Syrakus und die Felsennekropolis von Pantalica

Syrakus und die Felsennekropolis von Pantalica

©Bigstock.com/siculodoc

Wusstest du, dass Teile von Sizilien bereits in der Bronzezeit besiedelt waren? Die Siedlungsgeschichte der Insel im äußersten Süden Italiens lässt sich tausende, ja sogar zehntausende Jahre zurückverfolgen. Noch heute kannst du dich auf einen historisch wertvollen Streifzug durch alte Monumente und mystisch anmutende Ruinen begeben. Eine überaus attraktive Zusammenstellung solcher antiker und altertümlicher Dokumente befindet sich seit dem Jahr 2005 auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten. Syrakus und die Felsennekropolis von Pantalica besteht aus drei voneinander getrennten Arealen mit einem gesamten Schutzbereich von annähernd 900 ha sowie einer mehr als sechsmal so großen Pufferzone. Begleite uns auf einer Tour durch das besonders alte Sizilien!

Warum ist diese Stätte so wichtig und schützenswert?

Wenn sich das Welterbekomitee bei seinen Sitzungen auf neue, schützenswerte Stätten einigt, so erfolgt das anhand eines Katalogs mehrerer Kriterien. Vorneweg steht im Fall von Syrakus und der Felsennekropolis von Pantalica der Status als bemerkenswertes Zeugnis der mediterranen Kultur. Hier finden prähistorische Siedlungen, griechische Kolonisation, kurze punische Einflüsse und schließlich römische Eroberungszüge zusammen. Die kulturelle Vielfalt dieser kombinierten Stätte über drei Jahrtausende darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich zeigen die Überreste im gesamten Stadtgebiet von Syrakus sowie jene auf Ortygia, wie mehrere kulturelle Konzepte von griechischen und römischen Anfängen bis zur barocken Moderne die Architektur auf herausragende Weise vorantreiben konnten. Die antike Bedeutung der Stadt, alleine schon als Heimat von Archimedes, darf ebenfalls nicht unter den Tisch fallen.

Nekropole von Pantalica

Syrakus und die Felsennekropolis von Pantalica, UNESCO

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Wir beginnen allerdings ca. 35 km westlich von Syrakus in der kleinen Stadt Sortino. Mehrere Kirchen mit wunderschönen Fresken bestimmen das Stadtbild, doch noch spannender wird es etwas außerhalb. Hier befindet sich die Felsennekropolis von Pantalica, eine der größten Nekropolen Siziliens. Sie befindet sich in der ehemaligen Siedlung Pantalica, namensgebend für die sogenannte Pantalica-Kultur, die der Insel in der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit ihren Stempel aufdrückte. Angesichts der schieren Größe des Grabfeldes mit über 5000 Kammergräbern lässt sich eine lange Nutzung vermuten, konkrete Funde datieren die Verwendung auf einen Zeitraum vom 13. bis 8. Jahrhundert v. Chr. Erst die griechische Kolonisation sorgte für den Niedergang der Siedlung. Die Grabstätten wurden in frühchristlicher Zeit noch als Wohnungen genutzt, von Pantalica an sich blieb mit Ausnahme weniger Gebäudereste nichts übrig.

Nimm auf jeden Fall an einer Führung teil, denn nur so erhältst du Zugang zu sämtlichen Bereichen der Nekropole und erfährst zudem alles über die hochspannende Geschichte Pantalicas. Fünf Friedhofsbereiche zeichnen die Entwicklung der Bestattungsriten nach, und so veränderten sich nicht nur die Öffnungen der einzelnen Kammergräber im Laufe der Zeit. Wenn du den Hügel der alten Siedlung erklimmst, entdeckst du zudem das Anaktoron. Der ehemalige Prinzenpalast lässt sich auch heute noch mit freiem Auge einigermaßen nachvollziehen. Viele weitere Fundstücke aus der Siedlung und der Felsennekropolis, darunter Keramik, Waffen und Haushaltsgegenstände, kannst du im Archäologischen Museum von Syrakus besichtigen.

Ortygia

Syrakus wurde übrigens nicht am Festland gegründet, sondern auf einer kleinen Insel, die nur durch eine wenige Meter breite Durchfahrt vom Rest der Stadt getrennt ist. Erste menschliche Besiedlungsbelege auf Ortygia gehen sogar auf das Neolithikum zurück, dazu kommen einige Funde aus der frühen und mittleren Bronzezeit. Effektiv beginnt die Geschichte von Syrakus aber im Jahr 734 v. Chr., als dorische Siedler aus Korinth die Stadt auf Ortygia gründeten und schnell aufs Festland ausdehnten. Die ideale Lage ließ Syrakus schnell zur größten und wichtigsten Polis des alten Siziliens aufsteigen. Erst im zweiten Punischen Krieg konnten die Römer die Stadt erobern, die architektonische Vermischung auf der Insel und am Festland begann. Schwere Zerstörungen nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1693 führten zum Wiederaufbau im Barockstil. Deswegen erwartet dich heute diese besondere architektonische Pluralität in Syrakus.

In der Antike galt Ortygia als Stadtkern. Entsprechend groß ist die Zahl alter Gebäude und Ruinen, die dich erwarten. Freu dich unter anderem auf:

  • Apollontempel: Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. erbaut, ist er der älteste größere griechische Tempel Siziliens nach bisherigen Erkenntnissen. Er liegt am Eingang zur Altstadt und lässt vermuten, dass mehrere Umbauten zu christlichen Kirchen und arabischen Moscheen durchgeführt wurden.
  • Porta Urbica: Von der insularen Stadtmauer blieben einzig die Fragmente dieses am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. entstandenen Stadttors übrig. Dionysios I. errichtete die Befestigung als Schutz vor den Karthagern. Vermutlich verband das Tor einst den Apollontempel mit dem Athenatempel, der sich später wandeln sollte zum…
  • Dom: Auch als Kathedrale Santa Maria delle Colonne bekannt, befand sich hier einst ein der Athena geweihter Siegestempel. Als im 7. Jahrhundert n. Chr. mit den Arbeiten an einer christlichen Basilika begonnen wurde, riss man nicht etwa den gesamten dorischen Tempel ab, sondern inkorporierte Teile davon in den neuen Bau. Unter anderem kannst du Teile der Säulen von außen und innen erkennen, während einzelne Ziegel und Abtropfsteine heute im Archäologischen Museum zu sehen sind.
  • Castello Maniace: Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden entstand diese eindrucksvolle Festung erst im Mittelalter. Verschiedene Stilelemente, wie das Portal aus der Stauferzeit, die gotische Säulenhalle und die moderne Stauferstele, zeugen von der ungewöhnlichen Geschichte dieses Baus.

 

Antike Stätten von Syrakus

Abschließend wagen wir uns von der vorgelagerten Insel in die eigentliche Stadt vor. In Syrakus entdeckst du Ruinen und Monumente verschiedenster Epochen. Folgende antike Stätten sind Pflicht:

  • Parco Archeologico della Neapoli: Der in den frühen 1950ern gegründete archäologische Park von Syrakus sammelt die wichtigsten antiken Gebäude auf dem Festland der Stadt. Lass dich von den schroffen Formen der über zehn alten Steinbrüche, die sogenannten Latomien, verzaubern und spüre den Rausch der Geschichte an den Überresten des Altars von Hieron II. Ein griechisches Theater und ein römisches Amphitheater befinden sich ebenso auf dem weitläufigen Areal. Das Ohr des Dionysios musst du unbedingt gesehen haben.
  • Die Heiligtümer: Im Stadtgebiet verstecken sich zudem mehrere Heiligtümer, zumindest in Überresten. Gerade rund um das antike Wohngebiet südlich der Kirche Madonna delle Lacrime konnten mit dem Demeter- und dem Koreheiligtum spannende Elemente aus dem antiken Griechenland gefunden werden. Aufgrund weiterer archäologischer Arbeiten ist dieser Bereich allerdings aktuell nicht der Öffentlichkeit zugänglich.
  • Castello Eurialo: Am höchsten Punkt der antiken Stadt – mittlerweile ca. sieben Kilometer außerhalb von Syrakus gelegen – befand sich die Festungsanlage von Dionysios I. Der ehemalige Eckpunkt der nördlichen und westlichen Stadtmauer war über Geheimgänge mit diversen Stadtteilen verbunden und bot bis zu 3.000 Soldaten und 400 Reitern Platz. Die heute sichtbaren Ruinen entsprechen übrigens dem Status nach späteren, byzantinischen Umbauten.

 

Wir könnten noch ewig so weitermachen, denn deine Tour dieser einzigartigen UNESCO-Weltkulturerbestätte ließe sich beliebig erweitern. Alleine für Syrakus und Ortygia kannst du locker einen zweiten, vielleicht sogar einen dritten Tag veranschlagen, von der hochgradig spannenden Felsennekropolis ganz zu schweigen. Spätestens jetzt kann dein Sizilien-Urlaub nicht bald genug kommen!

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