Kunststadt Bari zwischen Nikolaus und Strandpromenade

In einer der südlichsten Städte Italiens ist immer Weihnachten. Gut, okay, das trifft es vielleicht nicht so ganz, doch ruhen die Gebeine eines der wichtigsten Protagonisten der Vorweihnachtszeit in Bari. Der Heilige Nikolaus wird in der apulischen Küstenstadt verehrt und gefeiert, doch das ist nur einer von vielen Aspekten, der Bari zur wahren Kunststadt macht. Nahe der Ferse Italiens gelegen, warten ausladende Museen, spektakuläre Kirchen, endlose Strände und monumentale Militäranlagen auf neugierige Augen wie deine. Schnall dich an, denn wir reisen jetzt in die Hauptstadt Apuliens!

 

Ein Stadt im Zeichen des (See-)Handels

Die Geschichte Baris beginnt zu einer Zeit, als von Heiligen noch keine Rede war. Früheste Funde deuten auf eine Besiedlung in der Bronzezeit hin. Schon früh gab es regen Handel mit Griechenland, später sollten sich sogar Griechen ansiedeln, bevor die Stadt von den Römern übernommen und zu einem wichtigen Handelsort mit Hafen ausgebaut wurde. Bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde der Grundstein für das heutige Erzbistum Bari-Bitonto gelegt. Nach dem Ende des Weströmischen Reiches mutierte Bari, wie so viele andere Städte auch, zum Spielball der wandernden und einfallenden Völker. So befand sich hier unter anderem das Zentrum des Emirats von Bari für ca. 20 Jahre.

 

Bari selbst blühte im 13. Jahrhundert auf. Unter Friedrich II. wurde das große Kastell umfassend erneuert und ausgebaut, zudem hielten Reichtum und Handel vermehrt Einzug. Der große Hafen(aus)bau wurde zwar schnell wieder eingestellt, doch genoss Bari auch in den folgenden Jahrhunderten bevorzugte Behandlung durch Bankiers und Kaufleute, die sich hier nieder- und/oder ihre zentralen Handelsrouten über den apulischen Hafen laufen ließen. Joachim Murat, als Joachim I. König von Sizilien, ließ ab 1813 die Neustadt nach einer Art rechtwinkeligem Raster ausbauen. Das Viertel trägt heute noch seinen Namen.

 

Basilika und Fest des heiligen Nikolaus

©Bigstock.com/ielanum

©Bigstock.com/k.samurkas

Im Gegensatz zu anderen großen Seestädten, wie Genua, Venedig und Amalfi, dauerte es für Bari sehr lange, bis man sich einen eigenen Heiligen „anlachen“ konnte. Süditalienische Seefahrer brachen 1087 in Myra, dem heutigen Demre in der Türkei, den Sarkophag von Sankt Nikolaus auf und raubten seine Gebeine. Die Basilika San Nicola wurde extra für diese Reliquien erbaut. Während die Krypta der nunmehr dominikanischen Kirche bereits 1089 geweiht wurde, fand die tatsächliche Schlussweihe erst 1197 statt. Der Bau der monumentalen Wallfahrtskirche zog sich stattliche 110 Jahre, das Ergebnis spricht für sich. Als Epitom der Bareser Romantik entwickelte sich die dreischiffige Basilika zum Vorbild für viele weitere Kirchen der Region. Normannische und lombardische Einflüsse zieren das Gebäude, die Türme verschwanden allerdings oder blieben unvollendet. Mit Ausnahme der geschnitzten und vergoldeten Holzdecke wurden spätere barocke Veränderungen komplett getilgt, wenngleich die leuchtenden Darstellungen einen packenden Kontrast zu den für die Zeit revolutionären Bauplastiken darstellen.

 

Der Legende nach soll Myrrhe von den Gebeinen des heiligen Nikolaus entströmen. Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, wird ein kleines Fläschchen in sein Grab herabgelassen, um etwas davon einzufangen. Die Salbung mit dieser soll für zahlreiche Wunder verantwortlich sein. Das eigentliche Heiligenfest, das Festa di San Nicolo, findet allerdings am 7. bis 9. Mai statt, als vermutlich die Schiffe mit den Gebeinen im Hafen von Bari ankamen. Die Statue des Sankt Nikolaus, die ursprünglich im linken Seitenschiff der Basilika steht, wird in einer großen Prozession zum Hafen gebracht, wo sie die Bucht in einem Boot umrundet.

 

Das Kastell

©Bigstock.com/k.samurkas

©Bigstock.com/ielanum

Am Rand der Altstadt erhebt sich das Wahrzeichen Baris. Das Castello Normanno-Svevo di Bari, die normannisch-staufische Burg der Stadt, könnte mit dem Standort eines antiken Festungsvorläufers zusammenfallen, wie von Horaz und Tacitus niedergeschrieben. Im Jahr 1132 ließ der normannische König Roger II. die mittelalterliche Festung aufbauen, nur um 1156 wieder zerstört zu werden. Als Kaiser Friedrich II. im 13. Jahrhundert nach Bari kam, sah er die Notwendigkeit einer solchen Anlage und ordnete die Wiedererrichtung samt Befestigung an. Der normannische Grundriss erfuhr eine Verstärkung durch äußere Wehranlagen, zwei polygonale Türme, ein gewaltiges Tonnengewölbe mit viereckigen Säulen sowie einen Wassergraben. Für die Torbögen und Säulen – reich geschmückt, wie es in der Stauferzeit üblich war – konnten renommierte muslimische Steinmetze angeworben werden.

 

Das Kastell von Bari war keinesfalls Friedrichs einzige Verteidigungsanlage; etwa eine Autostunde nordwestlich der Stadt befindet sich mit dem Castel del Monte eine achteckige Festung, die sogar UNESCO-Weltkulturerbe-Status erreichen konnte. Aus dem Castello Normanno-Svevo, das in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Umbauten und Erweiterungen erfuhr, wurde ein Museum. In Verbindung mit den Mauern und Räumlichkeiten aus aragonesischer Zeit sowie dem grandiosen Ausblick auf das Meer zählt das Kastell nicht umsonst zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Bari

Neben diesen beiden unbestrittenen Highlights „kann“ Bari aber noch wesentlich mehr, wie du bei einem Spaziergang durch die Hauptstadt Apuliens schnell merken wirst. Wir haben noch ein paar Highlights für dich ausgewählt:

  • San Sabino: Die zweite große Kirche Baris ist sogar eine Kathedrale. Während das heutige Gebäude, zugleich Sitz des Erzbischofs von Bari-Bitonto, vornehmlich zwischen dem späten 12. und späten 13. Jahrhundert erbaut wurde, dürften die Wurzeln viele hunderte Jahre zurückliegen. So entdeckst du unter anderem eine Inschrift des Bischofs Andrea, der zwischen 758 und 761 in der Region wirkte. Die eindrucksvolle Pseudo-Emporenbasilika beheimatet unter anderem mittelalterliche Fresken sowie die Reliquien des namengebenden heiligen Sabinus von Canosa di Puglia.
  • Teatro Petruzzelli: Theater gab und gibt es in Bari viele. Während einige von ihnen vor allem in den verheerenden Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleichgemacht wurden, glänzt das Teatro Petruzzelli auch heute noch. Italiens viertgrößtes Theater war Heimat großer Opern, Ballett-Darbietungen und Konzerte. Ein Brand zerstörte es im Oktober 1991; erst 18 Jahre später konnte es wiedereröffnet werden.
  • La Passeggiata: Zugegeben, eine Strandpromenade als Sehenswürdigkeit mag etwas seltsam wirken, aber ein Spaziergang auf La Passeggiata wird dich gewiss zum Schwärmen bringen. In einer guten halben Stunde kommst du am alten Hafen, der Festungsmauer und dem Teatro Margherita vorbei. Dein Ziel ist der berühmte Strand Pane e Pomodoro. Zahlreiche Bänke entlang der Promenade laden dich ein, die Aussicht zu genießen. Da kann sich diese halbe Stunde schnell mal verdoppeln und verdreifachen!
  • Pinakothek: Eine besonders kunstvolle Station entlang der Strandpromenade ist die Pinacoteca metropolitana di Bari „Corrado Giaquinto“. In der Gemäldegalerie im Palast findest du mittelalterliche Skulpturen sowie Gemälde und Malereien vom Mittelalter bis zur Moderne mit venezianischen und neapolitanischen Schwerpunkten. Benannt wurde die Pinakothek nach dem Rokoko-Maler Corrado Giaquinto, unter anderem für seine Gemälde des heiligen Nikolaus sowie Szenen aus der griechischen Mythologie bekannt.

 

Ohne Frage gibt es mehr als genug Gründe, der Kunststadt Bari einen Besuch abzustatten. Die mächtige Festungsanlage, die ellenlange Strandpromenade, die monumentalen Kirchen und Kathedralen, die versteckten Schätze … gemeinsam mit dem herrlichen Klima und den schönen Stränden lädt dich Apulien zu einem unvergesslichen Aufenthalt im Süden Italiens ein.

Kommentare sind geschlossen.