Kunststadt Lecce mit barocken Schätzen

Warst du schon einmal im „Florenz des Südens“? Diesen Spitznamen („Florenz des Rokoko“ ist ebenfalls eine beliebte Bezeichnung) trägt Lecce mit Stolz. Die apulische Stadt liegt auf der Halbinsel Salento und zählt zu den südlichsten Ortschaften Italiens. Im überaus warmen Klima gedeihen Wein und Tabak hervorragend, zudem ist die nach wie vor sehr wohlhabende Stadt ein wichtiges militärisches Zentrum mit eigenem Flugplatz und Truppenübungsplatz sowie weiteren Einrichtungen, die du bei einem Stadtspaziergang entdecken kannst. Und der hat es in sich, denn die Kunststadt Lecce überrascht mit architektonischen Highlights, die sich von der Römerzeit bis zur Moderne erstrecken.

 

Von Troja bis zu barocker Kunst

©Bigstock.com/SchnepfPictures

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Aber wie wurde Lecce zu diesem unterschätzten Juwel, fragst du dich bestimmt. Ihr Ursprung ist tatsächlich der Gegenstand von Mythen und Legenden, denn die Stadt soll bereits zu Zeiten des Trojanischen Kriegs existiert haben und 1211 v. Chr. von Messapier-König Malemnius gegründet worden sein. Nach Trojas Zerstörung, so die Legende weiter, besetzte Licitus Idomeneus die Stadt und gab ihr sowohl ihren Namen als auch die griechische Kultur. Wann Lecce tatsächlich gegründet wurde, ist allerdings unbekannt. Die Römer eroberten das Gebiet im 3. Jahrhundert v. Chr. und nannten es Lupiae. Später ließ Kaiser Hadrian die Stadt drei Kilometer gen Nordosten verlegen, sie hieß nun Licea oder Litium. Im 1. Jahrhundert n. Chr. trieb der Heilige Oronzo die Christianisierung der Region voran. Er wird seit der Pestepidemie von 1658 als Stadtheiliger verehrt.

 

Selbst nach dem Fall des Weströmischen Reiches blieb Lecce, von diversen Eroberungszügen abgesehen, mehr als fünf Jahrhunderte lang Teil des Oströmischen Reiches. Erst die Eroberung Süditaliens durch die Normannen beendete dies. Durch die Vereinigung mit Conversano begann ab 1360 ein langsamer Aufstieg der eingeschlafen geglaubten, nunmehrigen Grafschaft Lecce, die zwischen 1550 und 1750 so richtig aufblühte. Karl V. erklärte die Stadt zum Verwaltungszentrum des Salento und befestigte sie, der typische Lecceser Barockstil wurde geboren und breite sich schnell über das Stadtbild aus. Diesen klassischen Look konnte das „Florenz des Südens“ bis heute wahren.

 

Die Kathedrale

Bei deinen Streifzügen durch Lecce wirst du auf eindrucksvolle Monumente klassischer Architektur in Hülle und Fülle stoßen. Einer unser persönlicher Favoriten ist die Kathedrale der Stadt, auch Duomo di Lecce oder Cattedrale dell‘Assunzione della Virgine genannt. Das heutige barocke Meisterwerk ist jedoch deutlich älter, als du auf den ersten Blick glaubst. Allerdings wurde die 1144 errichtete und 1230 renovierte Kathedrale im Jahr 1659 auf bischöfliche Anweisung neu hochgezogen. Das Hauptportal gilt als barockes Meisterwerk. Statuen, Säulen und Pilaster zieren den Haupteingang.

 

Im Inneren erwartet dich ein monumentales Bauwerk, dessen Grundriss einem lateinischen Kreuz nachempfunden ist. Mehrere Gemälde von Giuseppe da Brindisi befassen sich mit dem Heiligen Oronzo und der Erlösung von der Pest. Der Hauptaltar ist ebenso dem Stadtheiligen gewidmet. Gleich zwölf kleine Kapellen, jeweils mit eigenen Altären und ausladender künstlerischer Gestaltung, befinden sich in der Kathedrale. Der leicht geneigte Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert ragt 72 Meter in die Höhe. An klaren Tagen kannst du von oben sogar die albanischen Berglandschaften jenseits der Adria erkennen.

 

Kirchen und Basiliken in Lecce

©Bigstock.com/Cordeschi

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Die imposante Kathedrale alleine wäre bereits Grund genug für einen Besuch in Lecce, doch das ist nur der sakrale Anfang! Viele weitere Kirchen und Basiliken säumen deine Tour durch die apulische Kunststadt. Wir haben drei weitere Favoriten, die du dir auf keinen Fall entgehen lassen solltest:

  • Basilica di Santa Croce: 1549 begonnen und erst 1695 fertiggestellt, ist diese Barockkirche der Inbegriff von Prunk. Von der ausladend dekorierten Fassade mit ihren Säulen, grotesken Figuren und der Fensterrose bis hin zur geschnitzten und vergoldeten Kassettendecke gibt es unheimlich viel zu bestaunen.
  • Santa Irene: Auch diese Kirche wurde über einen längeren Zeitraum erbaut, was kaum zu übersehen ist. Der obere und untere Teil der Fassade zeugen von unterschiedlichen stilistischen Einflüssen. Echtes Highlight sind allerdings die zahlreichen, reichhaltig verzierten Altäre mit ihren Bildern und Büsten.
  • Chiesa dei Santi Niccolò e Cataldo: Neben all den wunderschönen Barockgebäuden ragt diese Kirche heraus, konnte sie sich doch ihr ursprüngliches Antlitz bewahren. Trotz umfassender Fassadenerneuerung im 18. Jahrhundert, begleitet von neuen Statuen, glänzt die Chiesa dei Santi Niccolò e Cataldo auch heute noch als romanisches Meisterwerk.

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Lecce

Genug Kirchen für jetzt? Dann sehen wir uns das architektonische Erbe Lecces nun von einer anderen Seite an. Oder von gleich mehreren Seiten, denn aufregende Zeitreisen sind vorprogrammiert:

  • Kastell Karls V.: Die Befestigung Lecces unter dem Habsburger Kaiser ging mit der Errichtung eines kompletten Kastells einher. Dafür wurde eine Anlage aus dem Mittelalter im 16. Jahrhundert umfassend verstärkt und ausgebaut. Heute ist das Kastell Heimat vieler kultureller Vereinigungen und Veranstaltungen.
  • Piazza Sant‘Oronzo: Lecces Bewohner schrieben das Ende des Pestausbruchs dem Heiligen Oronzo zu und machten ihn zu ihrem Stadtheiligen. Auf der gleichnamigen Piazza befindet sich eine antike Säule. Sie gehörte zu den Zwillingssäulen, die in Brindisi das Ende der Via Appia markierten. Eine eigene Statue des Heiligen wurde 1739 in Venedig gegossen. Sie krönt heute die Säule.
  • Amphitheater: Die römischen Wurzeln der Stadt gerieten in Vergessenheit, da sie von vielen Häuser und Monumenten schlicht überbaut wurden. Darunter befindet sich ein Amphitheater, in dem einst über 25.000 Zuseher Platz fanden. Heute teils freigelegt, dient es als Veranstaltungsort. Weitere Funde aus längst vergangenen Tagen lassen sich in den archäologischen Museen Faggiano und Sigismondo Castromediano sowie im Archäologischen Park von Rudiae ca. drei Kilometer außerhalb der Stadt erkunden und bewundern.

 

All das und noch viel mehr begleitet deine Reise nach Lecce. Die südlich gelegene Kunststadt in Apulien legt ungeahnte barocke Schätze frei und gilt nicht umsonst als absoluter italienischer Geheimtipp. Lass dich in den Bann längst vergangener Tage ziehen und spaziere durch zwei Jahrtausende greifbarer Geschichte. Viel Spaß bei der Urlaubsplanung!

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