Nationalpark Cilento und Vallo di Diano

Nationalpark Cilento und Vallo di Diano, UNESCO

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Bestimmt hast du das schon öfter von uns gehört, aber in diesem Fall wiederholen wir uns besonders gerne: Italiens prächtige Natur mit der vielfältigen Flora und Fauna ist überaus schützenswert. Zahlreiche Nationalparks übernehmen diese Funktion landauf, landab. Erst 1991 wurde der Nationalpark Cilento und Vallo di Diano eingerichtet, bereits sieben Jahre später erklärte ihn die UNESCO zum Weltkulturerbe – ein rasanter, nahezu beispielloser Aufstieg. Was aber macht diesen Park so einzigartig? Neben der einmaligen Landschaft an sich verstecken sich hier mehrere archäologische und historische Stätten von großem Wert. Und diese, wie auch den Nationalpark Cilento und Vallo di Diano an sich, wollen wir nun gemeinsam erkunden.

Der Nationalpark

Zunächst tauchen wir in die hochgradig faszinierende Welt des eigentlichen Parks ein. Der zweitgrößte Nationalpark Italiens liegt in der Provinz Salerno in der Region Kampanien. Mit einer Fläche von eindrucksvollen 181.048 Hektar erstreckt er sich von der Küste des Tyrrhenischen Meeres bis zum Vallo di Diano am Fuß des Apennin. Das Gelände ist zumeist hügelig bis bergig und sehr abwechslungsreich. Vom Monte Cervati, mit 1.898 m die höchste Erhebung des Parks, über die prächtige Calore-Schlucht bis zu den bewaldeten und mit Olivenhainen bedeckten Flusstälern sowie der eindrucksvollen Mischung aus atemberaubenden Steilklippen und weiten Sandstränden lässt du dich von der Vielfalt dieser Region verzaubern. Mit Ausnahme der Küstenregionen zur Hochsaison ist hier auch meistens wenig los, und so erlebst du im Frühjahr und Herbst beinahe leere Strände und komplett verschlafene Ortschaften. Wanderer und Radfahrer schätzen das abwechslungsreiche Angebot an markierten Routen. Aber auch für Taucher und Schorchler, Gleitschirmflieger, Wildwasserabenteurer, Höhlenforscher und Reitbegeisterte hat das Programm Packendes zu bieten.

Nationalpark Cilento und Vallo di Diano

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Bei all den kleinen und großen Entdeckungen übersieht man beinahe das, was den Nationalpark Cilento und Vallo di Diano ausmacht: Die überaus vielfältige Flora und Fauna geizt keineswegs mit Reizen. So schätzt die Verwaltung, dass es über 1.800 verschiedene Wildpflanzenarten im Parkgebiet gibt. Davon zählen 10 % zu den gefährdeten Arten. Die gebirgigen Gefilde sind aber nicht nur der perfekte Nährboden für Buchen, Steineichen, Erlen und Esskastanien, sondern auch Lebensraum für Steinadler, Alpensteinhühner und Korsika-Hasen. Selbst Wölfe und Alpenböcke tummeln sich hier. Entlang der Wasserläufe des Calore-Tals leben neben Feuer- und Brillensalamandern vom Aussterbe bedrohten Fischotter. Und auch Wasserbüffel, deren Milch als Grundlage für den beliebten Büffelmozzarella dient, sind in der Region anzutreffen. Und dann erst die vielen wunderschönen, kleinen Ortschaften, wie das freundliche Küstendorf Marina di Camerota und das von besonders klarem Wasser und mystischen Höhlen umspielte Palinuro…

Ausgrabungsstätte in Paestum

Nach diesem Crashkurs in Nationalpark-Kultur widmen wir uns nun historischen Gefilden mit gleich drei Stätten, die ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Unser erster Stopp führt uns nach Paestum in der Gemeinde Capaccio. Hier gründeten die Griechen um 600 v. Chr. Poseidonia, die Kolonie einer Kolonie – eine sogenannte Pflanzstadt. Die Lage im Landesinneren verrät, dass das Hauptaugenmerk dem überaus fruchtbaren Boden galt. Innerhalb weniger Generationen erreichte die Stadt beträchtlichen Reichtum, große Tempel entstanden. Als die Römer jedoch um 274 bis 273 v. Chr. Kampanien einnahmen, erhielt das Gebiet den Namen Paestum, wurde ohne Rücksicht auf Verluste umgestaltet und verlor anschließend an Bedeutung. Nach dem Ende des Römischen Reichs komplett verlassen, sorgte die Wiederentdeckung um 1752 – übrigens fast gleichzeitig mit Pompeji und Herkulaneum – für großes Aufsehen. Gerade Bildungsreisende bekamen auf der sogenannten Grand Tour nicht genug von Paestum.

Heute triffst du auf zahlreiche Ruinen und Baudenkmäler aus griechischer und römischer Zeit. Dein Hauptaugenmerk gilt den drei großen dorischen Tempeln. Jeder von ihnen – der archaische Hera-Tempel, der mit aus dem Rahmen fallenden Elementen versehene Athena-Tempel und der ausgereifte Poseidontempel – repräsentiert jeweils eine Bauepoche. Das kleine römische Amphitheater, das Comitium (ein bürgerlicher Versammlungsort) sowie die lange Stadtmauer erwarten dich ebenfalls. Im Museum siehst du eine Sammlung bedeutender griechischer Altertümer aus Unteritalien mit prachtvollen Grabdarstellungen und -platten.

Ausgrabungsstätte in Elea

Elea, im Römischen auch Velia genannt, war eine bedeutende Hafenstadt im antiken Griechenland und gilt als Heimat der Philosophenschule der Eleaten, eine der ältesten Schulen der Antike. Parmenides‘ Abhandlungen über Sein und Nichtsein sollten großen Einfluss auf Platon haben. Schnell stieg das eigentlich von vor der persischen Invasion geflüchteten, phokäischen Griechen gegründete Elea zur einflussreichen Handelsstadt auf und diente in den beiden Punischen Kriegen zunächst als Verbündeter Roms, später als wertvoller Militärstützpunkt. Mit sich verlagernden Handelsströmen und der Hafenverlandung verarmte Elea und wurde um das 9. Jahrhundert n. Chr. schließlich aufgegeben.

Einzig das Hafengebiet konnte die Zeiten einigermaßen überstanden. Die Porta Rosa ist von besonderer Bedeutung. Das Tor diente einst als Verbindung zwischen zwei Stadtvierteln und versorgte als Viadukt zudem die höhergelegene Akropolis, die du ebenfalls noch besichtigen kannst, mit Wasser. Überreste einzelner Viertel sowie diverser hellenistischer und römischer Tempel stehen ebenfalls auf dem Programm.

Kartäuserkloster in Padula

Zum Abschluss widmen wir uns der größten und wohl bekanntesten Karthause in ganz Italien mit einer Gesamtfläche von 250.000 m² inkl. Park, davon 30.000 m² überbaut. Am 28. Januar 1306 von Tommaso Sanseverino, Graf von Marsico, gegründet, sollte es beinahe 70 Jahre bis zur Fertigstellung der Klosterkirche dauern. Mehrere Veränderungen sowie diverse Ausbauten folgten. Heute prägen barocke Elemente sowohl Garten als auch Kloster. 84 Säulen umrahmen den größten Kreuzgang der Welt (12.000 m²). Bereits 1866 wurde die Kartause von Padula aufgelassen, ca. 100 Jahre später begann man mit der Restaurierung. Heute erstrahlt dieses monumentale Gebäude wieder in seinem eigentlichen barocken Glanz und beherbergt unter anderem das Archäologische Museum von West-Lukanien mit aufregenden Funden aus der Nekropole von Sala Consilina und Padula.

Die schiere Vielfalt und Bandbreite dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte weiß immer wieder aufs Neue zu beeindrucken. Du kannst mehrere Wochen im Nationalparkgebiet mit seinem abwechslungsreichen Sport- und Freizeitangebot, den verschlafenen kleinen Dörfern und den historisch wertvollen Sehenswürdigkeiten verbringen, ohne dich auch nur annähernd sattzusehen, geschweige denn alles erlebt zu haben. Gerade abseits der sommerlichen Hochsaison können wir dir einen Abstecher in die Nationalpark-Region Cilento und Vallo di Diano nur ans Herz legen.

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