Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata

Pompeji

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Im Jahr 79 n. Chr. legte eine verheerende Naturkatastrophe den Grundstein für eine der wichtigsten Kultur- und Geschichtsforschungsstätten der Welt. Beim Ausbruch des Vesuv an eben jenem 24. August wurden die Städte Pompeji, Oplontis, Herculaneum und Stabiae komplett verschüttet, bleiben unter der Asche allerdings zu weiten Teilen konserviert. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts begannen offizielle Grabungsarbeiten, welche beeindruckende Einblicke in das römische Stadtleben ans Tageslichts beförderten. Heute erfreuen sich die archäologischen Stätten von Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata am Golf von Neapel gewaltiger Beliebtheit, nicht nur unter Forschern und Historikern, und zählen seit 1997 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Untergang und Ausgrabungsgeschichte

Über das Datum 24. August entbrannte in den letzten Jahrzehnten eine feurige Debatte. Zwar findet sich dieser Hinweis in den überlieferten Briefen von Plinius dem Jüngeren, verschiedene Indizien, darunter „herbstliche“ Lebensmittelreste in Pompeji, verschieben es jedoch um zwei Monate nach hinten; es könnte sich um einen Abschreibfehler handeln. Unbestritten ist jedoch das Ausmaß der Katastrophe, als ein Pfropfen im Vesuv förmlich explodierte und eine tödliche Wolke über das Land schickte. Die meisten Menschen erstickten am Gemisch aus Asche, Lava und Gasen oder wurden von herabregnenden Bimssteinen erschlagen. Letzte Überlebende, darunter auch der römische Schriftsteller Plinius der Ältere, fielen den anschließenden Glutlawinen zum Opfer.

Zwar wurden bereits kurz nach dem Untergang Pompejis erste Wertgegenstände geborgen, abgesehen von sporadischer Siedlungen und ein paar Grabräubern bliebt das Gebiet jedoch jahrhundertelang unberührt. Erst am 6. April 1748 begannen Grabungen unter der Aufsicht von Oberst Rocque Joaquín de Alcubierre, einem spanischen Ingenieuroffizier, mit offizieller Erlaubnis des Königshauses von Neapel. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurden die Arbeiten immer wieder unterbrochen und aufgenommen, man glaubte zunächst Herculaneum und Stabiae gefunden zu haben. Erst ab 1863, als Giuseppe Fiorelli zum Soprintendente ernannt wurde, erlebten die Forschungsarbeiten einen wahren Boom. Die immer moderner werdende archäologische Technologie förderte mehr und mehr Gebäude und Schätze zutage.

Pompeji

Pompeji, UNESCO

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Obwohl mehrere Gebiete und Stätten zum gewaltigen Gebiet dieses UNESCO-Weltkulturerbes zählen, ist Pompeji doch mit Abstand die berühmteste. Wir wissen heute vergleichsweise viel über die antike Stadt, was den recht gut erhaltenen Gebäuden und einer Vielzahl an Fundstücken zu verdanken ist – Schätze, die heute unter anderem über eine Reihe an Museen in der Region verteilt sind. Was aber macht Pompeji so spektakulär? Wir verraten dir, welche Stätten du unbedingt auf deiner Tour besuchen solltest:

  • Forum: Einst Marktplatz, später Versammlungsort, erfüllte das Forum verschiedene Funktionen, worauf Bauten aus verschiedenen Zeiten schließen lassen. Inschriften lassen eine Fertigstellung um 80 v. Chr., in vorkolonialer Zeit, vermuten.
  • Macellum: An der Markthalle für Lebensmittel an der Nordseite des Forums arbeiten Archäologen und Experten immer noch fleißig, denn sie wurde bei einem schweren Erdbeben 62 n. Chr. stark zerstört und soll möglichst originalgetreu wiederaufgebaut werden. Hier konnten unter anderem Überreste von Obst und Getreide, aber auch von Knochen und Gräten gefunden werden.
  • Kapitol: Ursprünglich dem Jupiter geweiht, wurde dieser Tempel bereits frühzeitig für Apollon renoviert – eine sehr frühe Anpassung an Rom, bereits Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Die exponierte Lage und die römische Bauweise beeindrucken noch heute.
  • Basilika: Als Pompeji, zeitgleich mit dem Umbau des Kapitols für Apollon, monumental ausgebaut wurde, entstand auch diese rechteckige, dreischiffige Basilika. Hier wurden erstmals gebrannte Ziegel im großen Stil verwendet, Stuck verlieh ihr repräsentatives Aussehen.
  • Thermen: Wie auch die Privathäuser, sind die Thermen vor allem für ihre gewaltigen, flächendeckenden Fresken weltbekannt. Viele von ihnen konnten nach den Ausgrabungen umfassend geschützt werden und somit hervorragend erhalten bleiben. Die vielleicht älteste Thermenanlage der Stadt sind die gewaltigen Stabianer Thermen, aber auch die Forumsthermen und die mit erotischen Fresken ausgestatteten Vorstadtthermen solltest du unbedingt besuchen.
  • Tempel: Den einen oder anderen Tempel haben wir bereits erwähnt, aber natürlich gibt es noch ganz viel mehr davon in Pompeji, teils mit freskoreichen Altären. Etwas außerhalb der Altstadt erstreckt sich beispielsweise Forum Triangulare, ein gewaltiger Komplex mit dem Hercules-Minerva-Tempel. Der vorchristliche Isis-Kult hinterließ vor allem unter der einfachen Stadtbevölkerung Spuren, wie der Isis-Tempel zeigt. Ebenso gibt es Anlagen für Äskulap und Salus, für Venus und für Fortuna.
  • Theater: Du wirst bestimmt überrascht über den hervorragenden Zustand der Theateranlagen Pompejis sein. Tatsächlich blieben das große Theater, das Odeion und das erste bekannte Amphitheater überhaupt recht gut erhalten. Anhand der verschiedenen Baustile kannst du den sukzessiven Übergang von griechischer zu römischer Prägung gut nachvollziehen.

 

Herculaneum

Natürlich ist Pompeji die mit weitem Abstand bekannteste der drei archäologischen Anlagen dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte, und doch solltest du den einen oder anderen Abstecher zu den weiteren Vertretern wagen. Über Herculaneum ist heute vergleichsweise wenig bekannt aufgrund der gewaltigen Schlammmengen, welche die antike Stadt einst begruben, sowie des schlechten Zustandes der einzelnen Gebäude. Aufgrund der Kostspieligkeit stockten die Ausgrabungsarbeiten für lange Zeit, zudem stahlen bewaffnete Diebe im Jahr 1990 über 250 wertvolle Artefakte, die bis heute verschwunden bleiben.

In Herculaneum selbst kannst du den Blick in einige Privathäuser und öffentliche Bauten werfen, vor der Stadt befinden sich außerdem diverse Villen. Beeindruckende Mosaikböden, alte Statuen und kunstvolle Waldmalereien zieren die verschiedenen Anlagen, ebenfalls kannst du das eine oder andere römische Graffiti an Häuserwänden erkennen. Das Gros der ausgegrabenen Kunstwerke ist heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel untergebracht.

Torre Annunziata

Ein paar Kilometer von Pompeji und Herculaneum entfernt, wurde auch der antike Ort Oplontis, wo sich heute die Gemeinde Torre Annunziata befindet, komplett verschüttet. 1964 fanden Archäologen die Villa einer vornehmen römischen Familie, die in weiterer Folge Schritt für Schritt freigelegt wurde. Aufschriften auf Krügen und Amphoren sowie die Form einer Statue lassen vermuten, dass das Gebäude einst Neros zweiter Ehefrau Poppaea Sabina gehörte, vielleicht auch ihrer Familie. So trägt die Villa von Oplontis auch den Beinamen Villa Poppaea. Der Gebäudekomplex wurde noch nicht zur Gänze freigelegt, doch was es bislang zu sehen und entdecken gab, beeindruckt. Unzählige Räume, ein Schwimmbad, ein Weinkeller, der Obstgarten und mehrere Platanen zeugen von einstiger Opulenz.

Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata verleihen Einblicke in das antike Italien wie wohl keine zweite Anlage. Der faszinierende Übergang von griechischer zu römischer Prägung, die hervorragend erhaltenen Anlagen, die faszinierenden Kunstschätze – beim Spaziergang durch die UNESCO-Weltkulturerbestätte fühlst und atmest du den Geist längst vergangener Tage.

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