Urbinos historisches Zentrum

Urbinos historisches Zentrum, UNESCO

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Wenn es um die großen Renaissance-Zentren Italiens geht, denkst du wahrscheinlich auch zunächst an Florenz, eine weltbekannte Stadt mit ebenso weltbekannten Kunstwerken und Gebäuden. Auch außerhalb der Toskana trieb diese Kunst- und Kulturepoche faszinierende Blüten. Urbino ist eine kleine, sympathische Stadt im Hügelland der Marken. Unter der Herrschaft der Montefeltro im 15. Jahrhundert erlebte Urbino einen wahren Bauboom und nahm sein heutiges Renaissance-Antlitz an, welches sich die Stadt bis heute bewahren konnte. Seit 1998 gilt die Altstadt sogar als UNESCO-Weltkulturerbe.

Federico da Montefeltros Einfluss

Nach den Gotenkriegen an den Papst verkauft, verfolgte die ehemalige römische Stadt Urbino immer wieder Unabhängigkeitspläne. Um 1155 erklärte Kaiser Friedrich von Barbarossa Antonio von Montefeltro zum Reichsvikar in Urbino. Sein Sohn Montefeltrano I. sollte zum Grafen werden, unter Federico da Montefeltro stieg man sogar zu Herzögen von Urbino auf. Während Federicos 38jähriger Herrschaft über das Herzogtum erlebte Urbino einen wahren Boom, welcher das Stadtbild bis heute maßgeblich beeinflusst.

Als umtriebiger Mäzen der feinen Künste zog Federico einige der wichtigsten Renaissance-Namen aus Kunst und Kultur an, darunter Leon Battista Alberti, Piero della Francesca, Girolamo Genga, Luciano Laurana, Francesco di Giorgio Martini und Giovanni Santi, Raffaels Vater. Außerdem begannen Bramantes und Raffaels künstlerische Karrieren einst in Urbino. Die Architektur Urbinos war natürlich ebenso stark von Einflüssen der Renaissance-Periode geprägt, die bis heute aufgrund wirtschaftlicher Stagnation nach Federicos Tod weitestgehend erhalten geblieben sind. Federicos Sohn Guidobaldo sollte der letzte Herzog von Urbino aus der Montefeltro-Familie sein. Nach seiner Vertreibung um 1502 herrschte die Familie della Rovere über das Herzogtum, bis es 1631 schließlich an den Kirchenstaat fiel.

Palazzo Ducale

Ein Spaziergang durch die historische Altstadt Urbinos führt dich zu einer Vielzahl an kleinen und großen architektonischen Höhepunkten. Bis heute gilt der ehemalige Herzogspalast der Montefeltro als Hauptanziehungspunkt, und zwar aus gutem Grund. Der Palazzo Ducale vereint alles, was die Renaissance-Stadt so einzigartig macht, in einem gewaltigen Prunkbau, dessen Fassade hoch über Urbino thront und förmlich in das historische Zentrum lockt.

Für den ab 1463 entstandenen Prunkbau verwendete man die Mauern eines älteren, aus dem späten 14. Jahrhundert stammenden Grafenpalastes. Gingen die Arbeiten zunächst nur schleppend voran, konnte Federico da Montefeltro ab 1466 den ehemaligen Este-Baumeister Luciano Laurana für sich gewinnen. Er entwarf unter anderem die Säulenarkaden im Innenhof sowie die Turmfassade im Westen. Um den Innenausbau der Gemächer sollte sich Francesco di Giorgio Martini kümmern. Vollständig stuckierte, hohe Räume und reiche Verzierungen verleihen dem Palazzo ein unverkennbares Renaissance-Flair. Bis ins 20. Jahrhundert blieb der Palast Regierungsgebäude, ehe er Mitte der 80er Jahre nach abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Bei deiner Tour durch den Palazzo Ducale stößt du immer wieder auf den Gelehrten Federico da Montefeltro. Sein Interesse an humanistischen und klassischen Studien äußert sich in zahlreichen Räumen, darunter das 1472 von Laurana konzipierte Studiolo. Musikinstrumente, wissenschaftliche Gegenstände und unzählige Bücher zieren dieses Idealbildnis des gebildeten Renaissance-Menschen. Ebenso legen wir dir einen Abstecher in die Galleria Nazionale delle Marche ans Herz. Neben diversen Porträts der Regenten und des Hofstaats findest du hier unter anderem Werke von Raffael, Tizian und Piero della Francesca.

Weitere Renaissance-Highlights in Urbino

Urbinos historisches Zentrum

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Natürlich gilt dem imposanten Herzogspalast deine Hauptaufmerksamkeit, doch das alte Renaissance-Zentrum Urbinos hat noch so viel mehr zu bieten. Wir empfehlen dir, zumindest einen ganzen Tag freizuschaufeln, um sämtliche Facetten der Stadt möglichst umfassend genießen zu können. Wohin dich dein Altstadt-Spaziergang führen soll, fragst du? Hier sind ein paar Vorschläge:

  • Dom: Der Kirchenbau Urbinos kann auf eine lange und illustre, aber auch mühsame und von Rückschlägen geprägte Kirchenbaugeschichte zurückblicken. Federico da Montefeltro ließ die Urversion aus dem frühen 11. Jahrhundert durch einen ausladenden Neubau di Giorgio Martinis ersetzen, dessen Fertigstellung sich jedoch bis 1602 ziehen sollte. Mehrere Erdbeben sollten den Dom, vor allem die Kuppel, immer wieder arg in Mitleidenschaft ziehen. So ging unter anderem das Grab des Humanisten Polydor Vergil unwiederbringlich verloren. Andere Gebäudeelemente wurden im neoklassizistischen Stil restauriert.
  • Universität: Wenige Jahre nach der Vertreibung Guidobaldo da Montefeltros wurde die Universität von Urbino gegründet. Sie befindet sich heute im Privatbesitz, ihre Fakultäten sind in mehreren historische Renaissance-Gebäuden in der Altstadt untergebracht. Ein Abstecher in den botanischen Garten „Pierina Scaramella“ führt dich zu seltenen Blumen und Bäumen mit medizinischem Schwerpunkt.
  • Rampa Elicoidale: Federico da Montefeltro ließ sich einen kleinen Aufgang bauen, der den Marktplatz mit seinem Palast verband. Der alte Turm mit seiner ellenlangen, flachen Wendeltreppe führte einst in ein großes Theater und wird heute vor allem für Kulturveranstaltungen genützt.
  • San Domenico: Diese wunderschöne Kirche liegt gegenüber vom Palazzo Ducale. Du musst San Domenico nicht zwingend betreten, um dich in dessen Bann ziehen zu lassen, denn die Fassade alleine weiß bereits zu beeindrucken. Eine Madonna mit Kind und Heiligen ziert das reich verzierte Renaissanceportal. Luca della Robbias Original befindet sich übrigens in der Galleria Nazionale.
  • Oratorio di San Giovanni Battista: Im Gegensatz zu San Domenico wirkt diese kleine Gebetskapelle von außen relativ unscheinbar. Du solltest aber unbedingt einen Blick in die heiligen Hallen werfen, denn hier erwarten dich gewaltige spätgotische Fresken der Gebrüder Lorenzo und Jacopo Salimbeni mit verschiedenen Szenen aus dem Neuen Testament.
  • Raffaels Geburtshaus: Wie du bereits weißt, war Raffaels Vater Giovanni Santi am Hof Federico da Montefeltros tätig. Sein berühmter Sohn wurde in Urbino geboren, das Geburtshaus wird heute als Museum mit Kopien bedeutender Werke, aber auch Originalen (z.B. Giovanni Santis „Verkündigungsszene“) verwendet. Am Seiteneingang der Kirche San Francesco befindet sich eine Grabplatte von Raffaels Eltern.

 

Urbinos Altstadt hat noch viele weitere tolle Paläste, Kirchen und Museen zu bieten – viel zu viele, um auch nur annähernd alle aufzuzählen. Plane zumindest einen vollen Tag für deine Entdeckungsreise durch dieses wunderschöne Renaissance-Zentrum ein und wage den einen oder anderen Abstecher in unbekanntere Gebäude. Du wirst bestimmt von der Vielfalt, der architektonischen Schönheit und dem gelungen kultivierten Charme einer längst vergangenen Epoche beeindruckt sein. Viel Spaß bei deiner Urbino-Tour mit ZAINOO!

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