Felsbilder der Valcamonica

Felsbilder der Valcamonica, UNESCO

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Im Jahr 1978 richtete die UNESCO seine Liste der Weltkulturerbestätten mit den ersten zwölf Orten in Afrika, Europa, Nord- und Südamerika. Bereits ein Jahr später durfte sich Italien über seine erste Weltkulturerbestätte freuen, und diese führt in längst vergangene Tage. Die Felsbilder der Valcamonica in der Lombardei entstanden wohl bereits ab 8.000 vor Christus. Schätzungen reichen von 140.000 bis über 300.000 solcher mittelsteinzeitlicher bis eisenzeitlicher Abbildungen. Hast du bereits für deine urzeitliche Rundreise gepackt? Gut, dann kann es losgehen!

Über Valcamonica

Auch Val Camonica genannt, handelt es sich bei diesem Landstrich um ein Tal, wie du wahrscheinlich schon richtig vermutet hast. Genau genommen erstreckt es sich über 70 Kilometer in der Provinz Brescia in der Lombardei, vom Fluss Oglio durchzogen. Ihren Namen erhielt Valcamonica (im Lateinischen „Vallis Camunnorium“, zu Deutsch „Tal der Camunni“) von den Camunni, einem eisenzeitlichen Volk und zugleich Vorfahren der heutigen Tal-Bewohner, der Camunen.

Neben mehreren National- und Archäologieparks, die eng mit den Felsbildern verbunden sind, triffst du hier auf faszinierende Sehenswürdigkeiten aus der Römerzeit und dem Mittelalter. Falls du also ein wenig mehr Zeit mitbringst, empfehlen wir dir Abstecher nach Brena und Cividate Camuno mit ihren römischen Ruinen, den wunderschönen mittelalterlichen Dörfern Bienno und Lovere, oder den vielen malerischen Kirchen und Schlössern zwischen Berg und Tal.

Die Camunni

Obwohl sie das Tal vermutlich erst um das 1. Jahrhundert v. Chr. bevölkerten, gilt der Einfluss der Camunni als maßgeblich für die Blütezeit der Felsbilder der Valcamonica. Die kulturelle Tradition dieses Volkes reicht vermutlich sogar bis ins frühe Neolithikum zurück. Man vermutet heute, dass es Kontakte mit den Etruskern und Kelten gab. Beide Völker übten großen Einfluss auf die Camunni aus. Bis heute ist ihr Name eng mit den Felsbildern der Valcamonica verbunden, denn sie zeichneten sich für eine große Anzahl solcher Ritzungen verantwortlich.

Leider bleib vieles über die Camunni im Dunkeln. Sie hinterließen nur sehr wenige Schriftstücke unter ihren Zeichnungen, die sich kaum entziffern lassen – man vermutet, dass ihre Sprache eine etruskisch-keltische Mischform war. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. eroberte Rom das Camunni-Gebiet während der Augusteischen Alpenfeldzüge. Das Imperium gestand dem Volk eine gewisse Selbstverwaltung zu, das römische Bürgerrecht folgte schon bald und die urzeitlichen Wurzeln gerieten in Vergessenheit.

Charakteristika und Entdeckung der Felsbilder

Felsbilder der Valcamonica

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Jene Felsbilder, die du im Rahmen deiner Touren – am bestem mit einem Guide für grandiose Einblicke in die verschiedenen Kulturen tausender Jahre – entdeckst, entstanden über einen langen Zeitraum. Erste Ritzungen wurden vermutlich bereits in der Mittelsteinzeit um 12.000 v. Chr. vorgenommen, während die wohl häufigsten und bekanntesten Felsbilder von den Camunni stammen und rund um das 1. Jahrhundert v. Chr. angefertigt wurden.

Die Anordnung und Darstellung der einzelnen Figuren gibt bis heute Rätsel auf. Teils zeigen sich klare Hierarchien, an anderen Stellen wirken sie geradezu wahllos in den Stein geritzt. Als erwiesen gilt jedoch, dass es sich überwiegend um Ideogramme handelt, also Darstellungen, die für ein ganzes Konzept bzw. eine ganze Idee stehen. Sie sind zumindest ritueller und religiöser Natur. Zu ihren berühmtesten zählt die Camunische Rose – eine blumenartige Ritzung, welche die Region Lombardei zu ihrem offiziellen Symbol erklärte.

Erste dokumentierte Entdeckungen und Aufzeichnungen dieser Felsbilder gehen auf das Jahr 1909 zurück, doch es sollte bis in die 1920er Jahre dauern, bis großangelegte Erforschungen des Tals stattfanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden schließlich erste Bücher über die Zivilisation von Valcamonica veröffentlicht und Symposien abgehalten. Sie sollten die Eckpfeiler der heutigen Sicht der Camunni-Kultur etablieren. Durch die Erklärung zur UNESCO-Weltkulturerbestätte intensivierten sich die Forschungsarbeiten schließlich. Mehr und mehr Felsbilder wurden entdeckt und verzeichnet. Ging man 1979 noch von ca. 140.000 Ritzungen aus, so überschreiten aktuelle Schätzungen sogar die 300.000er Marke.

Die Felsbilder der Valcamonica im Wandel der Zeit

Heute kannst du die Felsbilder der Valcamonica in acht National- und Archäologieparks besichtigen:

  • Parco nazionale delle incisioni rupestri di Naquane (Capo di Ponte)
  • Parco archeologico nazionale del Massi di Cemmo (Capo di Ponte)
  • Parco archeologico comunale di Seradina-Bedolina (Capo di Ponte)
  • Parco archeologico di Asinino-Anvòla (Ossimo)
  • Parco comunale delle incisioni rupestri di Luine (Darfo Boario Terme)
  • Parco comunale archeologico e minerario di Sellero
  • Parco archeologico comunale di Sonico
  • Risvera naturale incisioni rupestri di Ceto, Cimbergo e Paspardo

 

Mittlerweile lassen sich in etwa sechs Hauptepochen der Felsritzungen feststellen:

  • Epipaläolithikum: Die frühesten Felsbilder entstanden vor ca. 12.000 Jahren und gestalteten sich überwiegend schemenhaft. Am häufigsten wirst du den um 9.500 v. Chr. ausgestorbenen Holozän-Elch sehen.
  • Neolithikum: Eine neue Bevölkerung verdrängte die Jäger und Sammler. In dieser Zeit begann die Komposition zweier Darstellungen in Form von Ideogrammen. Jagd, Ackerbau und technische Errungenschaften spielten eine zentrale Rolle.
  • Chalkolithikum: Bis zum Beginn der Bronzezeit hielten neue Symbole Einzug, welche einen kulturellen Wandel darstellten. Symbolisch-religiöse Ornamente prägten diese Epoche.
  • Bronzezeit: Metallverarbeitung und Bergbau gewannen Oberhand, und so werden Darstellungen von Dolchen und Äxten durch Kampfszenen abgelöst. Aber auch topographische Karten und mythologische Szenen gibt es zu sehen.
  • Eisenzeit: Einflüsse der Etrusker und der Villanova-Kultur führten zu verschiedenen Inschriften, später durch keltische Merkmale ergänzt. Andere Darstellungen geben Rückschlüsse auf die Architektur der Stadt.
  • Römerzeit & Mittelalter: Nachdem das Camunni-Territorium in das Römische Reich überging, wurden die Felsbilder deutlich weniger. So wirst du kaum überrascht sein, dass einige Ritzungen lateinische Inschriften tragen. Im Mittelalter gab es einen erneuten kurzen Aufschwung. Die Mischung aus christlichen und heidnischen Symbolen diente den Hirten vermutlich als Zeitvertreib.

 

Unzählige Felsbilder erwarten dich auf deinen Touren durch das Valcamonica-Tal. An keinem anderen Ort der Welt erhältst du so tiefe und faszinierende Einblicke in alte, anderweitig wohl schon längst vergessene Kulturen. Nimm dir ruhig ein wenig Zeit und wage ein paar Abstecher in die umliegenden Städte und Ortschaften – das ZAINOO-Team wünscht dir einen spannenden Aufenthalt!

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