Festa della Madonna della Salute in Venedig

Festa della Madonna della Salute in Venedig

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In seiner illustren Geschichte wurde Venedig mehrfach von verheerenden Pestepidemien heimgesucht. Diese hinterließen ihre Spuren in der Bevölkerung, im Landschaftsbild und auch im Stadtpanorama. Verschiedene Kirchen und Gedenkstätten erinnern an die unzähligen Pesttoten wie auch zwei besondere Festakte, denen Dankesprozessionen nach dem Ende der Seuche zugrunde liegen. Neben La Festa del Redentore, das Fest des Erlösers, das Jahr für Jahr am dritten Juliwochenende begangen wird, findet jeden 21. November das Festa della Madonna della Salute statt.

Die Pestwellen um 1630 und 1631

In seiner langen, illustren Geschichte sah sich Venedig immer wieder mit humanitären Katastrophen und schweren Epidemien konfrontiert. Die exponierte Lage und die Bedeutung der Stadt als nationale und internationale Handelsroute begünstigten den Ausbruch von Epidemien. Nach der verheerenden Pest-Katastrophe von 1575 bis 1577 war Venedig bestens vorbereitet. Ankommende Schiffe wurden von der Gesundheitsbehörde kontrolliert, strikte Hygienevorschriften eingeführt und die erste Quarantänestation der Welt eröffnet. Dennoch holte man sich die Pest im Frühjahr 1630 in die Stadt: Ein Diplomat des Herzogs von Mantua und sein Gefolge brachten die tödliche Seuche nach Venedig, nach drei Monaten waren bereits über 1.200 Tote zu beklagen. Bis zum Abebben der Pestwelle im Oktober 1631 waren 46.536 der ca. 140.000 Einwohner verstorben. Als der „göttliche Zorn“ endlich verraucht und die Spuren noch nicht einmal annähernd beseitigt worden waren, wurde bereits die Ausschreibung für ein besonderes Gotteshaus in die Wege geleitet.

50.000 Dukaten für eine Kirche

Am 22. Oktober 1630 erging ein Beschluss im Senat Venedigs; besser gesagt: ein Versprechen an die Heilige Maria. Als Dank für die Erlösung würde eine Kirche zu ihren Ehren errichtet werden, wofür 50.000 Dukaten bereitgestellt wurden. Auch ein Name war schnell gefunden: Santa Maria della Salute. Die Planungen begannen ein Jahr später, direkt nach Ende der tödlichen Epidemie. Baldassare Longhena erhielt den Zuschlag, sein Entwurf sollte am Eingang des Canal Grande erbaut werden. Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, mussten erst einmal über eine Million Baumstämme in den Boden der Lagune eingeschlagen werden, um den Baugrund zu stabilisieren. Schon waren die 50.000 Dukaten ausgegeben.

Fortan zog sich der Bau. Venedig kämpfte mit finanziellen Problemen, erholte sich nie von der Pestepidemie und sollte seinen Ausnahmestatus als Handelszentrum endgültig verlieren. Immer wieder kamen die Arbeiten an der Kirche zum Erliegen, bis sie schließlich – und endlich – 1687 fertiggestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die finanziell schwer gebeutelte Stadt 420.136 Dukaten ausgegeben. Longhena war bereits fünf Jahre zuvor verstorben.

Barockes Kunstwerk am Canal Grande

Baldassare Longhena wollte mit der Basilika Santa Maria della Salute einmal mehr die Grandezza und Ausnahmestellung Venedigs untermauern. Der Architekt selbst erlebte die Fertigstellung seines barocken Monumentalbaus nicht mehr und auch die Stadt konnte nie wieder an ihre größten Tage anknüpfen. Das Gotteshaus an sich strahlt jedoch bis heute in geradezu bestechender Pracht und gilt als eines der Wahrzeichen Venedigs. Acht spektakuläre Seiten, zwei Kuppeln, zwei Campanili und die komplette Marmorverkleidung wissen zu beeindrucken. Longhena versuchte einen bewussten Gegenpol zum vorherrschenden römischen Barock zu schaffen und arbeitete vornehmlich mit Licht und Schatten, wichtige Elemente der venezianischen Architektur.

Im Inneren wirkt die Kirche auf den ersten Blick eher nüchtern und schlicht gestaltet, doch der sprichwörtliche Schein trügt. Lass dich weder vom grauen Putz noch vom weißen Stein (ent-)täuschen, denn der faszinierende Marmorfußboden mit seinen überaus wertigen Einlegearbeiten sowie die nicht minder spektakulären Altäre wissen auf ihre ureigene Art zu begeistern. Prächtige Gemälde von Tintoretto, Tizians und Salviati runden das imposante Erscheinungsbild gekonnt ab.

Der Festakt

Wie auch beim Festa del Redentore, wird für das Festa della Madonna della Salute eine eigene Wasserbrücke errichtet. Sie verläuft über den Canal Grande und wird zum Schauplatz für eine feierliche, stimmungsvolle Prozession, die von der Kirche Santa Maria del Giglio zur Basilika Madonna della Salute führt. Am 21. November finden durchgehend von 8 Uhr morgens bis abends Gottesdienste statt. Entlang der Prozession bieten Marktstände Kuchen und Zuckerwatten sowie Kerzen für die Pilger an. Natürlich darf auch das traditionelle Gericht des Festes nicht fehlen: Castradina, gesalzenes, geräuchertes Hammelfleisch mit Wirsing.

Rund um den 21. November finden außerdem viele weitere kleine Feste statt, die du ebenso wenig verpassen solltest. Gerade Kinder lieben die Attraktionen und Süßigkeiten, die zugleich einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die nahende Adventzeit geben. Unter den Erwachsenen stellt sich eine interessante Stimmung ein – ausgelassene Freude und festliches Vergnügen auf der einen, Dankbarkeit für die eigene Gesundheit und stille Reflexion auf der anderen Seite.

Der 21. November gehört zu den wichtigsten und zugleich auch schönsten venezianischen Feiertagen. Das Festa della Madonna della Salute sollte auf jeden Fall auf dem Urlaubsplan stehen. Natürlich findest du bei ZAINOO noch eine Menge weiterer Tipps und Ideen für deinen nächsten Venedig-Urlaub. Viel Spaß beim Planen!

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