den Fresken über Tizians Altargemälde bis zum Portal von Nicolò triffst du hier auf echte Kunstschätze.
  • Scaliger-Grabmäler: Kurz nach ihrer Machtergreifung Mitte des 13. Jahrhunderts erklärten die Scaliger die romanische Santa Maria Antica zu ihrer Hauskirche. Am großen Friedhof befinden sich die prunkvollen Ruhestätten der einstigen Stadtherren. Ausladend geschmückte, kunstvoll verzierte Sarkophage, Statuen und Grabmäler erinnern an die vielleicht schillerndsten Regenten Veronas.

 

Wir könnten noch ewig so weitermachen, denn Veronas Altstadt ist nun wirklich alles, nur nicht arm an Highlights. Wo anfangen? Wo aufhören? Verbringe doch am besten gleich ein paar Tage in dieser wunderschönen Stadt und lass dich von den verschiedenen Epochen und Baustilen verzaubern. ZAINOO wünscht dir viel Spaß in dieser prächtigen UNESCO-Weltkulturerbestätte!

Piazza del Duomo in Pisa

Piazza del Duomo in Pisa

©Bigstock.com/ViFi

Wenn du den Namen Pisa hörst, denkst du wahrscheinlich an einen ganz bestimmten Turm, und dieser ist alles andere als gerade. Klar, der Schiefe Turm ist für viele Touristen das Wahrzeichen der toskanischen Stadt, und doch nur eine von viele Sehenswürdigkeiten auf dem Domplatz Piazza del Duomo. Im Volksmund auch Piazza dei Miracoli („Platz der Wunder“) genannt, beheimatet er die wohl wichtigsten und prächtigsten Sehenswürdigkeiten Pisas, welche die italienische Monumentalkunst bis über das Mittelalter hinaus entscheidend beeinflussen sollten. Seit 1987 zählt der Platz sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Dezentrale Lage, großer Einfluss

In der Regel finden sich historische Stadtkerne und mittelalterliche Zentren auf der UNESCO-Liste wieder. Auch der Piazza del Duomo nimmt eine entscheidende Rolle im Stadtgeschehen ein, befindet sich allerdings im Nordwesten der Altstadt Pisas am äußersten Rande des Stadtkerns. Diese dezentrale Lage mutet ungewöhnlich an, macht aber auch Sinn. Zum Domplatz spaziert man ganz bewusst, um die einzigartigen Sehenswürdigkeiten zu sehen, während die eigentliche Altstadt vergleichsweise ruhig gelegen ist und unverkennbares toskanisches Flair offenbart.

Die Gebäude an sich wurden vornehmlich im 11. und 12. Jahrhundert erbaut. Bis heute strahlen sie eine geradezu hypnotische Wirkung aus und ziehen jedes Jahr tausende und abertausende Besucher aus aller Welt an. Der architektonische Stil der einzelnen Kirchen und Monumente rund um die Grünfläche in der Nähe der alten Stadtbefestigung sollte schnell seine Runden im Rest des Landes machen. Bis ins 14. Jahrhundert eiferten zahlreiche Städte und Bauherren dem besonderen, geradezu leuchtenden Bild des Wunderplatzes nach. Welche Bauwerke sich hier genau befinden, möchtest du wissen? Zeit für einen Blick auf die Highlights auf der Piazza del Duomo in Pisa!

Dom Santa Maria Assunta

Piazza del Duomo in Pisa, UNESCO

©Bigstock.com/moomusician

Kaum zu glauben, aber wahr: An der Kathedrale des Erzbistums Pisa wurde über 200 Jahre gearbeitet. Wenn du vor dem Dom stehst, wird dir das wahrscheinlich nicht auffallen, denn neben einheitlicher Fassadengestaltung wurde stets mit dem gleichen Baustoff – Marmor aus Carrara – gearbeitet. Kein Wunder, dass sich unter anderem Siena und Florenz von diesem christlichen Monumentalbau inspirieren ließen.

Bis heute lässt sich der Dom nicht exakt datieren. Das ist gerade angesichts der Fassade schade, weil diese durch den Übergang von der glatten Wand zur plastisch gestalteten Schaufläche ein echtes Novum in der europäischen Architektur darstellt. Entsprechend viele Theorien drehen sich um die mit mehrfarbigem Marmor, Mosaiken und Bronzeobjekten gestaltete Außenwand. Ein schwerer Brand zerstörte 1595 leider große Teile des Innenlebens. Die vergoldete Kassettendecke wurde beispielsweise im Zuge der Restaurationsarbeiten installiert. Großartige Fresken und Mosaike in der Kuppel und an der Kanzel ergänzen sich prima mit den monumentalen Marmorsäulen.

Schiefer Turm von Pisa

Am 9. August 1173 wurde der Grundstein für einen freistehenden Glockenturm gelegt, der zum Dom gehören sollte. Zwölf Jahre später, man hatte gerade das dritte Stockwerk erreicht, begann sich der Campanile gen Südosten zu neigen, was für eine hundertjährige Baupause sorgte. Erst an die 200 Jahre später wurde der Schiefe Turm von Pisa, das Wahrzeichen der Stadt, in abgewandelter Form fertiggestellt.

Aber warum ist der Turm eigentlich schief? Das liegt wohl am schlechten Untergrund aus Sand und Morast, zudem steht er am Rand einer ehemaligen, neben dem antiken Hafenbecken befindlichen Insel. Nunmehr beträgt der Neigungswinkel des Turms an die vier Grad, das Pendel im Inneren berührt daher beinahe eine Seitenwand. Besichtigungen sind aktuell übrigens wieder möglich – 15 Minuten für maximal 40 Personen gleichzeitig. Hoffentlich bist du nicht seekrank!

Baptisterium

Mitte des 12. Jahrhunderts sollte der Dom noch eine kleine Taufkirche, das Baptisterium, erhalten. Freilich ist klein ob der Opulenz dieses Gebäudes relativ, denn die Kirche im romanischen Stil auf kreisrundem Fundament macht mit ihrer reichverzierten Fassade einiges her. Die Büsten über den Arkaden der größten christlichen Taufkirche überhaupt bilden Apostel und Propheten ab, sind jedoch Nachbildungen von Giovanni Pisanos Originalen. Über Stufen gelangst du sogar bis unter das Kuppeldach. Von hier hast du einen traumhaften Blick auf da Comos Taufbecken. Und das Echo erst…

Weitere Highlights auf der Piazza del Duomo

Neben diesen drei Hauptbauwerken findest du noch weitere spannende Highlights auf dem Domplatz Pisas. Einige unserer Favoriten haben wir für dich herausgepickt:

  • Camposanto Monumentale: Zum Norden hin schließt die Piazza del Duomo mit einer monumentalen Friedhofsanlage ab. Der Überlieferung nach befindet sich hier Erde, welche Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land mitbrachten. Eine gotische Fassade mit Marmorblendarkaden führt dich in das Innere dieses Komplexes. Im Kreuzgang triffst du auf eine Reihe liebevoll restaurierter Fresken sowie spätantike Sarkophage, die seit dem Mittelalter als Begräbnisstätte für Adelige dienen.
  • Palazzo dell‘Opera: Dieser Gebäudekomplex im Nordosten des Platzes fasst verschiedene Gebäude späteren Datums zusammen. So entstanden die einzelnen Häuser des Opernpalastes zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert und dienten ursprünglich als Unterkünfte für die Domkomplex-Bediensteten. Mittlerweile werden nur noch wenige Räumlichkeiten als Büros genützt, während andere Zimmer – erst vor wenigen Jahren – erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
  • Ospedale Nuovo di Santo Spirito: Im äußersten Südosten des Platzes wurde das „Neue Krankenhaus des Heiligen Geistes“ 1257 anstelle eines älteren, kleineren Krankenhauses erbaut. Es sollte den Armen und Kranken, Waisenkindern und Pilgern Unterschlupf gewähren. Hinter der gotischen Fassade befindet sich mittlerweile aber kein Krankenhaus mehr, sondern das Museo delle Sinopie. Hier kannst du die freigelegten Fresken-Sinopien – eine Art Fresko-Skizze aus rotbrauner Naturfarbe – aus dem Camposanto Monumentale bestaunen.

 

Pisas Faszination ist bis heute ungebrochen. Diese wunderschöne, eindrucksvolle Stadt mit ihrem etwas außerhalb gelegenen Stadtkern regt bis heute die Fantasie ihrer Besucher an. Die Piazza del Duomo ist viel mehr als „nur“ der eindrucksvolle Schiefe Turm, wie du bei deinem Besuch sehr schnell feststellen wirst. Lass dich in den Bann des monumentalen Domkomplexes mit seinen ausladenden Fassaden und eindrucksvollen Gebäuden ziehen – ZAINOO wünscht dir viel Spaß bei deiner Reise in das Herz der Toskana!