Residenzen des Hauses Savoyen

UNESCO Residenzen des Hauses Savoyen

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Aus Weltkulturerbe-Sicht war 1997 ein großartiges Jahr für Italien. Gleich zehn neue Stätten schafften es auf die illustre Liste der UNESCO. Eine von ihnen umfasst sogar 14 unglaubliche Schauplätze, konzentriert auf die Region Piemont mit Schwerpunkt in Turin. Die Residenzen des Hauses Savoyen erinnern an eine Ära großer Macht, märchenhafter Hofszenerie und großen Prunks. Mächtige Schlösser und imposante Residenzen stehen symbolisch für unfassbaren Reichtum und politischen Einfluss, der in späteren Jahren sogar zur Vereinigung Italiens führen sollte. Du möchtest mehr über diese 14 Schlösser, Burgen und Villen erfahren? Dann bist du hier an der richtigen Stelle!

Über die Savoyer

Bevor wir uns an die einzelnen Residenzen machen, werfen wir einen kleinen Blick auf die illustre Geschichte des Hauses Savoyen, das über 900 Jahre die politischen Geschicke in Teilen Frankreichs und Italien bestimmte. Humbert I. Biancamano (Weißhand) gilt als Gründer dieses Herrschaftshauses. Er erhielt um 1034 unter anderem das Territorium der Grafschaft Savoyen nebst weiteren Landstrichen an der heutigen französisch-italienischen Grenze. Als Herrscher über drei wichtige Alpenpässe bauten seine Nachfolger ihren Einfluss sukzessive aus. So konnte ein Großteil des heutigen Piemonts sowie Teile Liguriens durch geschickte Heiratspolitik bereits 1046 in das Reich der Savoyer eingegliedert werden.

Eine erste Blütezeit erlebte des Haus im frühen 14. Jahrhundert unter der langen Herrschaft Amadeus‘ VIII., der angrenzende Gebiete arrondieren konnte. Nach den Italienischen Kriegen verlagerten die Savoyer ihr Machtzentrum schließlich ins Piemont. So entstanden vor allem im 17. und 18. Jahrhundert jene Prachtbauten, die heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind. Man überstand Hegemonie-Konflikte mit den Franzosen, mutierte zum Königshaus Sardinien und trieb schließlich die Einigung Italiens voran. Bis zur Absetzung Umbertos II. am 18. Juni 1946 durch ein Referendum leitete das Königshaus die Staatsgeschäfte. Erst im November 2002 wurde seinen Nachfolgern die Rückkehr nach Italien gestattet.

Turins Residenzen

Residenzen des Hauses Savoyen

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Nachdem Herzog Emanuel Philibert von Savoyen die Hauptstadt 1562 nach Turin verlegt hatte, begann er mit der Umgestaltung der Stadt und des sie umgebenden Piemonts. Schritt für Schritt wurden das Erscheinungsbild Turins komplett verändert und neue Prunkbauten installiert, die bis heute Touristen aus aller Welt anziehen. Von den 14 Residenzen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, befinden sich derer fünf direkt in Turin. Gerne stellen wir dir diese näher vor:

  • Palazzo Reale: Wir beginnen unsere Reise im Königlichen Palast, im frühen 17. Jahrhundert für Herzogin Christina von Frankreich errichtet, welche die Regentschaft über Savoyen nach dem Tod ihres Ehemanns Viktor Amadeus I. übernahm. Bis 1865 blieb der Palazzo Reale Herrschafts- und später Königspalast. In diesem ausladenden Bau befindet sich unter anderem ein direkter Zugang zur Grabtuchkapelle des Doms von Turin.
  • Palazzo Madama: Auf dem Gebiet einer antiken römischen Stadt errichtet, wurde deren einstiges Stadttor komplett in den Palastbau integriert. Im Laufe der Jahrhunderte zum repräsentativen Stadtschloss aus- und mehrfach umgebaut, wird der im Historismus restaurierte Palazzo Madama mittlerweile als Kunstmuseum genützt.
  • Palazzo Carignano: Wie der Name bereits verrät, befand sich hier einst die Residenz der namengebenden Fürsten von Carignan, ihrerseits ein Zweig des Hauses Savoyen. Der Unterschied zwischen der Backsteinfassade an der Westseite und dem weißen, eklektischen Erscheinungsbild zum Osten weiß zu faszinieren. Im ehemaligen Abgeordnetenhaus des Subalpinen Parlaments befindet sich heute unter anderem das Risorgimento-Museum.
  • Castello del Valentino: Die Residenz im Parco del Valentino diente bereits jahrhundertelang als Adelsresidenz, bevor es von den Savoyern erworben wurde. Extensive Umbauarbeiten Mitte des 17. Jahrhunderts orientierten sich an zeitgenössischer französischer Architektur und gaben dem heutigen Sitz der Technischen Universität für Ingenieurwesen ihr Erscheinungsbild.
  • Villa della Regina: Viktor Amadeus I. ließ diesen Stadtpalast für seinen Bruder, Kardinal Moritz von Savoyen, im frühen 17. Jahrhundert erbauen. Die spätere Königinnenvilla zeichnet sich durch kuriose Kunst aus. Zahlreiche Grotesken und ungewöhnliche Fresken zieren das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte und heute öffentlich zugängliche Gebäude.

 

Weitere Savoyer-Residenzen im Piemont

Im Umland des Turins befinden sich die sogenannten „Corone delle Delizie“, eine Gruppe von Jagd- und Sommerresidenzen. Diese Rückzugsorte für das Haus Savoyen waren Schauplatz rauschender Feste, dienten Kunstsammlern als Hauptquartiere und gaben dem Hof gleich mehrere Orte der Sommerfrische. Folgende neun Savoyer-Residenzen im Piemont zählen ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe:

  • Palazzina di Stupinigi: Unsere erste Station führt dich nach Nichelino, ca. 10 Kilometer südwestlich von Turin. Das Barock-Jagdschlösschen von Stupinigi wurde ursprünglich klein aber fein erbaut, auf Wunsch von Herzog Viktor Amadeus II. jedoch bereits kurz nach Fertigstellung deutlich ausgebaut. Gerade die täuschend echte Architekturmalerei wird dich in ihren Bann ziehen.
  • Reggia di Veneria Reale: Zur Anlage von Italiens zweitgrößtem Schloss zählen unter anderem ein eigenes Dorf für Bedienstete, ein Schlosspark (ca. 60 ha) und das ehemalige königliche Jagdgelände, heute Natur- und Tierpark (ca. 3.000 ha). Gewaltige Galerien mit aufwendigen Stuckornamenten sowie die mächtige Hubertus-Kapelle, dem Schutzheiligen der Jäger gewidmet, wollen besucht werden.
  • Castello della Mandria: Im Herzen einer gewaltigen Parkanlage gelegen, ließ Viktor Amadeus II. ein Dorf zu diesem Schloss inmitten des zweitgrößten ummauerten Parks Europas umbauen. Die Grünanlage beherbergt einige der letzten Überreste gewaltiger Waldlandschaften, während das Schloss mit seiner stilistischen Pluralität zu beeindrucken weiß.
  • Castello di Rivoli: Einst auf antiken Mauern errichtet, geriet das Schloss von Rivoli bereits um 1280 in den Besitz der Savoyer. Nach schweren Zerstörungen durch französische Truppen im späten 17. Jahrhundert sollte es bis 1984 dauern, bis das Castello komplett wiederaufgebaut wurde. Heute beheimatet es ein großes Museum für zeitgenössische Kunst.
  • Castello di Agliè: Ein weiteres Sommerschloss der Savoyer befand sich seit dem 12. Jahrhundert im Besitz verschiedener Grafen, bevor es im Zuge der Invasion französischer Truppen weitestgehend zerstört wurde. Unter Karl Emanuel III. erhielt es schließlich eine Generalüberholung und diente fortan als Sommerresidenz der Könige von Sardinien. Über 300 Prunkräume zieren das von gewaltigen Gartenanlagen umgebene Schloss.
  • Castello di Moncalieri: Thomas I. von Savoyen ließ bereits um 1100 erste militärische Strukturen auf einem Hügel in Moncalieri errichten. Etwa 300 Jahre später begann der Ausbau zum Lustschloss, das unter anderem so manche Savoyer-Hochzeit sah. Die beiden zylindrischen Türme erinnern bis heute an den mittelalterlichen Originalbau.
  • Castello di Racconigi: Dieses königliche Schloss wurde erst nachträglich, nämlich 2008, zum UNESCO-Weltkulturerbe-Gebiet hinzugefügt. Sein uneinheitliches Erscheinungsbild lässt das Herrscherhaus einer Savoyer-Nebenlinie durchaus unorthodox erscheinen. Und doch birgt diese Mischung aus mittelalterlichen Überresten und Neoklassizismus einen unverkennbaren Reiz in sich.
  • Castello di Pollenzo: Die Feudal- und Renaissance-Wurzeln dieses Schlosses in Pollenzo gingen im 19. Jahrhundert in einen durchaus wilden Stilmix auf. Verantwortlich dafür zeichnete sich Karl Albert Amadeus, König von Sardinien-Piemont, der das mittelalterliche Gebäude für Feste ausbauen ließ. Das Schloss befindet sich nunmehr in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
  • Castello di Govone: Mitten im Weinbaugebiet liegt die letzte der mit den Savoyern verbundenen UNESCO-Weltkulturerbestätten. Wie viele andere Schlösser im Turiner Umland diente auch jenes von Govone im Mittelalter als Festungsanlage, bevor es im 19. Jahrhundert, wie auch jenes in Agliè, zur Sommerresidenz konvertiert wurde. Faszinierende Statuen begrüßen dich heute an allen Ecken und Enden.

 

Bis heute zeugen die Residenzen des Hauses Savoyen von der einstigen zentralen Rolle Turins im Spiel der europäischen Mächte. Der Verkehrsknotenpunkt im Norden Italiens beeindruckt mit architektonischer Vielfalt, wilden Stilmischungen, mächtiger Opulenz und naturnahem Feinsinn. Wandle auch du auf den Spuren der Savoyer und plane noch heute deinen nächsten Italienurlaub mit ZAINOO!

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