Kunststadt Gradara mit weltberühmter Festung

Gradara vollführt ein einzigartiges Kunststück. Die Gemeinde in der Provinz Pesaro und Urbino im Norden der Marken ist gleichzeitig eine malerische Kunststadt ungebrochener Faszination und eines der schönsten Dörfer Italiens. Gradara konnte sich über weite Strecken seinen ursprünglichen, mittelalterlichen Look bewahren, was selbstverständlich an der mehr als dominanten Festungsanlage liegt. Sie zählt zu den berühmtesten Burgen des Landes, was nicht zuletzt mit der prominenten Erwähnung in Dantes Göttlicher Komödie zu tun hat. Beim Rundgang durch diese Ortschaft wird Geschichte greifbar gemacht, begleitet von einzigartigen Aussichten auf weite Hügellandschaften und Küstenregionen. Gradara ist eine Kunststadt von außerordentlicher Schönheit, kompakt und doch so sehenswert.

 

Die Festung als Geschichtsträger

Obwohl die Region rund um Gradara bereits in der Antike als wichtiger Verkehrsknotenpunkt galt, begann ihre eigentliche Geschichte erst im Mittelalter. Um 1150 ließ die mächtige Familie De Grifo einen großen Turm auf 142 m Seehöhe erbauen. Nachdem man die Gunst des Papstes verloren hatte, eroberte Malatesta da Verucchio den Giganten und machte ihn zum Bergfried der Festungsanlage. 1445 verkaufte Galeazzo Malatesta den Ort an Francesco Sforza, doch weigerte sich Sigismondo Pandolfo Malatesta, der „Wolf von Rimini“, Gradara zu übergeben. Das Geld gab es auch nicht zurück. Wie gemein. Eine anschließende Belagerung Sforzas scheiterte.

 

In der Zwischenzeit war der Ort Gradara längst zwischen den ersten beiden Mauerringen verankert und weiter ausgebaut worden. Als Sigismondo Malatesta vom Papst exkommuniziert wurde, ging auch die Festung verloren. Federico da Montefeltro nahm sie im Namen der Kirche ein und gab sie an die Sforzas, die nun endlich ihr Ziel erreicht hatten. Fortan war Gradara heiß umkämpft und hatte mehrere Herren, darunter die Della Rovere, die Borgias und die Medici. Unter der Herrschaft des Kirchenstaats verfiel die Rocca, bis sie 1920 zur Restauration an die Zanvettori-Familie ging. Ihr sowie dem italienischen Staat, der die Geschicke später übernahm, ist der Erhalt der ursprünglichen Schönheit und der langsame Wachstum der Kunststadt Gradara zu verdanken.

 

Festung und Festungsmauern

©Bigstock.com/marcociannarel

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Achtung, hier kommt eine gewaltige Überraschung: Wir werfen sofort einen Blick auf die Festung. Ja, total unerwartet! Wie du gesehen hast, ist Gradaras Geschichte untrennbar mit jener seiner Festung verwoben. Dante Alighieri machte die Kunststadt einst unsterblich und erwähnte sie in seiner „Göttlichen Komödie“. Die Festung ist der Schauplatz der unglücklichen Liebe von Francesca und Paolo Malatesta, die von Francescas Ehemann Granciotto hier tatsächlich an einem Septembertag im Jahr 1289 entdeckt und getötet wurden. Dantes überaus emotionaler fünfter Gesang zu dieser Geschichte zählt zu den berühmtesten Passagen seines Magnum Opus.

 

Du wolltest diese einzigartige historische Kulisse immer schon mal selbst unter die Lupe nehmen oder einen Spaziergang auf den uralten Festungsmauern wagen? Genau das ist in Gradara möglich. Für einen geringen Eintrittspreis kannst du die verschiedenen Räumlichkeiten genau inspizieren. Wir empfehlen dir eine geführte Tour mit zahlreichen historischen Einblicken hinter die faszinierende Kulisse dieser eindrucksvollen Anlage. Der Panoramarundgang über die Befestigungsanlage legt atemberaubende Ausblicke auf die sanften Hügel der Marken sowie bis weit an die Küste der Romagna offen.

 

Weitere Sehenswürdigkeiten

Einmal Festung und zurück? Das klingt natürlich ganz nett, wird der sympathischen Kunststadt Gradara aber nicht annähernd gerecht. Viele kleine Straßen und verträumte Gassen führen auf kleine Plätze, zu diversen Kirchen und sogar dem einen oder anderen versteckten Schmuckstück. Die folgenden drei Sehenswürdigkeiten solltest du auf keinen Fall verpassen:

  • Museo storico: Gradaras überaus faszinierende Geschichte kannst du nicht nur in der Festung bewundern. Das in Privatbesitz befindliche historische Museum widmet sich verschiedenen historischen Dokumenten und Exponaten aus längst vergangenen Tagen, die das Leben in Gradara und Umgebung im Lauf der Jahrhunderte zeigen. Verschiedene Rüstungen, Foltergeräte, nachgebaute Waffen und Gegenstände aus dem bäuerlichen Alltag begleiten deinen Besuch. Am Ende der Besichtigung wartet ein Besuch der Tuffsteinhöhlen unter der Festung.
  • Lufttheater: Mehr als 70 Raubvögel herrschen über Gradara. Im Lufttheater (Teatro dell’Aria) sind sie die Stars der Manege. Bei den Flugshows vollbringen sie atemberaubende Manöver auf Kommando – ein packendes Erlebnis mit auf vielfache Weise einzigartigem Ausblick.
  • Cimitero di Guerra: In unmittelbarer Nähe zur Autobahn erstreckt sich der Friedhof der Alliierten Kräfte über mehrere Terrassen. Hier fanden über tausend Commonwealth-Soldaten der britischen Eight Army sowie ein belgischer Soldat ihre letzte Ruhe. Ein Spaziergang durch diese wunderschön gepflegte Anlage demonstriert eindrucksvoll, wie wichtig Frieden ist. Oder wäre.

 

Was du sonst noch über Gradara wissen solltest

In der Kunststadt Gradara wird gerne – und ausgelassen – gefeiert. Mehrere Veranstaltungen widmen sich dem reichen historischen Erbe der Ortschaft in den Marken, zelebrieren die Einzigartigkeit der Festung und widmen sich dem einen oder anderen kulinarischen Highlight. Wir haben drei Favoriten für dich herausgesucht:

  • Il Medioevo a Tavola: Gradaras vielfältige mittelalterliche Geschichte wird das ganze Jahr hindurch auf unterschiedlichste Arten zelebriert und ist selbstverständlich an allen Ecken und Enden der Stadt greifbar. Bei diesem Festival wird das Mittelalter dem Namen entsprechend an den Tisch geholt. Örtliche Restaurants verwandeln sich in Tavernen aus dem 14. Jahrhundert und traditionelle Gerichte, darunter die beliebten Tagliolini con la Bomba, stehen ganz oben auf der Speisekarte.
  • Assedio al Castello: Francesco Sforzas Festungsbelagerung ist sogar eine eigene Veranstaltung gewidmet. Am letzten Juliwochenende wird sie historisch nachgestellt mit Schauspielern, Pferden und Trickeffekten. Die besondere mittelalterliche Atmosphäre erstreckt sich selbstverständlich bis in den Ort hinein.
  • The Magic Castle: Ein ehemaliges keltisches Fest verwandelte sich in den vergangenen Jahren in einen Hotspot für Magie und Emotionen. Das Magic Castle widmet sich an mehreren Abenden packenden magischen Darbietungen, Tanztheater und artistischen Highlights mit Künstlern aus aller Welt und zieht inzwischen Jahr für Jahr zehntausende Besucher an.

 

Natürlich ist Gradara alles andere als deine typische Kunststadt und konzentriert sich vor allem auf eine der eindrucksvollsten Festungsanlagen Italiens. Dahinter verbergen sich jedoch einige historische Schätze, rauschende Feste und feine ländliche Küche, begleitet von traumhaften Aussichten. Entdecke diesen versteckten Diamanten in den Marken, eines der schönsten Dörfer Italiens und zugleich eine besondere Kunststadt von unschätzbarem Wert.

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