Kunststadt Salerno – Kampaniens Geheimtipp

Salerno zählt ohne Frage zu Süditaliens größten verborgenen Schätzen. Unweit der Amalfiküste gelegen und keine Stunde von Neapel entfernt, entpuppt sich die zweitgrößte Stadt Kampaniens als echtes Juwel voller Gemütlichkeit. Aufgrund seiner Nähe zu den vielleicht populärsten touristischen Attraktionen der Region verirren sich Touristen vergleichsweise selten nach Salerno, doch gibt es hier so viele spannende Dinge für dich zu entdecken. Die Küstenstadt ist reich an prächtigen Sehenswürdigkeiten, an greifbarer Geschichte und an südländischem Flair mit seinen unzähligen Cafés, Bars und Restaurants, von der kleinen, aber feinen Strandpromenade ganz zu schweigen. Lass uns gemeinsam die Kunststadt Salerno erkunden!

 

Handelszentrum, Medizinschule, touristischer Neustart

Salernos ideale Lage zog bereits früh erste Völker an. So war das Gebiet bereits zwischen dem 9. und 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelt, wie der Fund von Überresten einer Mumie aus der Jungsteinzeit belegt. Später von den Etruskern kolonisiert und schließlich von den Römern kontrolliert, wurde die einstige Militärfestung zu einem florierenden Handelszentrum. Unter den Langobarden erreichte Salerno seine Blütezeit mit der überaus wichtigen medizinischen Schule von Salerno, wo im 11. Jahrhundert eine eigenständige abendländische Medizin entstand. Als die Normannen den Süden Italiens eroberten, machten sie Salerno zu ihrer Hauptstadt.

 

Gemeinsam mit Amalfi wurde Salerno im Hochmittelalter erneut zum wichtigen Handelszentrum für Nordafrika und Sizilien. In späteren Jahrhunderten war das Schicksal der Stadt eng an jenes des Königreichs Neapel geknüpft. Unter den Fürsten von Sanseverino gab es einen weiteren kulturellen, wirtschaftlichen und medizinischen Aufschwung, doch setzte nach deren Enteignung und Exilierung Mitte des 16. Jahrhunderts ein scharfer, anhaltender Niedergang ein, durch einen Pestausbruch und schwere Erdbeben vorangetrieben. Als wichtiger Teil des Risorgimento und der frühen Industrialisierung wuchs die Stadt ab 1830 wieder stark, die Neuausrichtung auf Tourismus mit Wiederbelebung der Altstadt sollte allerdings bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts dauern.

 

Salernos Kirchen

©Bigstock.com/Claudiogiovanni

©Bigstock.com/Claudiogiovanni

Speziell in den 1990er Jahren, nachdem der erste touristische Bauboom etwas abebbte, legte man den Fokus auf die Renovierung und Sanierung der klassischen Sehenswürdigkeiten, und davon gibt es in Salerno eine ganze Menge. Sehen wir uns zunächst die Kirchen an:

  • Cattedrale di Salerno: Drei Jahre nach der Machtübernahme der Normannen von den Langobarden, 1080, begannen die Bauarbeiten an der Kathedrale San Matteo. Sie ist die älteste große Kirche der arabisch-normannischen Baukunst aus einer Zeit vor der Einführung von Spitzbögen. 28 antike Säulen und diverse römische Sarkophage zieren den Portikus. In der Krypta sollen sich die Überreste des Apostels Matthäus befinden.
  • Sant’Andrea de Lavina: Der kleine Strom Lavina fungierte einst als eine Art Entwässerungskanal und fließt immer noch unter einer Straße unweit dieser bereits im 9. Jahrhundert erbauten Kirche. Was Sant’Andrea de Lavina so spannend macht, sind die anhaltenden Ausgrabungsarbeiten, welche die einstige Verwendung dieses Areals als Friedhof sehr plastisch offenlegen.
  • Chiesa San Pietro a Corte: Der Begriff „Kirche“ ist in diesem Zusammenhang vielleicht etwas irreführend, denn eigentlich beheimatet San Pietro a Corte einen großen archäologischen Komplex mit (vermuteten) Überresten von römischen Bädern, einer frühchristlichen Grabstätte, einer möglichen Halle der Medizinschule sowie einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Darüber und rundherum befinden sich unter anderem kleine Kirchen und Kapellen.
  • Santa Maria de Lama: Eine Kirche haben wir noch für dich und – Überraschung! – dieses Mal ist es auch wirklich eine. Santa Maria de Lama wurden während der lombardischen Blütezeit zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert erbaut. Im Inneren findest du unter anderem die einzigen Zeugnisse lombardischer Malerei im Form von Fresko-Fragmenten.

 

Die Paläste der Stadt

Wir legen jetzt erst so richtig los und bewegen uns etwas weg von der vielfältigen religiösen Architektur der Stadt. Salernos Palazzi könnten kaum bunter und spektakulärer sein:

  • Palazzo di Città di Salerno: 1936 im typisch faschistischen Stil seiner Zeit erbaut, wurden bereits acht Jahre später der erste italienische Ministerrat sowie die Regierung der nationalen Einheit hier einberufen. Neben dem Büro des Bürgermeisters dient das große Kino-Theater im Erdgeschoß heute als einer der beliebtesten Veranstaltungsorte der Stadt.
  • Palazzo Fruscione: Dieser Palast im ältesten Teil der Altstadt schindet nicht nur visuell ordentlich Eindruck, er verbirgt so manchen Schatz unter der Erde. Möglicherweise befand sich hier einst der Palast des langobardischen Herzogs Arichis II., der von 758 bis 787 die Geschicke der Region lenkte. Außerdem wurden hier Mosaike und Fresken aus dem 2. Jahrhundert sowie Überreste eines Thermenkomplexes gefunden.
  • Palazzo Pinto: Der einstige Palast der gleichnamigen Nobelfamilie erfuhr zwar so manchen Umbau im Laufe der Zeit – die aktuelle Gestaltung lässt sich wohl auf die Mitte des 17. Jahrhunderts datieren – doch kannst du trotzdem spannende mittelalterliche Spuren entdecken. Die Simse und Bögen sind normannischen Ursprungs. Mittlerweile beherbergt Palazzo Pinto eine kleine, feine Pinakothek.
  • Palazzo Santoro: Der Florentiner Architekt Gino Coppedè entwickelte im römischen Stadtteil Trieste von 1915 bis 1926 ein fantasievolles, über 30.000 m² Areal im italienischen Jugendstil. Palazzo Santoro ist eines seiner überaus seltenen Werke im Kampanien. Das siebenstöckige Gebäude an der Uferzeile wurde zum eklektischen, bizarren Meisterwerk, wie ein aus der Zeit gefallenes Märchen.

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Salerno

©Bigstock.com/tanialerro

©Bigstock.com/tanialerro

Bestimmt geht es dir wie uns und du kannst einfach nicht genug von Salerno bekommen. Keine Sorge, wir haben da noch ein Ass im Ärmel. Oder gleich vier, um genau zu sein:

  • Museo Archeologico Provinciale: Erlebe die Region Salerno im historischen und kulturellen Wandel bei einem Besuch des archäologischen Museums. Funde von der Steinzeit bis ins Mittelalter widmen sich unter anderem Exponaten aus samnitischer, etruskischer und römischer Zeit. Der Kopf von Apollo von Pasiteles wurde einst in einem Fischernetz gefunden und zählt zu den schönsten Stücken dieser gewaltigen Sammlung.
  • Castello di Arechi: Eines der ältesten Monumente der Stadt befindet sich auf einem Hügel ca. 300 m über dem Meeresspiegel. Arichis II. baute eine alte Befestigungsstruktur aus römisch-byzantinischer Zeit zu dieser mächtigen Festung aus. Hier kannst du unter anderem ein Museum mit verschiedenen Funden aus der langen Schlossgeschichte sowie wunderbare Aussichtsplattformen mit Weitblick über den Golf von Salerno besuchen.
  • Forte La Carnale: Andrea Di Gaeta, ein Unternehmer aus der Region, ließ dieses Kastell 1569 als Teil eines Verteidigungssystems gegen die wiederholt einfallenden Sarazenen erbauen. Mittlerweile wurde es in einen großen Sportkomplex mit bezaubernder Gartenanlage eingebettet. Der Blick aufs Meer von der Terrasse reicht an klaren Tagen sogar bis zur Amalfiküste und der Küste von Cliento.
  • Giardino della Minerva: Apropos Garten: Was im Mittelalter als didaktische Einrichtung für Salernos Medizinschule ihren Anfang nahm, zählt mittlerweile zu den schönsten botanischen Gärten Italiens. Über 300 verschiedene Pflanzenarten, darunter viele seltene Gewächse, die bereits in der mittelalterlichen Medizin eingesetzt wurden, präsentieren sich in thematisch gruppierten Bereichen.

 

Die Kunststadt Salerno ist gewiss kein großer touristischer Hotspot, sicherlich der Nähe zu Neapel und der Amalfiküste geschuldet. Gerade das macht dieses bezaubernde Fleckchen Erde in Kampanien so faszinierend. Ob du dich nun für die wirklich spektakuläre Geschichte der Stadt interessierst oder lieber durch die zahlreichen Gässchen flanieren möchtest – zwischen eindrucksvollen archäologischen Entdeckungen und einer Tasse Kaffee mit Meeresblick bleiben keine Wünsche offen.

Kommentare sind geschlossen.