Aquileias archäologische Stätten und Basilika

Aquileias archäologische Stätten

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Das Römische Reich hinterließ seine Spuren in weiten Teilen Europas, insbesondere natürlich in ganz Italien. Eine der bedeutendsten Städte des einstigen Imperiums liegt, etwas versteckt, im Nordosten des Landes, unweit der slowenischen Grenze. Mit seinen ca. 3.300 Einwohner gilt Aquileia in Friaul-Julisch Venetien als beschauliche Ortschaft, die jedoch ungeahnte Kunstschätze beherbergt. Seine archäologischen Stätten, die immer noch nicht annähernd vollständig gesichtet wurden, sowie die mittelalterliche Basilika zählen seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn du dich für die Geschichte Roms interessiert, solltest du Aquileia unbedingt einen Besuch abstatten!

Römischer Vorposten und Verkehrsknotenpunkt

Die Anfänge Aquileias wirken im Vergleich zur späteren Grandezza relativ bescheiden. Nach Unterbindung eines keltischen Siedlungsvorstoßes gründeten 3.000 römische Veteranen eine Militärkolonie auf dem heutigen Stadtgebiet. Das Sumpfland wurde über den Fluss Natissa mit der Adriaküste verbunden und später durch den Canale Anfora weiter erschlossen. Schnell entstand in Aquileia ein wichtiger Land- und Wasserverkehrsknotenpunkt, welcher die Adria mit den Lagunen im Landesinneren verband. Verschiedene Römerstraßen erschlossen das Umland und führten sogar bis nach Dalmatien und Griechenland. Diese besondere Lage machte Aquileia zur Handelsmetropole mit einer wahren Bevölkerungsexplosion von ca. 30.000 Einwohnern in der Römischen Kaiserzeit.

Zugleich diente die Stadt als Bollwerk und Vorposten gegen die Einfälle von Barbaren, und wurde im Laufe der Jahrhunderte vielfach belagert. Attilas Hunnen zerstörten Aquileia im Jahr 452. Mit der Versandung des Hafens in der Völkerwanderungszeit und dem Aufstieg Venedigs verlor die Stadt schließlich an Wichtigkeit. Einzig das Patriachat von Aquileia, welches bereits im frühen 4. Jahrhundert zu einer wahren geistigen Blütezeit führte, sorgte für ein gewisses Renommee. Bis zur Auflösung um 1751 trugen die Bischöfe und Kardinäle den christlichen Glauben von hier aus in den gesamten Alpenraum. Später in die Österreichisch-Ungarische Monarchie eingegliedert, ging Aquileia nach dem Ersten Weltkrieg an Italien.

Die archäologischen Stätten

Mit dem Einfall der Hunnen gingen viele der einstigen römischen Prachtbauwerke verloren – unwiederbringlich, wie man lange Jahre dachte. Umfassende Ausgrabungen in den letzten Jahrzehnten förderten jedoch Schritt für Schritt Ruinen und Mosaike zu Tage. Die gesicherten archäologischen Stätten sind derart umfangreich, dass sie bis heute nicht komplett gesichtet werden konnten. Einige Highlights antiker römischer Macht können mittlerweile besichtigt werden, andere wanderten wiederum in das Museum der Stadt. Folgende Zeugen des einstigen Rums Aquileias solltest du dir nicht entgehen lassen:

  • Forum Romanum: Im zweiten Jahrhundert n. Chr. entstand der Hauptplatz des römischen Aquileias. Unter den Arkaden befanden sich zahlreiche Geschäfte, Versammlungsräume und die Verwaltungssitze.
  • Binnenhafen: Der vorchristliche Hafen verband einst die Adria mit den Lagunen. Hier stößt du heute auf die Ruinen einstiger Befestigungen der Hallen und des Flussbettes.
  • Friedhof: Während der Römischen Kaiserzeit mussten sämtliche Gräber außerhalb der Stadtmauern errichtet werden. Unter den bereits gesichteten Stätten befinden sich fünf große Familiengräber – bis dato der einzige gesicherte römische Friedhof Aquileias.
  • Weitere Bauwerke: Bei deinem Rundgang durch die archäologischen Stätten triffst du noch auf viele weitere römische Highlights, weswegen wir dir eine geführte Tour ans Herz legen. Dein Guide führt dich unter anderem zu verschiedenen Mausoleen und Schutzwällen, den Wohnanlagen und dem Amphitheater.
  • Archäologisches Nationalmuseum: 1882 eröffnet, erwartet dich hier eine der wichtigsten und größten archäologischen Sammlungen Norditaliens. Ein Großteil der Exponate stammen aus Aquileias archäologischen Stätten und somit aus einem ungefähren Zeitraum vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. Zahlreiche Kunstgegenstände aus dem römischen Alltagsleben sowie das Lapidarium mit seinen kunstvollen Mosaiken wollen unbedingt besichtigt werden.

Basilika von Aquileia

Aquileias archäologische Stätten und Basilika

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Neben diesen archäologischen Stätten zählt auch die mittelalterliche Basilika der Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie liegt etwas außerhalb und scheint ein wenig aus dem Rahmen zu fallen, wenn man sich die anderen römischen Stätten vor Augen führt. Wahrscheinlich wird es dich nicht überraschen, dass diese im Jahr 1031 fertiggestellte Basilika eigentlich die komplette Restaurierung und teilweise Neuerrichtung eines antiken religiösen Baus ist, der durch die Hunnen zerstört worden war. Für das neue Kirchengebäude ließ sich Patriarch Poppo, Sohn eines deutschen Grafens, von der Hildesheimer Michaeliskirche inspirieren. Einzig der Westchor wurde durch einen Campanile ersetzt, um dem italienischen Formempfinden entgegenzukommen.

Ihren internationalen Bekanntheitsgrad erlangte die Basilika aufgrund der opulenten Mosaikböden, deren einzelne Schichten erst nach und nach freigelegt wurden. Ihre älteste stammt wohl aus dem vierten Jahrhundert und weist spätrömischen bzw. frühchristlichen Charakter auf. So sind unter anderem Tierdarstellungen und religiöse Elemente auf einer Fläche von über 1.000 m² zu sehen. Wir empfehlen dir einen Blick in die frühchristlichen Säle und die im byzantinischen Stil ausgestatteten Krypten, die auf faszinierende Weise mit dem römisch-gotischen Antlitz der Basilika kollidieren.

Aquileias archäologische Stätten und die Basilika mit ihren beeindruckenden Mosaiken mögen zu den Geheimtipps unter den UNESCO-Weltkulturerbestätten Italiens zählen, gehören aber zugleich ohne Frage zu den Schönsten ihrer Art. Wenn du geschichtlich interessiert bist, empfehlen wir dir einen Abstecher in dieses einstige Handelszentrum des Römischen Reichs. Viel Spaß und gute Reise!

Roms historisches Zentrum mit den Vatikanstätten

UNESCO Welterbe Roms historisches Zentrum

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Jetzt mal ehrlich unter uns Gebetsschwestern: Was sollen wir dir noch großartig über Rom erzählen? Italiens Hauptstadt, Weltmetropole, Brutstätte des Römisches Reichs, Heimat einiger der prächtigsten Sehenswürdigkeiten der Welt, reich an begeisternder Geschichte, kulturellen Monumenten und einigen der bedeutendsten Kunstwerke überhaupt. Natürlich zählt die Altstadt, gemeinsam mit sämtlichen Vatikanstätten, zum UNESCO-Weltkulturerbe. Warum? Das müssen wir dir nicht näher erklären. Was es jedoch so alles zu sehen gibt, und welche Rosinen du dir bei deinem nächsten Besuch auf jeden Fall herauspicken solltest, verraten wir dir natürlich nur zu gerne.

Die wachsende Welterbestätte

Anstatt abermals die Geschichte von Romulus und Remus herunterzuleiern (dazu findest du hier mehr), gehen wir lieber gleich in die Vollen. Wusstest du bereits, dass die UNESCO-Weltkulturerbestätte Rom in ihrer ersten Version deutlich kleiner war als heute? Rom erhielt 1980 als zweite italienische Stätte diese Ehre (ein Jahr nach den Felsbildern der Valcamonica und gleichzeitig mit Santa Maria delle Grazie in Mailand). Die exterritorialen vatikanischen Besitztümer gehörten ursprünglich nicht zu diesem illustren Kreis und wurden erst in Etappen – 1984 und 1990 – zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Insgesamt umfasst das geschützte historische Zentrum Roms heute eine Fläche von 1.446,2 ha, ergänzt durch 38,9 ha in vatikanischem Besitz.

Über 25.000 szenische, historische und archäologische Sehenswürdigkeiten, umrahmt von der Aurelianischen Mauer und der Gianicolesi-Mauer, erwarten dich, und hier sind einige der absoluten Highlights Roms für dich auf einen Blick:

Antikes Rom

Als Brutstätte des Römischen Reichs – nomen est omen, wenn du so willst – konnte sich Rom sein antikes Antlitz bis heute bewahren. Monumente des einstigen Weltreichs dominieren bis heute das Stadtbild, und das in vielen Fällen sogar wirklich gut erhalten. Wo anfangen? Am besten hier:

  • Forum Romanum: Bereits zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. plante der etruskische König Lucius Tarquinius Priscus ein sumpfiges Tal in seine Stadtplanung ein. Im Römischen Reich entstand hier schließlich der Mittelpunkt des Stadtlebens. Das heutige archäologische Areal umfasst diverse religiöse und weltliche Bauten, wie die Überreste alter Tempel und Basiliken. Erweitert durch die Kaiserforen, tragen dich nur wenige Schritte in das Herz der römischen Kulturgeschichte.
  • Mausoleen: Unter den zahlreichen Mausoleen der alten römischen Stadt ragen derer zwei hervor. Die Engelsburg wurde ursprünglich als Ruhestätte für Hadrian und dessen Nachfolger errichtet. Von den Päpsten zur Kastellburg umgebaut, beherbergt es seit dem frühen 20. Jahrhundert ein Museum. Das Augustusmausoleum, in dem unter anderem Kaiser Augustus sowie verschiedene bedeutende römische Persönlichkeiten begraben liegen, wird aktuell renoviert und soll ab 2019 wieder für Besucher geöffnet werden.
  • Pantheon: Eines der besterhaltenen Bauwerke der römischen Antike basiert eigentlich auf einem kleinen Tempel aus vorchristlicher Zeit. Längst wuchs das Pantheon über diese bescheidenen Anfänge hinaus und hielt sogar 1.700 Jahre lang den Rekord für die größte Kuppel der Welt. In der Renaissance wurde das heute als Kirche genutzte Gebäude zur Ruhestätte berühmter Künstler, darunter Peruzzi und Raffael, der sich in einem antiken römischen Sarkophag bestatten ließ.
  • Siegessäulen: Im 2. Jahrhundert n. Chr. begann man mit dem Bau monumentaler Siegessäulen von denen bis heute noch viele in den Himmel ragen. Zu den bekanntesten ihrer Art zählen die Trajanssäule, die als Vorbild für sämtliche Nachfolgebauten gilt, sowie die knapp 30 Meter hohe Mark-Aurel-Säule mit ihrem eindrucksvollen Bildrelief.
  • Kolosseum: Was wäre Rom ohne sein Kolosseum? Das größte Amphitheater der Welt diente einst als Schauplatz für die Brot-und-Spiele-Philosophie römischer Kaiser. Bis heute reflektiert die Ruine den Gipfel antiker Baukunst. Berechnungen zufolge strömten bis zu 50.000 Zuschauer durch die 80 Eingänge, um blutrünstigen Spektakeln und halsbrecherischen Wagenrennen beizuwohnen. Noch heute finden Konzerte und Veranstaltungen in diesem historischen Ambiente statt.

 

Die Plätze

Neben dem Forum zählen noch zahlreiche weitere Plätze zur UNESCO-Weltkulturerbestätte Rom. Sie beheimaten geradezu legendäre Sehenswürdigkeiten und Monumente mit langer Geschichte. Mach doch einen kleinen Abstecher zu:

  • Piazza Navona: Gleich drei spektakuläre Brunnen erwarten dich hier, darunter Gian Lorenzo Berninis wohl berühmteste Arbeit, der Fontana dei Quattro Fiumi.
  • Largo di Torre Argentina: In den 1920er Jahren förderten systematische Ausgrabungen im Stadtviertel Pigna Ruinen unzähliger Tempeln zu Tage.
  • Piazza Venezia: Am Fuße des Kapitols liegt dieser nach dem Palazzo Venezia benannte Platz. Dieser Hauptverkehrsknotenpunkt ist unter anderem für das imposante Monumento Vittorio Emanuele II
  • Piazza di Trevi: Wie der Name bereits vermuten lässt, stößt du hier auf den Trevi-Brunnen, den wohl wichtigsten und bekanntesten Brunnen der Stadt. Der kunstvolle Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus verzaubert bis heute.
  • Piazza del Popolo: Bereits in der Antike war dieser Platz der Eingang Roms. Heute erheben sich die beiden Zwillingskirchen, Santa Maria del Popolo und Santa Maria dei Miracoli, in die Lüfte.
  • Campo de’Fiori: Rund um die Statue des Philosophen Giordano Bruno stößt du auf einen der schönsten Märkte der Stadt mit seiner namengebenden Blumenpracht.
  • Piazza di Spagna:.. Spanisch… Spanische Treppe! Der beliebte Touristentreffpunkt führte ursprünglich zur spanischen Botschaft im Vatikan. Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung konnten seinerzeit zum Armeedienst verpflichtet werden. Aber keine Sorge, das ist heute nicht mehr der Fall.

 

Vatikanstadt

Roms historisches Zentrum

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Technisch gesehen, ist die Vatikanstadt eine UNESCO-Welterbestätte für sich und wurde 1984 als einziger Staat der Welt in seiner Gesamtheit in diese Liste aufgenommen. Über den Petersplatz mit dem Petersdom gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen, was du nicht so und so schon längst weißt. Was dabei schon mal unter den Tisch fällt, sind die Vatikanischen Museen, welche die päpstlichen Kunststammlungen beherbergen. Der Papstpalast mit der Sixtinischen Kapelle begeistert mit verschiedensten Meisterwerken, die vom Alten Ägypten bis zur zeitgenössischen Kunst reichen.

Vatikanische Besitztümer

Sie werden oft übersehen, wenn es um die Auflistung der vatikanischen Prachtbauten geht, und erhielten erst 1990 nach der zweiten Gebietserweiterung den Weltkulturerbe-Status. Zu den extraterritorialen Stätten zählen unter anderem:

  • Sankt Paul vor den Mauern: Seinen Namen erhielt San Paolo fuori le Mura aufgrund der Lage außerhalb der Aurelianischen Stadtmauer. Durch ein Feuer im 19. Jahrhundert schwer beschädigt und unter Luigi Poletti rekonstruiert, wurde hier 2006 das Grab des Apostels Paulus wiederentdeckt.
  • Santa Maria Maggiore: In Ihrer wechselhaften Geschichte erfuhr Santa Maria Maggiore mehrere Neu- und Umbauten auf antikem Fundament. Lass dich in den Bann dieser architektonischen Meisterleistung mit den Kuppeln und dem imposanten Glockenturm ziehen.
  • San Giovanni in Laterano: Die Laterankirche war Roms erste Kathedrale. Ihr vergleichsweise schlichtes Erscheinungsbild verbirgt monumentale Größe, durch barocke Restaurationsarbeiten opulent ausgestattet.
  • Palazzo di Propaganda Fide: Neben der Spanischen Treppe ist dieser Palast das zweite Highlight an der Piazza di Spagna. Dieses Epitom römisch-barocker Kunst beherbergt ein Jesuitenkolleg und bleibt der Öffentlichkeit verschlossen.
  • Palazzo della Cancelleria: Roms erster Renaissancepalast diente dem Kirchenstaat einst als Regierungssitz. Hinter der Hauptfassade aus Travertin-Steinen erwartet dich der prächtige „Saal der hundert Tage“.

 

Rom ist einfach unglaublich und wir könnten noch ewig so weitermachen. Auf ZAINOO findest du noch unzählige weitere Sehenswürdigkeiten und Tour-Vorschläge für deinen nächsten Aufenthalt in Rom. Für deinen Besuch der Ewigen Stadt solltest du auf jeden Fall mehrere Tage einplanen, um die Grandezza zumindest annähernd erfassen und erleben zu können. Wir wünschen dir viel Spaß und gute Reise!

Neapels historisches Zentrum

UNESCO Welterbe Neaples historisches Zentrum

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1.700 Hektar Fläche, 27 Jahrhunderte Bau- und Kulturgeschichte, atemberaubende sakrale und weltliche Sehenswürdigkeiten, so weit das Auge reicht – Neapels historisches Zentrum gilt als größte Altstadt Europas und zugleich als einer der schönsten Orte auf der ganzen Welt. Greifbare Geschichte von griechischer Besiedlung bis zu modernen Einflüssen, unzählige Kirchen und Paläste, sowie ein Hauch von Weihnachten das ganze Jahr hindurch machen die Hauptstadt Kampaniens zu einer der wichtigsten Touristenattraktionen Italiens und, ganz nebenbei, zum echten Highlight für deinen nächsten Urlaub. Was aber gibt es im Centro Storico Neapels, das 1995 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, so alles zu entdecken? Das verraten wir dir natürlich gerne! Zunächst wollen wir uns aber der langen und illustren Geschichte der Weltstadt widmen.

Wie Neapel zu Neapel wurde

Klar, über die faszinierende Geschichte Neapels könnten wir ganze Wälzer füllen. Solche findest du natürlich in Hülle und Fülle. Deswegen geben wir dir auch nur einen kurzen Abriss darüber, wie Neapel eigentlich zu Neapel wurde, und setzen um 700 v. Chr. an, als die Griechen auf dem heutigen Stadtgebiet die Siedlung Parthenope, benannt nach einer Sirene, gründeten. Knapp 200 Jahre später entstand nordöstlich eine weitere Siedlung, die schnell noch größer wurde und den Namen Neapolis („neue Stadt“) erhielt. Sie umfasst das heutige Centro Storico, das später vom römischen Reich erobert wurde. Noch heute kannst du Reste der neapolitanischen Urzeit besichtigen, darunter Überbleibsel der Stadtmauer, der Akropolis, von antiken Häusern und Thermen.

Neaples historisches Zentrum

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Aus der Zeit der Völkerwanderung entstand schließlich das Herzogtum Neapel, später regierten unter anderem Normannen, Staufer, Anjous, Aragonesen und Habsburger. Die spanischen Vizekönige sorgten für den Ausbau der Stadt und sanierten das historische Zentrum. Aufstände führten zur kurzlebigen Republik Neapel. Erst unter den Bourbonen blühte die Stadt wieder auf, nur um im Anschluss erneut von Herrscher zu Herrscher gereicht zu werden. Die Republik Italien sorgte im späten 19. Jahrhundert zunächst für Stabilität, brachte zugleich aber Identifikationsschwierigkeiten und eine regelrechte Flucht gen Norden mit sich, die bis heute für wirtschaftliche Probleme sorgt. An der atemberaubenden Schönheit der Altstadt können diese Schwierigkeiten jedoch kaum kratzen.

Das Zentrum

Was aber macht Neapels historisches Zentrum zur UNESCO-Weltkulturerbestätte? Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, und die schiere Größe der Altstadt zählt sicher dazu. In ihr spiegeln sich unzählige Kulturen und Herrscher wieder, die alle ihre unverwechselbare Handschrift hinterlassen haben. Ob an Palästen und Kirchen oder in Museen, selbst Spuren vorchristlicher Besiedlung kannst du heute noch mit staunenden Augen besichtigen. Entsprechend hoch ist die Dichte an Sehenswürdigkeiten in der Altstadt, in der ein Highlight das nächste jagt. Von der Via Alessandro Poerio, der Piazza Cavour und der Via Carbonara im Norden, dem Corso Umberto I. im Südosten, und der Via Monteoliveto und der Via Toledo im Westen begrenzt, gilt die Bucht des Golfs von Neapel überdies als szenisches Highlight jenseits jeglicher kulturellen und historischen Denkmäler. Ein Spaziergang durch den Hafen oder ein kleiner Ausflug zu einer der Golf-Inseln sollte, wenn du etwas mehr Zeit mitbringst, auf keinen Fall in deinen Reiseplänen fehlen.

Welche der unzähligen Highlights du unbedingt besichtigen solltest, möchtest du wissen? Wir hätten da ein paar Vorschläge für dich.

Kathedrale von Neapel

Sie verdient ihren eigenen Punkt: San Gennaro, dem Stadtpatron Januarius geweiht, zählt zu den schönsten und wichtigsten sakralen Bauwerken Italiens. Im 13. Jahrhundert auf Anordnung König Karls I. von Anjou erbaut und unter König Robert dem Weisen im frühen 14. Jahrhundert fertiggestellt, ruht sie auf den Relikten zweier Basiliken, die wiederum selbst auf römischem und griechischem Fundament erbaut wurden. Hinter der monumentalen Fassade verbergen sich prachtvolle Gemälde und Mosaike, Kapellen und Fresken. Gläubige aus aller Welt besuchen die Kathedrale wegen einer Phiole mit dem Blut des Januarius, die jeweils am ersten Samstag im Mai und am 19. September gezeigt wird. Verflüssigt sich das getrocknete Blut – das Phänomen ist auch auch als „Blutwunder des Januarius“ bekannt –, so gilt das als gutes Omen.

Kirchen und Kapellen

Hunderte Kirchen, zig Klöster und Kapellen säumen die Straßen Neapels, und nirgendwo kommen sie so konzentriert vor wie in der historischen Altstadt. Neben der Kathedrale gilt der Kloster- und Kirchenkomplex Santa Chiara als wichtigstes religiöses Zentrum. Das gotische Meisterwerk, im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und mithilfe von Spenden der Bürger wiederaufgebaut, beherbergt unter anderem ein Museum, den pittoresken Kreuzgang Chiostro delle Maioliche, und die Gräber zahlreicher Könige und Adeligen. Direkt neben der charmanten Kirche Santa Lucia erwartet dich die unscheinbare Jesuitenkirche Gesù Nuovo. Ein Blick hinter die Fassade offenbart barocke Grandezza. Und dann solltest du auch noch einen Abstecher zur Cappella Sansevero wagen. Die kleine Barockkirche ist vor allem für ihre vielen beeindruckenden Marmorstatuen bekannt.

Paläste und Festungen

Die Paläste und Villen Neapels beeindrucken ebenfalls durch ihre schiere Vielzahl, die sogar jene der religiösen Gebäude übertrifft. Im Palazzo Reale, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter dem spanischen Vizekönig Pedro Álvarez de Toledo errichtet, befand sich einst die (Königs-)Residenz von Bourbon-Sizilien sowie des Hauses Savoyen. Gemeinsam mit dem außerhalb des Zentrums auf dem Stadthügel liegenden Castel Sant’Elmo bilden das Castel Nuovo und das Castel dell’Ovo das Festungs-Triumvirat Neapels. Die begehbaren Burgen beheimaten heute unter anderem Museen, Restaurants und Veranstaltungsräume.

Die Krippenstraße

Wusstest du eigentlich, dass in Neapel das ganze Jahr hindurch Weihnachten herrscht? Die Via San Gregorio Armeno wird im Volksmund auch „Krippenstraße“ genannt, denn hier befinden sich jahrzehnte- und jahrhundertealte Werkstätten, die sich vornehmlich dem Bau der weltberühmten neapolitanischen Krippen widmen. Neben traditionellen biblischen Figuren stößt du ebenfalls auf typische Szenen aus dem früheren Stadtleben – am besten bei einer geführten Tour durch die Werkstätten oder, in der Adventzeit, bei einem Streifzug durch die festlich geschmückte Straße mit ihrem Weihnachtsmarkt.

So viele Sehenswürdigkeiten, greifbare Geschichte und festliche Tradition auf einmal – das gibt es nur in Neapel! Begleitet von kleinen Souvenirläden, sympathischen Cafés und unvergleichlich grandioser Küche, wird dein Aufenthalt in der Hauptstadt Kampaniens zum kulturellen und genussvollen Siegeszug. Ob Tagesausflug oder Städteurlaub mit Ausflug in die umliegenden Dörfer und auf malerische Inseln – entdecke selbst, was Neapel so besonders macht, und lass dich von vielen weiteren attraktiven Reisetipps auf ZAINOO verzaubern und inspirieren!

Venedig und seine Lagune

Venedig und seine Lagune

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Kaum eine zweite italienische Kulturlandschaft sieht sich so sehr den Spannungen urbaner Erschließung, landschaftlicher Schönheit, architektonischer Faszination und steter struktureller Unsicherheit ausgesetzt wie Venedig. Die legendäre Stadt mit ihren 118 Inseln liegt mitten in einer der größten und wichtigsten Lagunenlandschaften der Welt. Mit über 1500 Jahren an höchst wechselhafter Geschichte, einigen der wichtigsten Bauwerke der Welt und, natürlich, dem Spannungsverhältnis zwischen vielfältigem Lebensraum und touristischem Zustrom, ist diese UNESCO-Welterbestätte auf 50.000 km² so reizvoll und gefährdet wie nur wenige andere.

Eine kurze Geschichte Venedigs

Obwohl man bereits in vorchristlichen Zeiten etruskische Stämme in den Lagunen Venedigs vermutet, beginnt die tatsächliche Siedlungsgeschichte erst im 5. Jahrhundert n. Chr., als die Venezianer Zuflucht vor barbarischen Völkern suchten und diese unter anderem auf den sandigen Inseln Jesolo, Malamocco und Torcello fanden. Einst als Übergangslösung gedacht, entstanden hier schon bald feste Siedlungen, welche die ansässige Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte zur maritimen Großmacht aufsteigen ließen. Diese Position galt es zu verteidigen, unter anderem gegen Araber, Genueser und Ottomanen.

Unbeeindruckt von äußeren Einflüssen, entwickelten sich die Lagunensiedlungen im Mittelalter mehr und mehr zur auf Inseln verteilten Metropole. Schließlich wurden nach und nach Kanäle errichtet, um das urbane System entsprechend zu erschließen und anständige Wasserwege zu schaffen. Mit ca. 180.000 Einwohnern erreichte Venedig um 1550 seine höchste Einwohnerzahl, bevor die Bedeutung der Lagunenstadt schließlich abnahm. Zwei schwere Pestepidemien und die Verlagerung des Handels in den Atlantikraum sorgten für den Niedergang der einstigen Metropole. Heute ist Venedig vor allem mit der Restaurierung historischer Gebäude, Hochwasserschutz und nachhaltiger Umweltpolitik beschäftigt, um diesen einzigartigen Lebensraum und zugleich den Status als Welterbestätte aufrecht zu erhalten.

Kunst und Architektur

UNESCO Welterbe Venedig und seine Lagune

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Ab dem Mittelalter gab Venedig dem gesamten europäischen Raum wichtige künstlerische und architektonische Impulse. Anfangs vornehmlich von byzantinischer Kultur beeinflusst, folgten später Einflüsse aus dem Osten. Gemeinsam mit Florenz legte man schließlich den Grundstein für die Renaissance, von Flüchtlingen aus Konstantinopel in die Stadt gebracht. Gotische Eigenheiten in der Architektur und künstlerische Höhepunkte bis ins Barock als eine Art „Gegenpol“ zur etablierten Renaissance Florenz‘ machten die Lagunenstadt zur Heimat wichtiger Künstler.

So ziemlich jedes auch noch so kleine Bauwerk ist mit prächtiger Kunst ausgestattet. Angesichts der Fülle an Kirchen (124 an der Zahl), Palästen und Prunkbauten ein ziemliches Unterfangen. Bestimmt fragst du dich, wie du denn all das besichtigen sollst. Um ganz ehrlich zu sein, du wirst wohl über den einen oder anderen zusätzlich Besuch Venedigs nicht herumkommen, aber das ist auch vollkommen in Ordnung, oder? Was es hier so alles zu entdecken gibt, ist nämlich echt grandios. Folgende Sehenswürdigkeiten können wir dir besonders ans Herz legen:

  • Dogenpalast: Der Palazzo Ducale zählt zu den wichtigsten gotischen Bauwerken der Stadt. Von seiner Fassade mit den drei gewaltigen Flügeln und dem zweifarbigen Marmor über die faszinierenden Säle und Privatgemächer bis hin zum Gefängnis mit der Seufzerbrücke findet sich hier geballte Grandezza.
  • Markusdom: Noch wichtiger, noch berühmter – in der über 1.000 Jahre alten Basilica di San Marco lässt du dich von Mosaiken aus dem Leben Jesus Christus‘ beeindrucken, die in späterer Zeit von Tizian und Tintoretto nachgelegt wurden. Eine angeschlossene Galerie mit Museum, aber auch die goldene Altartafel stehen auf dem Programm.
  • Biblioteca Nazionale: In der Markusbibliothek erwarten dich Schriften von unschätzbarem Wert hinter einer der prunkvollsten Fassaden der Stadt. 900.000 Bände und 13.000 Handschriften mit einem Schwerpunkt auf venezianische Geschichte wollen besichtigt werden.
  • Gallerie dell’Accademia: Vielleicht hast du die von außen vergleichsweise unscheinbare Accademia nicht unbedingt auf deinem Reiseplan. Wir finden: Das sollte sich schleunigst ändern! In drei Gebäuden findest du die wohl wichtigste Sammlung venezianischer Kunst mit Werken von Tizian, Carpaccio, Veronese, Tintoretto, den Bellinis und vielen weiteren Größen der illustren Stadtgeschichte.

Lebensraum Lagune und Venedig heute

Für viele Besucher ist Venedig allerdings synonym mit dem Canal Grande, der Hauptverkehrsader auf dem Wasser, und den zahlreichen Gondeln. 15 Kirchen und über 200 Palazzi säumen den Weg, der unter anderem vom Bahnhof über die Rialtobrücke bis zum Markusplatz führt. Tatsächlich erstreckt sich der gesamte Lebensraum Lagune rund um die Stadt über eine Länge von ca. 40 km mit einer direkten Verbindung zur Adria, über die zweimal täglich frisches Meerwasser einfließt. Einst versteinerte der Schlamm jenes Holz, auf dem die Stadt aufgebaut wurde, und bot somit perfekte Bedingungen für den Aufbau. Heute sorgt der Untergrund jedoch für erhebliche Probleme, da Venedig abzusinken droht – die Mosaikschichten und mehrfachen Böden von damals helfen heute nicht mehr.

Zugleich werden die Lagune, der Untergrund, der Wasserstand und der Pflanzenbewuchs bereits seit 1501 von einem eigenen Gewässeramt kontrolliert, das eine Schutz- und Reinigungsfunktion übernimmt. Gemeinsam mit zahlreichen gesonderten Schutzprojekten ist das Amt heute beschäftigter denn je, denn Venedig hat mit schweren ökologischen und strukturellen Folgen zu kämpfen, die unter anderem den Status als UNESCO-Welterbestätte in Frage stellen. Industrielle Einflüsse lösen das versteinerte Holz auf und führen zu deutlich schnelleren Absenkungen, während die Klimaerwärmung die Zahl an Hochwassern in die Höhe schnellen lässt, ganz zu schweigen von der bedrohten Artenvielfalt in der Lagune, der nördlichen Verlandung und der südlichen Vertiefung, gerade durch den industriellen Ausbau gen Mestre und Marghera.

Aber keine Sorge, noch ist nicht aller Tage Abend: Venedig arbeitet fieberhaft an Lösungen, um diesen einzigartigen Lebensraum zu schützen, den mächtigen touristischen Zustrom zu regeln und die wunderschönen Kunstschätze der Stadt möglichst lange zu erhalten. Gerade das ist mehr als nur ein Grund, um der bedrohten, aber längst nicht verlorenen UNESCO-Welterbestätte einen Besuch abzustatten. Wir wünschen dir viel Spaß und eine gute Reise!

Florenz´ historisches Zentrum

Florenz´ historisches Zentrum bei Nacht, Toskana

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Florenz, Stadt der Kunst und Kultur. Die ehemalige etruskische Siedlung galt in der Renaissance als reichste Stadt Italiens und wurde zur Heimat einiger der größten Maler und Architekten des Landes. Sie alle hinterließen ihre einzigartige Handschrift in der Altstadt, dem Centro Storico. Reich an opulenten Gebäuden und wunderschönen Kunstwerken, gilt Florenz‘ historisches Zentrum heute zurecht als UNESCO-Welterbestätte. Wie aber kam es zu diesem architektonisch-kunstvollen Boom in der Toskana? Und welche der zahlreichen Palazzi und Gebäude sollten unbedingt auf deinem Programm stehen?

Florenz im Zeitraffer

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten wurde die Geschichte Florenz‘ überaus detailliert überliefert. Verantwortlich dafür ist Niccolò Machiavelli, der sie bereits um 1520 aufschrieb und somit zu den ersten Historikern zählt. So wissen wir unter anderem, dass die ersten Siedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet auf etruskische Zeiten zurückgingen, bevor die Römer, vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der Via Flaminia, auf einem kleinen Hügel die Siedlung Florentia gründeten. In den folgenden Jahrhunderten stand Florenz unter dem Einfluss verschiedener Völker, unter anderem Ostgoten und Langobarden.

Der Aufstieg der Stadt begann mit der Gründung der Republik Florenz im 12. Jahrhundert, 200 Jahre später setzte die Blütezeit mit der Ansiedlung zahlreicher Künstler und Gelehrter ein. Unter der Herrschaft der Medici stieg Florenz zum Handels- und Finanzzentrum auf, die Stadt gebar die Renaissance unter den wachsamen Augen der Gönnerfamilie, begleitet von Donatello, Botticelli, Machiavelli, Michelangelo, Galileo Galilei und Leonardo da Vinci. Sie alle bestimmten das Erscheinungsbild der damaligen Republik entscheidend mit und legten den Grundstein für eine der wichtigsten europäischen Kunstepochen, die schnell den ganzen Kontinent erobert hatte.

Die Altstadt

Umgeben von den Resten der alten Stadtmauern aus dem 14. Jahrhundert, umfasst die historische Altstadt Florenz‘ heute eine Fläche von ca. 505 ha, die als UNESCO-Weltkulturerbe gelten. Die Entscheidung über die Aufnahme in diese illustre Liste fiel bereits 1982 – als erst vierte solche Stätte Italiens – mit der Begründung, dass sich hier die „weltgrößte Anhäufung universell bekannter Kunstwerke“ befände. Tatsächlich schließt das Gebiet der historischen Altstadt unzählige Gebäude und Palazzi ein, die du bei einem ausgedehnten, am besten zumindest zweitägigen Stadtspaziergang besichtigen kannst. Wenn die Zeit knapp ist, dann solltest du dich zumindest auf die folgenden vier Highlights konzentrieren.

Santa Maria del Fiore

Florenz´ historisches Zentrum, Toskana

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Lange Jahre reichten den Florentinern mehrere kleinere Kirchen zur religiösen Rezeption. Das änderte sich 1296, als mit dem Bau des Doms nach Plänen Arnolfo di Cambios begonnen wurde. Die Arbeiten an diesem Monumentalgebäude sollten 140 Jahre andauern und wurden in weiterer Folge von Filippo Brunelleschi übernommen, der mit der weltbekannten Kuppel sein Meisterstück ablieferte. Alleine der Bau besagter Kuppel dauerte 16 Jahre. Auch Giotto, verantwortlich für den gewaltigen Campanile, gab der Kathedrale entscheidende Impulse. Das gotische Antlitz des Monumentalbaus wurde erst in späteren Jahrhunderten fertiggestellt, die Fassade gleich mehrfach neugestaltet und schließlich 1887 in dreifarbigem Marmor vollendet. Einige der Kunstwerke aus dem Inneren finden sich heute in Museen wieder, darunter Donatellos Marmorstatue des Evangelisten Johannes. Gewaltige Fresken und die monumental, wenn auch kurios, ausgemalte Kuppel faszinieren bis heute.

Santa Croce

Der Legende nach soll Franz von Assisi selbst den Grundstein für diese ebenfalls von di Cambio erbaute Franziskanerkirche gelegt haben. Santa Croce gilt auch als „Pantheon von Florenz“ – nicht etwa aus architektonischen Gesichtspunkten, sondern weil sich hier Gräber und Gedenkstätten einiger der wichtigsten Renaissance-Akteure befinden. Hier ruhen unter anderem Michelangelo, Gioachino Rossini, Machiavelli und Galileo Galilei. Arbeiten an der Kirche zogen sich über einen langen Zeitraum, wurden mehrfach begonnen und wieder verworfen. So wurden die Versuche eines Turms ca. 300 Jahre nach der Grundsteinlegung abgebrochen und abgerissen. Unfertig ist Santa Groce deswegen aber keineswegs. Im Inneren findest du faszinierende Fresken und Gemälde Giottos sowie des Vater- und Sohn-Tandems Gaddi. Cimabues Kruzifix konnte nach einer schweren Überschwemmung in Jahr 1966 nicht mehr vollständig restauriert werden, das Antlitz Christi blieb verwischt. Hoffentlich kommt keine alte Dame auf die Idee, dieses nachzumalen…

Uffizien

Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet, zählen die Uffizien zu den jüngeren Teilen der UNESCO-Weltkulturerbestätte. Das tut ihrer Ausnahmestellung aber keinen Abbruch, denn im ursprünglich für die Unterbringung von Ämtern und Ministerien vorgesehenen Gebäudekomplex befindet sich heute eine der wichtigsten Kunstsammlungen der Welt. Die Galleria degli Uffizi zog hier bereits 1580 ein und beherbergt seit ihren Anfangstagen eine öffentlich zugängliche Sammlung an Bildhauerei und Malerei, die mittlerweile von der Antike bis ins Spätbarock reicht. Lass dich in den Bann einiger der bekanntesten Kunstwerke der Welt ziehen, darunter Botticellis „Die Geburt der Venus“, Raffaels Selbstporträt oder Leonardo da Vincis „Die Verkündigung“. Das vielleicht berühmteste Stück ist jedoch die Venus Medici, im 1. Jahrhundert v. Chr. nach griechischem Vorbild entstand. Ihr genauer Ursprung liegt bis heute im Verborgenen.

Palazzo Pitti

Ungewöhnlich und auf gewisse Weise doch nicht ist dieses abschließende Highlight der Altstadt Florenz‘. Wie der Name bereits vermuten lässt, wurde der Palazzo Pitti ursprünglich für den Kaufmann Luca Pitti erbaut. Man vermutet, dass kein Geringerer als Brunelleschi für den Grundbestand verantwortlich ist. Im Gegensatz zu ähnlichen festungsartigen Gebäuden verzichtet der Palazzo auf opulenten Schmuck und wurde einzig aus grob behauenen Steinquadern, sogenanntem Bossenwerk, erbaut. Cosimo I. de Medici ließ einen Korridor über der Ponte Vecchio erbauen, der den Palazzo Pitti mit dem Palazzo Vecchio verbindet und ihn somit zum integralen Bestandteil der Altstadt Florenz‘ machte. Heute beheimatet der Palast vor allem zahlreichen Museen und Galerien, darunter die Gemäldesammlung der Medici und die königlichen Gemächer. Hinter dem Gebäude befindet sich der Boboli-Garten mit seiner beinahe legendären Sammlung an Skulpturen und der herrlichen manieristischen Grotte.

Florenz‘ historische Altstadt hat noch so viele weitere Highlights zu bieten, wie den Palazzo Vecchio mit einer Replik von Michelangelos David-Statue auf dem Vorplatz oder die prächtige Ponte Vecchio, welche die Uffizien mit den Medici-Palästen verbindet. Über diese Sammlung architektonischer und künstlerischer Meisterleistung ließen sich ganze Bücher schreiben, sie wären trotzdem nie vollständig. Wir wünschen dir viel Spaß bei deiner Reise in die Renaissance-Perle der Toskana!

Der Karneval in Venedig

Karneval in Venedig, Venetien

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Schnee, Eis und klirrende Kälte – nichts wünscht du dir sehnlicher als dem Alltag für ein paar Tage zu entfliehen. Wir empfehlen dir einen Abstecher in die Lagunenstadt Venedig. Hier tauchst du in ein Event der Sonderklasse ein und lässt dich vom wilden Treiben erfassen. Der Karneval in Venedig zählt zu den schönsten und faszinierendsten Festen Italiens. Hinter kunstvollen Masken versteckt, feierst du durch die Faschingszeit, lässt dich in den Bann der Feste und Paraden ziehen. Auch der heurige Karneval in Venedig vom 27. Januar bis 13. Februar 2018 verspricht reihenweise begeisternde Highlights. Was dich erwartet und wie der Karneval eigentlich zum Karneval wurde, erfährst du hier.

Aufschwung, Niedergang und Wiederbelebung

Der genaue Ursprung des venezianischen Karnevals lässt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Erste Erwähnungen eines Karnevalsfestes stammen aus der Chronik des Dogen Vitale Falier und datieren entsprechende Feierlichkeiten auf das Jahr 1094, von Masken war erstmals während eines Zunftumzuges im 13. Jahrhundert die Rede. Andere Quellen sprechen von einem Fest zu Ehren Vitale Michiels II., der Ulrich II. von Treffen, den Patriarchen von Aquileia, 1162 besiegte, am Donnerstag vor Aschermittwoch. Feuerwerke, Tanzaufführungen und menschliche Pyramiden säumten die Feierlichkeiten und läuteten zugleich die Karnevalssaison ein.

Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte wurden die Sitten immer lockerer und der Karneval entsprechend prächtiger. Der barocke Karneval versuchte das Prestige Venedigs hochzuhalten, als die Stadt ihre Rolle als zentraler Handelsplatz einbüßen musste. Wer für die Einschränkungen und Verbote in den Jahren 1797 und 1815 verantwortlich war, lässt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Tatsächlich schliefen die Feierlichkeiten, mit wenigen Ausnahmen, komplett ein, bis Federico Fellinis Film Casanova schließlich zur Wiedererweckung im Jahr 1979 führte. Heute gilt der Karneval in Venedig als eine der prachtvollsten Feiern Europas und zieht zudem Jahr für Jahr Touristen aus aller Welt an.

Der Karneval damals und heute

Das heutige Karnevalstreiben hat nur wenig mit den Ursprüngen des Festes gemeinsam. Die ausgelassenen Feierlichkeiten waren ursprünglich eine Sache des gemeinen Volkes, dessen Aufführungen und wilden Tänze, begleitet von farbenprächtigen Feuerwerken, die Nacht zum Tage werden ließen. Unter den zahlreichen Darbietungen am Markusplatz erfreute sich das prächtige Marionettentheater unter dem Campanile besonderer Beliebtheit. Es transportierte traditionelle Masken in abenteuerliche Szenarien, oft von exotischen Tieren begleitet. Akrobaten und Seiltänzer, Theater- und Kostümfeste, blutige Tierkämpfe, Astrologen und Quacksalber begleiteten das Geschehen. Der akrobatische Engelsflug fand erstmals 1548 statt und signalisiert bis heute den offiziellen Beginn des Karnevals.

Von derlei wilder Gaukelei ist heute nur wenig übriggeblieben. Der moderne Karneval in Venedig wird offiziell zehn Tage vor Aschermittwoch durch besagten Engelsflug eröffnet. Dabei klettert ein Akrobat auf die Spitze des Campanile am Markusplatz, wirft Blumen in die Menge und balanciert schließlich hinab zur Tribüne vor dem Dogenpalast. Die Feierlichkeiten an sich beginnen aber oft schon eine Woche vorher. Verschiedene artistische und künstlerische Darbietungen säumen den Markusplatz, opulente Masken und Kostüme bestimmen das Geschehen. Zu den Highlights zählen der Schönheitswettbewerb Festa delle Marie sowie die alljährliche Preisverleihung für das schönste Kostüm und die beste Maske.

Legendäre Masken und Kostüme

Woher die so berühmten venezianischen Masken stammen, liegt heute weitestgehend im Dunkeln. Forscher vermuten, dass das Verdecken des Gesichtes eine Antwort auf die rigide Klassenhierarchie der damaligen Republik gewesen sein könnte. Im 18. Jahrhundert gab ein Dokument genauere Auskunft über Karnevalsverkleidung und erwähnte eine Reihe an Masken, die teils noch heute zu sehen sind. Zu den bekanntesten ihrer Art zählen die Colombina, welche Augen, Nase und die obere Wangenpartie verdeckt, sowie die das ganze Gesicht bedeckende Bauta. Begleitet von einem Umhang mit Kapuze, gewährt sie vollständige Anonymität und ist auch an ausgewählten Tagen außerhalb des Karnevals zu sehen. Auch nach der Wiederaufnahme der Karnevalsfeierlichkeiten in den 1970ern waren die Masken entscheidender Bestandteil der immer opulenter und ausgefallener werdenden Kostüme. Namhafte Designer veredeln traditionelle Outfits mit modernen Elementen und edlen Verzierungen. Ob klassisch oder originell, das Kostümspektakel am Markusplatz fasziniert bis heute.

Karneval in Venedig 2018

Der Karneval in Venedig 2018 findet vom 27. Januar bis 13. Februar statt. Begleitet von unzähligen Festen und Veranstaltungen, die du in gesammelter Form unter www.carnevale.venezia.it in englischer Sprache findest, verspricht auch diese Auflage kostümierte Superlativen. Folgende Highlights können wir dir besonders ans Herz legen:

  • Wasserfest (27.-28. Januar): Die große Eröffnungsfeier erstreckt sich über zwei Tage. Beim Wasserspektakel auf dem Rio di Cannareggio geht es auf Gondeln durch die Stadt, begleitet von Maskenpracht und kulinarischen Schmankerln.
  • Festa delle Marie (3. Februar): Der große Umzug führt ab 14.30 Uhr von der Via Garibaldi über Piazza San Marco ins Gran Teatro di San Marco, wo die zwölf schönsten Mädchen der Stadt gewählt werden.
  • Engelsflug (4. Februar): Mit dem traditionellen Balanceakt hoch über dem Markusplatz beginnt der Karneval in Venedig offiziell.
  • Köpfen des Stiers (8. Februar): Im Rahmen eines großen Umzugs auf der Piazza San Marco wird das „Köpfen des Stiers“ zelebriert – eine Neuinterpretation des Sieges Vitale Michiels II. über den Patriarchen Ulrich II. von Treffen.
  • Abflug des Löwen (13. Februar): Am Faschingsdienstag kommen die Feierlichkeiten zu einem stimmungsvollen Ende, wenn der geflügelte Löwe des Heiligen Markus von den zwölf schönen Mädchen empfangen wird und zurück auf den Campanile fliegt.

 

Du möchtest unbedingt beim diesjährigen Karneval in Venedig dabei sein? Unser ZAINOO-Top-Tipp: Mit dem Zug erreichst du die Lagunenstadt in Windeseile – gemütlich und günstig. Die ÖBB-Sparschiene (www.oebb.at) bzw. der Sparpreis Europa der Deutschen Bahn (www.bahn.de) sind dein Ticket zu ausgelassenem Karnevalsvergnügen! Wenn du ein bisschen mehr Zeit mitbringst, solltest du dir außerdem die zahlreichen faszinierenden Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen. Mit den ZAINOO-Stadttouren gelangst du im Nu zu den absoluten Highlights und versteckten Schätzen Venedigs. Maske nicht vergessen!

Der Ätna: Europas höchster Vulkan

Der Ätna, Sizilien

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So wunderschön und doch so furchteinflößend: Kaum eine zweite italienische Sehenswürdigkeit lässt Extreme derart imposant aufeinanderprallen wie der Ätna. Europas höchster Vulkan liegt auf der Insel Sizilien und speit nach wie vor regelmäßig Feuer. Dennoch – vielleicht auch gerade deswegen – zieht das gefährliche Naturspektakel Jahr für Jahr tausende und abertausende Besucher aus ganz Italien und dem Rest der Welt an. Was aber macht die UNESCO-Weltnaturerbestätte so anhaltend populär? Hier erfährst du mehr über die Geschichte des Ätnas, seinen Einfluss auf die Umwelt sowie die verschiedenen Wander- und Trekkingmöglichkeiten bis zum Gipfelkrater.

Daten und Fakten

Vermutlich vor ca. 600.000 Jahren in einer Bucht an der Ostküste Siziliens aufgrund von vulkanischen Aktivitäten am Meeresgrund entstanden, gilt der Ätna mit seinen ca. 3.323 m als höchster Vulkan Europas und zugleich höchster Berg der Insel. Vier Gipfelkrater und ca. 400 Nebenkrater bedecken eine Fläche von rund 1.250 km², umgeben vom Regionalpark Parco dell’Etna, der die einzigartige Natur rund um den Vulkan vor touristischer und wirtschaftlicher Erschließung schützt. Der Schichtvulkan an sich besteht aus Basaltstein. Der genaue Aufbau und die Zusammensetzung der einzelnen Krater ändert sich von Eruption zu Eruption. Entsprechend können Höhe, Umfang und Kratermenge nie exakt bestimmt werden und sind bestenfalls eine ungefähre Momentaufnahme. Typisch für den Ätna ist außerdem der vergleichsweise ruhige Hauptkrater: Der Großteil der Vulkanausbrüche erfolgt über die drei anderen Großkrater sowie die diversen kleinen Nebenkrater.

Verheerende Eruptionen

Der Ätna

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Der Ätna ist bis heute aktiv und speit in beinahe regelmäßigen Abständen Asche und Lava. Geologische Untersuchungen ermittelten einen gewaltigen Ausbruch um 1500 v. Chr. Eine spätere Eruption soll die Sikaner ins Landesinnere vertrieben haben, was zur Ansiedlung der Sikeler und somit zu einem gewaltigen kulturellen Bruch auf Sizilien führte. Die Stadt Catania wurde mehrmals von Ausbrüchen des Ätnas zerstört, laut schriftlicher Überlieferung erstmals um 693 v. Chr. Eine schwere Eruption im Jahr 44 v. Chr. bedeckte selbst den Himmel Roms mit dicken Aschewolken und führte zu weitreichenden Missernten bis nach Ägypten.

Auch in der nachchristlichen Zeit spielte der Ätna eine durchaus zerstörerische Rolle. Catania wurde mehrmals Opfer verheerender Eruptionen, unter anderem in den Jahren 252 bis 253. Der Ausbruch vom 8. März bis 11. Juli 1669 gilt als verheerendster seiner Art. Neben schweren Zerstörungen in Catania und umliegenden Ortschaften versetzte der Lavastrom das an der Küste gelegene Castello Ursino mehrere hundert Meter landeinwärts. Bis heute sorgen seismische Aktivitäten regelmäßig für Unruhen und Zerstörungen. Es ist nicht zu erwarten, dass das Ätna-Gebiet jemals zur Ruhe kommen wird.

Zwischen Tourismusmagnet und Umweltverschmutzung

Ein sizilianisches Sprichwort besagt, dass der Ätna zugleich fruchtbar und furchtbar sei. So ist er gleichermaßen Umweltfreund und Umweltfeind. So fruchtbar das Land rund um die Krater- und Spaltenlandschaften auch sein mag, die schweren Eruptionen stoßen jährlich an die 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre aus, was den Vulkan zu einem der schlimmsten Umweltsünder des Planeten macht. Zugleich gilt der Ätna als wohl wichtigster Tourismusmagnet Siziliens, und das nicht nur aufgrund der unzähligen Kratertouren, die Jahr für Jahr in gefährliches Gebiet führen. Südlich der Gipfelkrater befindet sich sogar ein kleines Skigebiet auf bis zu 2.600 m Seehöhe mit fast durchgehenden Winterbetrieb von November bis April. Begleitet von Rauchsäulen, machen sich Skifahrer und Boarder auf überwiegend mittelschweren Pisten auf den Weg zurück ins Tal Richtung Nicolosi.

Das Naturschutzgebiet

Die große Popularität des Ätnas führte über die letzten Jahrzehnte zu umfassender touristischer Erschließung. Um die komplette wirtschaftliche Verbauung zu verhindern, wurde 1987 das Naturschutzgebiet Parco dell’Etna eingerichtet. Der Regionalpark rund um den Vulkan erstreckt sich über eine Fläche von 58.095 Hektar und 20 umliegende Gemeinden. Im Ätna-Gebiet fanden an die 70 verschiedenen Vogelarten ein Zuhause, ebenso wie Wölfe, Rotwild, Stachelschweine, Füchse, Marder, Siebenschläfer, Hasen und Wildkaninchen. Am Osthang des Vulkans befindet sich außerdem der wohl älteste und dickste Baum Europas. Schätzungen zufolge soll der Kastanienbaum der hundert Pferde 2000-4000 Jahre alt sein!

Krater- und Vulkantouren

Du möchtest die spektakulären Kraterlandschaften aus nächster Nähe erleben und dabei eine gesunde Portion Nervenkitzel spüren? Zahlreiche Anbieter führen dich zu tiefen Spalten und rauchenden Lavaherden auf dem Ätna – natürlich stets vom Wetter und eventuellen seismischen sowie vulkanischen Aktivitäten abhängig. Die beiden Tourismuszentren Etna-Nord und Etna-Sud sind die besten Anlaufpunkte für deine Touren. Den Vulkan kannst du selbst erwandern, unterstützt durch Auffahrten mit der Seilbahn oder einem Jeep, zum Gipfelkrater an sich gelangst du jedoch nur mit einem ausgebildeten Bergführer. Für größere Wander- und Trekkingtouren solltest du auf jeden Fall etwas Ausdauer mitbringen, denn es geht an die sechs Stunden über schwieriges Terrain. Asthmatiker und Herzpatienten raten wir dringend von einer Kratertour ab! Versuche es doch stattdessen mit einer Wanderung in niedrigeren Vulkangefilden oder durch den Regionalpark. Dichte Pinienwälder und hohe Kastanien wechseln sich mit erstarrten Lavaströmen und Kraterkegeln ab.

Das UNESCO-Weltnaturerbe Ätna verbindet adrenalingeladenen Nervenkitzel und natürliche Idylle wie kaum ein zweiter Ort in Italien – ein Ort, der auf jeden Fall eine wichtige Rolle in deinen Urlaubsplänen spielen sollte. Auf ZAINOO findest du noch viele weitere Reisetipps rund um den Vulkan. Und, wann buchst du deine Abenteuerreise?

Santa Maria delle Grazie in Mailand mit Leonardos Abendmal

Mailand, die zweitgrößte Stadt Italiens und regionale Hauptstadt der Lombardei. 1,3 Millionen Menschen leben hier, umgeben von greifbarer Geschichte, modischen Epizentren und zwei der bekanntesten Fußballclubs der Welt. AC oder Inter – für viele Mailänder ist das eine Glaubensfrage. In anderen Dinge ist man sich hingegen schnell einig. So zum Beispiel, dass die Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie eines der, vielleicht sogar das schönste Bauwerk der Stadt ist. Jahr für Jahr zieht es Touristen aus aller Herren Länder an, die sich dem einzigartigen Bann dieses UNESCO-Weltkulturerbes nicht erwehren können. Dafür ist nicht zuletzt eines der berühmtesten Kunstwerk der Welt verantwortlich – „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci.

Baugeschichte

Santa Maria delle Grazie in Mailand

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Einst befand sich eine kleine Marienkapelle auf dem heutigen Standort der weltberühmten Kirche. Francesco I. Sforza, Herzog von Mailand, wünschte sich jedoch ein Dominikanerkloster samt Kirche, und beauftragte Guiniforte Solari, Architekt des heutigen Universitätshauptgebäudes Ospedale Maggiore und Bauaufsicht am Mailänder Dom, mit der Errichtung eben jener Gebäude im gotischen Stil.

Nach der Fertigstellung des Klosters im Jahre 1469 und der Kirche um 1490 entschloss sich Ludovico Sforza jedoch, die Kirche als Begräbnisstätte für seine Familie nützen zu wollen, was großflächige Umbauarbeiten erforderte. Aus dem Chor mit der Vierung, der nach der Fertigstellung abgerissen wurde, entstand ein monumentaler Zentralbau, der nach Plänen Donato Bramantes im Stil der gerade angesagten Renaissance errichtet wurde. Zur Fertigstellung nach Sforzas Plänen kam es jedoch nicht, denn nach seinem Sturz bleib das ursprüngliche gotische Langhaus bestehen. Erst in den 1520er Jahren öffnete Santa Maria delle Grazie ihre Pforten, das Begräbnis von Ludovicos Frau Beatrice d’Este war das erste im neuen Chor.

Stilistische Pluralität zwischen Gotik und Renaissance

Zwei unterschiedliche Bauepochen hinterließen ganz besondere, ungewöhnliche Spuren an der Dominikanerkirche, die du auch heute noch gut sehen kannst. Der gotische Anteil und der Renaissance-Part lassen sich innen wie außen prima voneinander unterscheiden. Das relativ breit gelagerte Langhaus weist deutliche Merkmale der lombardischen Backsteingotik aus. Typisch dafür sind unter anderem der Einsatz einer Stufenhalle, das überhöhte Mittelschiff und die zugleich nach außen nur minimal sichtbare Stufung des Dachs. Auch die ursprüngliche Ausmalung, die auf die Jahre 1482 bis 1485 zurückdatiert wird, zeigt sich aufgrund der späten Freilegung in den 1930er Jahren immer noch weitestgehend originalgetreu.

Der Abriss und Neubau des Chors im damals angesagten Renaissance-Stil hinterließ natürlich ebenfalls seine Spuren. Sein Kubusraum in voller Breite aller drei Langhausschiffe ersetzte die etatmäßige gotische Vierung, vom Chor und zwei seitlichen Konchen flankiert. Die Kuppel weist hingegen typische Renaissance-Züge auf. Auf einem 16eckigen Tambour ruhend, denkt sie die Entwürfe Brunelleschis geschickt weiter. Von außen wirkt dieser Zusatz wie ein Rundbau in flacher Kegelform, von Arkaden- und Fenstergliederung sowie rotgebrannten Terrakotta-Elementen entsprechend unterstützt.

Das Abendmahl – Leonardo da Vincis Meisterwerk

Santa Maria delle Grazie in Mailand mit Leonardos Abendmahl

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Viele Touristen besuchen Santa Maria delle Grazie aber nicht unbedingt – oder zumindest nicht nur – aufgrund ihrer atemberaubenden Schönheit im Spannungsfeld zweier architektonischer Epochen, sondern um eines der bekanntesten Wandgemälde der Welt zu sehen. Vielleicht geht es dir ja genauso – wir können dich da nur zu gut verstehen.

Nachdem Leonardo ein Tonmodell für ein Sforza-Denkmal beendet hatte, beauftragte ihn Herzog Ludovico im Jahr 1495 mit einem ganz besonderen Wandgemälde. Seine neue Begräbniskirche sollte einen außergewöhnlichen Blickfang erhalten. Leonardo ließ sich vom spätantiken Motiv „Anbetung der Könige“ inspirieren. Aus dem Jesuskind und den Heiligen Drei Königen wurden jedoch der erwachsene Heiland und seine Jünger beim letzten Abendmahl. Wenn du das weltberühmte Gemälde mit eigenen Augen erleben möchtest, solltest du möglichst weit im Vorhinein planen. Aus konservatorischen Gründen müssen feste Termine für Kleingruppen gebucht werden – nach maximal 15 Minuten ist die Besichtigung schon wieder vorbei.

Darstellung und Perspektive

Nur wenige andere Werke der Kunstgeschichte erfreuen sich einer derart langen und intensiven Rezeptionsgeschichte wie „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Darstellung und Perspektive geben bis heute Anlass zur fieberhaften Diskussion. Im Gegensatz zu frühen Abendmahl-Darstellungen verzichtete Leonardo sowohl auf den klassischen Heiligenschein als auch auf die bewusste Isolierung Judas‘. Dieser, gruppiert mit Petrus und Johannes, ist an seinem Geldsäckchen erkennbar. Man vermutet, dass die leicht weggedrehte Körperhaltung eine Distanzierung von der Gruppe suggerieren soll. Für die Figur Jesu bediente sich Leonardo hingegen der Zentralperspektive und nützte den Lichteinfall optimal, um Christus in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Rundherum wurden die weiteren Figuren szenisch angeordnet, einer Bühne gleich. Die bildlichen Fluchtpunktlinien steuern den Betrachtungspunkt automatisch auf den Kopf des Erlösers und ergeben, wenn hinzugedacht, eine Art Kreuzform rund um diesen.

Alle Theorie ist freilich grau, und so können Worte das einzigartige Abendmahl-Erlebnis nicht annähernd wiedergeben. Gemeinsam mit der ähnlich faszinierenden Santa Maria delle Grazie begrüßt dich das Herz Mailands mit einem der schönsten Orte Italiens, zurecht zum UNESCO-Welterbe erklärt. Wir wünschen dir viel Spaß bei deiner Besichtigungstour – viele weitere Reisetipps für Italien findest du natürlich auf ZAINOO!

Festa di Santa Lucia in Syrakus am 13. Dezember

Festa di Santa Lucia in Syrakus

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Einst wünschten sich die Menschen am kürzesten Tag des Jahres nichts sehnlicher als Licht. Sie beteten die Heilige Lucia von Syrakus (Lucia heißt so viel wie „die Leuchtende“) an, widmeten ihr Prozessionen und Feste. Heute finden Lucia-Feiern in ganz Europa und den USA statt, das ganze Jahr hindurch. Das berühmteste und wohl älteste seiner Art stammt aber aus dem sizilianischen Geburtstort der Heiligen. Jahr für Jahr steht der 13. Dezember im Zeichen einer gewaltigen, eindrucksvollen Prozession, dem sogenannten Festa di Santa Lucia. Das solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen!

Über die Heilige Lucia

Lucia von Syrakus gilt in einer Reihe an Kirchen als Heilige bzw. Glaubenszeugin, darunter die katholische, orthodoxe, deutsch-evangelische sowie die amerikanische und skandinavische lutherische Kirche. Sie lebte von 283 bis 304 n. Chr. in der antiken sizilianischen Stadt Syrakus und sollte ursprünglich mit einem reichen römischen Bürger vermählt werden. Lucia gelobte ihre Jungfräulichkeit um Christi willen und wies ihren angehenden Gatten zurück. Unterstützung erfuhr sie von ihrer Mutter Eutychia, die Lucia vom Leiden des Blutflusses geheilt haben soll. Als Christin angeklagt und zum Tode verurteilt, wurde sie nach schwerem Martern schließlich durch einen Schwertstich in den Hals hingerichtet. Zuvor soll sie der Überlieferung nach zahlreiche Wunder vollbracht und selbst schwerste Folter überlebt haben. Lucias Reliquien befinden sich heute in der Kirche San Geremia e Lucia in Venedig.

Warum am 13. Dezember?

Das Festa di Santa Lucia in Syrakus fällt auf den 13. Dezember, zugleich der Gedenktag der Heiligen. Ursprünglich fielen die Wintersonnenwende und somit der kürzeste Tag des Jahres auf dieses Datum, bevor sich dies in Folge der gregorianischen Kalenderreform auf den 21. Dezember verschob. Lucia wird vor allem mit Lichtriten verbunden. Sie ist die Schutzpatronin der Blinden und Armen sowie der Städte Venedig und Syrakus, und wird bei Blutfluss und Augenleiden angerufen. Bis heute ist der 13. Dezember fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit, gerade in nordischen Ländern.

Prozession der Heiligen Lucia

Das Festa di Santa Lucia zählt zu den ältesten religiösen Traditionen Siziliens und dauert an sich mehrere Tage. Seinen eigentlichen Höhepunkt erreicht es jedoch am 13. Dezember mit der Prozession – das solltest du dir ganz dick im Kalender anstreichen. Die Silberstatue der Heiligen, die sich ansonsten im Dom Santa Maria delle Colonne befindet, wird von der Brüderschaft der Träger übernommen und in einer feierlichen Prozession auf den Schultern der Brüder durch Syrakus getragen. Eine gewaltige Menschenmenge wartet bereits auf dem Domplatz auf die Ankunft der Heiligen, begleitet von einem imposanten Feuerwerk. Nun wird der Reliquienschrein durch die Altstadt getragen, vorbei am Arteusa-Brunnen, über die Umberto-Brücke und durch das Stadtviertel Santa Lucia. Immer wieder erschallt der traditionelle, euphorische Ruf der Träger: „Sarausana jè!“ (dt. Sie ist Syrakuserin!“), worauf der Chor mit einem schallenden „Viva Santa Lucia!“ antwortet. Die Prozession führt indes bis zur Kirche Santa Lucia, erbaut an jenem Ort, an dem die Heilige einst ihr Martyrium erlitten haben soll. Hier verweilt die Statue nun bis zum 20. Dezember, wenn sie in einer neuerlichen Prozession zurück in den Dom gebracht wird.

Die Prozession wird übrigens von zahlreichen kleinen Festen und Marktständen begleitet. Hier findest du typische Produkte aus der Region, aber auch wunderschöne Handwerkskunst und feine Dolci sowie Kleidung und Spielwaren. Viele Einheimische nützen den Markt für kleine Weihnachtseinkäufe, und auch du wirst hier sicher das eine oder andere spannende Souvenir finden.

Das Festa di Santa Lucia in Syrakus nimmt eine Ausnahmestellung unter den religiösen Feiertagen Italiens ein, denn hier geht es richtig lebhaft und laut vor sich. Lass dich von der besonderen Atmosphäre anstecken und erledige nebenbei ein paar Weihnachtseinkäufe!

Leckeres Pandoro-Rezept zum Nachbacken

Pandoro Rezept

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Neben dem Panettone kennen die Italiener noch einen zweiten leckeren Kuchen, der zu Weihnachten auf keinen Fall auf den festlich gedeckten Tischen fehlen darf. Der Pandoro kommt ursprünglich aus Verona und wurde wohl im 18. Jahrhundert erstmals gebacken. Historiker gehen davon aus, dass er ein Brioche-Nachfolger ist, doch italienische Experten beharren darauf, dass es sich hierbei um eine Renaissance-Erfindung handelt, die im reichen Venedig sogar einst mit Blattgold belegt wurde (Pan d’oro ist italienisch für „goldenes Brot“). Der kuppelförmige Kuchen mit seiner typisch goldgelben Farbe kommt ganz ohne die für den Panettone typischen Rosinen oder kandierten Früchte aus, schmeckt aber trotzdem – oder gerade deshalb, wirst du dir vielleicht denken – hervorragend. Mit diesem Rezept holst du dir diese weihnachtliche Süßspeise ins Haus.

Zutaten

  • 650 g Mehl
  • 250 g Butter
  • 200 g Zucker
  • 8 Eier
  • 30 g Backhefe
  • 1 Glas flüssige Sahne
  • geraspelte Zitronenschale
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 50 g Puderzucker


So geht’s:

Weihnachtskuchen Pandoro

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Zunächst siebst du das Mehl in die Rührschüssel und drückst eine Mulde in die Mitte. Währenddessen 20 g Zucker mit der Sahne lauwarm anwärmen, dann Hefe hineinbröseln und auflösen lassen. Nun gießt du das Hefe-Zucker-Sahne-Gemisch in die Mulde und verrührst es mit ein wenig Mehl zu einem Brei. Abschließend mit etwas Mehl bestäuben, dann an einem warmen Ort für 20 Minuten abdecken. Wenn der Brei Blasen wirft, kannst du weitermachen.

Jetzt Vanillezucker, restlichen Zucker, Zitronenschale, 150 g Butter und Eier hinzugeben und glatt kneten. Den Teig 2-3 Stunden lang abdeckt an einen warmen Ort stellen (optimal: auf 35 °C vorgewärmtes Backrohr), bis er sein Volumen verdoppelt. Dann knetest du den Teig zu einer Kugel. Die Form – im Idealfall eine Pandoro-Form, alternativ eine Brioche-Form – pinselst du dünn mit der restlichen Butter aus, dann dünn mit Mehl bestäuben. Nun den Teig mit der glatten Seite nach unten in die Form legen und, erneut abgedeckt, an einem warmen Ort rasten lassen, bis der Teig den oberen Formrand erreicht hat (ca. 2 Stunden).

Zum großen Finale: 20 Minuten im vorgeheizten Backrohr auf unterster Schiene bei 180 Grad backen, danach für weitere 40 Minuten auf 160 Grad herunterschalten. Falls dir die Oberfläche zu dunkel wird, deckst du diese mit Alufolie ab. Den Pandoro herausnehmen und abkühlen lassen. Abschließend aus der Form stürzen, mit viel Puderzucker bestäuben und servieren.

Und, wie schmeckt’s? Der Pandoro ist mehr als „nur“ eine italienische weihnachtliche Alternative, sondern ein richtig leckerer, schön saftiger und flaumiger Kuchen, der förmlich auf der Zunge zergeht. Gutes Gelingen und guten Appetit!