Villa Adriana in Tivoli

Villa Adriana in Tivoli, UNESCO

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Kaiserliche Residenzen gab es im Römischen Reich in Hülle und Fülle, doch keine von ihnen erreichte die Dimensionen und den unglaublichen Glanz der Hadriansvilla. Die Villa Adriana in Tivoli, ca. 30 km nordöstlich von Rom gelegen, umfasste Schätzungen zufolge mindestens 125 Hektar Land – teils bebaut, teils von gepflegten Grünflächen bewachsen. Hier vereinte Hadrian Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen gewann. Selbst in der Renaissance galt diese UNESCO-Weltkulturerbestätte als maßgebliche Inspiration für die weitere Entwicklung der Gartenkunst. Bis heute laufen umfangreiche Ausgrabungsarbeiten auf diesem gewaltigen Areal.

Entstehungsgeschichte

Hadrian regierte von 117 bis zu seinem Tod am 10. Juli 138 als vierzehnter römischer Kaiser. Während seiner Amtszeit bereiste er sämtliche Provinzen des Reichs besonders ausgiebig. Gerade in Ägypten und Griechenland sammelte er viele Eindrücke, die später in seine Sommerresidenz, in folgenden Jahren auch als Alterssitz genutzt, einfließen sollten. Stolze 16 Jahre dauerten die (Ausbau-)Arbeiten an der Hadriansvilla, deren Standort günstig gewählt wurde. Einerseits existierte bereits eine fixe Straßenanbindung an Rom, die Via Tiburtina, andererseits konnte über den mit dem Tiber verbundenen Fluss Anio Material auf dem Wasserweg zur Baustelle gebracht werden.

So wurde eine alte republikanische Villa im Laufe der Jahre deutlich ausgebaut und um griechische sowie ägyptische Elemente erweitert, begleitet vom umfassenden Ausbau der Wasserversorgung. Es entstanden gleich mehrere brandneue Gebäude, welche sich sukzessive von der bis dahin populären kantigen Bauweise entfernten. Gärten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in Hadrians Überlegungen. Die ausladenden Dimensionen der Grünanlagen bleiben lange Zeit unerreicht.

Verfall und Wiederentdeckung

Nach dem Tod Hadrians ging die Villa in die Hände seiner Nachfolger, geriet jedoch zunehmend in Vergessenheit und wurde später ausgeschlachtet. Nach der Gründung Konstantinopels setzte die Fortbringung von Ausstattung und Marmor ein, die Anlage diente als Lager- und Abbaustätte und verfiel zunehmend. Im Mittelalter war von der einstigen Opulenz dieses Baus so gut wie nichts geblieben.

In der Frührenaissance erlebte die Villa Adriana in Tivoli schließlich eine selbige. Die Wiederentdeckung im Laufe des 15. Jahrhunderts machte die Anlage zum wichtigen Quell der Inspiration für die zeitgenössische Gartenkunst. Gerade barocke Gärten orientierten sich an Hadrians Ideal. Zugleich nahmen die Ausgrabungsarbeiten endlich Fahrt auf. Die Plünderungen konnten zumindest reduziert werden, letztlich wurden noch an die 300 Kunstwerke aufgefunden und in diverse Museen gebracht. Bis heute bleiben ca. ein Drittel der Gesamtanlage nicht erkundet, hier finden aktuell weiterhin Grabungen statt.

Was dich bei deinem Besuch erwartet

Villa Adriana in Tivoli

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Wir empfehlen dir einen geführten Rundgang über die gesamte Anlage der Villa Adriana in Tivoli. Du besuchst sämtliche Ruinen, erhältst einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Gärten und durchschreitest unterirdische Versorgungsgänge. Ein Blick auf das extensive System an Aquädukten zeugt von jenem technischen Fortschritt, der frisches Wasser aus den Bergen zur Villa transportierte. Hier sind einige der Gebäude und Anlagen der Hadriansvilla, die dir auf deinem Spaziergang begegnen werden:

  • Piazza d‘Oro: Am Süden der Anlage gelegen, diente der Hof früher vermutlich als Schauplatz großer Empfänge und Bankette. Marmorböden und ägyptische Säulen erstrecken sich um den großen Garten mit Wasserbecken.
  • Thermen: Die beiden Thermenanlagen – Grandi Terme und Piccole Terme – orientierten sich an klassisch römischem Vorbild und wecken somit vertraute Erinnerungen an vergleichbare Ausgrabungsstätten. Während die kleine Therme für den Kaiser, dessen Familie und seine Gäste vorgesehen war – kostbare Stuckarbeit zeugt von Glanz und Gloria – diente die kleine Therme mit Fußbodenheizung einzig dem Personal.
  • Saal der Philosophen: Obwohl dieser Saal einen so klingenden Namen, liegt sein eigentlicher Zweck heute im Verborgenen – vielleicht entdeckst du entscheidende Hinweise bei deinem Rundgang? Der rechteckige Raum mit Nischen und halbrunder Apside könnte eine Bibliothek gewesen sein, vielleicht auch ein Versammlungssaal.
  • Pecile: Über das große Tor auf der Nordseite der Villa Adriana in Tivoli gelangst du zum Pecile. In diesem rechteckigen Kolonnengang, rund um einen künstlichen Teich angelegt, fand man Schutz vor Wind und Wetter, aber auch komplette Ruhe und Einsamkeit. Die römische Medizin verordnete einen Spaziergang von zwei Meilen – sieben Rundgänge – durch eine solche Kolonne nach dem Mittagessen.
  • Canopo: Hadrians Reisen führten ihn immer wieder nach Ägypten, wo er die Macht des Flusses Nil bestaunte. Das Canopo erinnert an den gleichnamigen Kanal, das Verbindungsstück zwischen Nil und Alexandria. Das Wasserbecken war von Säulenreihen, Statuen und Darstellungen griechischer Götter geziert.
  • Heliocaminus: Neben den zuvor erwähnten Thermenanlagen für Gäste und Personal hatte die Hadriansvilla überdies ein eigenes Thermalbad, das Heliocaminus. Durch Glasfenster strömte Sonnenwärme hinein, doppelbödige Wände und Fußböden konnten beheizt werden. Der Dampf entwich über das Lumen, ein Loch im Zentrum der Decke.
  • Teatro Marittimo: Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, fanden hier keine Theatervorstellungen statt. Hadrian zog sich in diesen Mini-Domus auf einer künstlich geschaffenen Insel zurück, um zu meditieren. Dieser Bereich war nur über zwei von der Insel steuerbare Zugbrücken erreichbar und bot dem Herrscher komplette Zurückgezogenheit.
  • Palazzo Imperiale: Des Imperators Palast entstand in der ersten Bauphase der Hadriansvilla und gilt als ältestes Gebäude auf dem gesamten Areal. Einst umfasste dieser imposante Herrschaftssitz eine Fläche von ca. 50.000 m². Sämtliche Wohn- und Repräsentationsräume waren mit ausladenden, flächendeckenden Mosaiken ausgestattet.

 

Alte Ruinen und Nachbildungen von Originalstatuen treffen auf Überbleibsel der einst so mächtigen Gartenanlagen, heute wieder teils in altem Glanze erstrahlend dank liebevoller Restaurierung. Der Bann der Villa des Hadrian bleibt ungebrochen. Wie nur wenige andere Gebäude konnte sie über Jahrtausende faszinieren und inspirieren. Bereichere deine Rom-Reise mit diesem und weiteren ZAINOO-Tipps – viel Spaß in dieser prächtigen UNESCO-Weltkulturerbestätte!

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