Archäologische Stätten von Agrigent

Archäologische Stätten von Agrigent, UNESCO

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Zahlreiche Völker hinterließen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende ihre Spuren in Italien. Nicht nur das Festland, auch die Inseln erinnern an einstige Weltmächte und große Regenten. Sizilien diente in vorchristlicher Zeit vornehmlich als griechische Kolonie. Die Hellenen errichteten zahlreiche Städte, gewaltige Tempel und Monumente. Einige von ihnen überdauerten sogar spätere Eroberungszüge der Punier und Römer. Die wohl wichtigste archäologische Stätte der Insel wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Sie liegt in Agrigent, südlich des heutigen Stadtkerns, und illustriert die einstige griechische Macht besonders eindrucksvoll. Du bist geschichtlich interessiert? Dann muss du das Tal der Tempel unbedingt besuchen!

Akragas und das Tal der Tempel im Wandel der Zeit

Agrigents archäologische Weltkulturerbe-Stätte umfasst vor allem die alte griechische Stadt Akragas. Sie wurde im Zuge der zweiten griechischen Kolonisationswelle um 582 v. Chr. gegründet und entwickelte sich schnell zur zweitwichtigsten griechischen Polis auf Sizilien neben Syrakus. Auf einem Hochplateau gelegen, bot Akragas exzellente Verteidigungsmöglichkeiten dank steil abfallendem Gelände und mehreren Flüssen. Massive Stadtmauern erwiesen sich jahrhundertelang als unüberwindbare Hürde. Gegen feindliche Armeen gut geschützt, bauten die Herrscher der Polis diese sukzessive aus. Mehrere Tempel und eine Akropolis wurden errichtet, die Mauern erweitert.

Nach mehreren Konflikten zerstörten die Römer Akragas schließlich um 261 v. Chr., kurz darauf setzten karthagische Eroberungszüge ein. Unter endgültiger römischer Herrschaft sollte Agrigentum, wie die Siedlung nun hieß, erneut aufblühen, bevor sie nach dem Einfall der Vandalen mehr und mehr verfiel. Inspiriert durch Goethes und Seumes Reisetagebücher, begannen im 19. Jahrhundert schließlich umfangreiche Ausgrabungsarbeiten. Heute hat das Tal der Tempel vor allem mit dem schleichenden Verfall der Bausubstanz Kalkstein sowie der Ausweisung mancher Gebiete als Bauland, begleitet von illegalen Bauten, zu kämpfen.

Charakteristika der Tempel

Archäologische Stätten von Agrigent

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Was aber macht die Tempel im archäologischen Park von Agrigent anders als vergleichbare Monumente alter griechischer Baukunst? Da wäre beispielsweise das Baumaterial: Während in und rund um Athen vor allem Marmor verwendet wurde, triffst du in Agrigent auf Kalkstein, der aus dem nahen Flusstal des Akragas stammt. Eine Stuckschicht verleiht ihm den Marmor-Look. Außerdem folgen die Tempel frontbetonten Entwürfen, wie du an der breiten Freitreppe und den Opferaltar, an dem Zeremonien mit Tieropfern stattfanden, sehen kannst. Das Olympieion bricht ein wenig aus den gängigen Entwürfen aus. Hier kannst du sogar kathargische Elemente wie Pfeiler (statt Säulen) sehen. Diese stehen stellvertretend für den damaligen Triumph der Griechen über die Karthager.

Ein Spaziergang durch das Tal der Tempel

Der Archäologie- und Landschaftspark „Tal der Tempel“ fasst die wichtigsten Überreste griechischer Siedlungen entlang der südlichen Stadtmauern zusammen, begleitet von alten Heiligtümern, die sogar noch früher entstanden waren. Lass dich vom Namen nicht verwirren – es handelt sich hierbei um kein Tal im herkömmlichen Sinne, sondern um ein Hochplateau. Aber genug gefaselt, hier sind einige unserer Park-Highlights, die du dir im Rahmen einer geführten Tour unbedingt ansehen solltest:

  • Olympieion: Nach dem Sieg über die Karthager in der Schlacht bei Himera um 480 v. Chr. gab der Tyrann Theron den Tempel des Olympischen Zeus in Auftrag. Karthagische Architekturelemente sollten die Überlegenheit der Griechen symbolisieren. Das Olympieion war der drittgrößte Tempel der griechischen Antike überhaupt. Nach der Eroberung der Kolonie durch die Karthager – welch Ironie – bleiben allerdings nur Mauer- und Säulenreste über.
  • Stadtmauer: Die Mauer an der Südseite der Stadt wurden einst aus dem Fels herausgeschlagen. In der Innenseite siehst die Grabstätten aus byzantinischer Zeit.
  • Heraklestempel: Wohl im 5. Jahrhundert v. Chr. errichtet, ruht dieser Tempel auf einem dreistufigen Unterbau. Seine Trümmer findest du über das gesamte Areal verstreut, die Säulen wurden 1924 wieder aufgerichtet.
  • Heratempel: Wenn man es genau nimmt, wurde dieser Tempel gar nicht der Hera gewidmet – es handelt sich um eine Verwechslung, die eigentliche göttliche Widmung ist heute unbekannt. Mittlerweile stehen 25 der ursprünglich 34 Säulen. Einige tragen sogar noch ihre Kapitelle und einen Architrav.
  • Gärten von Kolymbéthra: Diese Talsenke diente einst dem Wasserablauf und der Wasserversorgung. Später verlandet, entstanden hier fruchtbare Obst- und Gemüsegärten. Einige der Bäume und Pflanzen sind hunderte von Jahren alt. Die antiken Aquädukte dienen heute der Gartenbewässerung.
  • Dioskurentempel: Die Rekonstruktion dieses Tempels sorgt in der Fachwelt für große Kontroverse. Ihr malerisches Aussehen wird aufgrund der Vermischung von Bauteilen mehrerer Stilepochen weitestgehend abgelehnt. Sehenswert ist das Tempelgelände aber allemal.
  • Concordiatempel: Im Gegensatz zum Dioskurentempel ist der Concordiatempel der wohl am genauesten ausgeführte Tempel im Park. Er ruht auf einem Sockel der Bodenunebenheiten ausgleicht, und wurde bis ins 17. Jahrhundert als christliche Basilika genützt.
  • Frühchristliche Nekropole: Zwischen dem 3. und 9. Jahrhundert n. Chr. wurden die Gräber zwischen dem Concordia- und dem Heraklestempel geschaffen. Die darunterliegende Katakombe kann leider nicht besichtigt werden.
  • Heiligtum der chthonischen Gottheiten: Schon vor der großen Kolonialisierung Akragas‘ verehrten die Griechen ihre Gottheiten. Die ältesten Bauteile dieses Heiligtums lassen sich auf die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zurückdatieren.

 

Weitere Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

Agrigents archäologische Stätten kennen noch viele weitere Highlights, die sich rund um den Archäologie- und Landschaftspark erstrecken. Wir haben ein paar Favoriten für dich ausgewählt:

  • Poggetto San Nicola: Mitten in der antiken Stadt erhebt sich ein kleiner Hügel, der Poggetto San Nicola. Auf dieser Anhöhe befindet sich eine alte Kirche der Zisterzienser mit romanischer Fassade. Die Marmorreliefs in der Seitenkappelle sind allerdings griechischen Ursprungs. Das Archäologische Museum fasst die wichtigsten Funde aus Agrigent und seiner Umgebung zusammen, darunter ein römischer Kindersarg und ein Telamon vom Olympieion.
  • Hephaistostempel: Gerade noch innerhalb der antiken Stadtmauer aber außerhalb des Parks gelegen, erhebt sich der jüngste der klassischen Akragas-Tempel. Leider blieben nur zwei Säulenreste über.
  • Asklepiostempel: Neuere Grabungen förderten einen Gebäudekomplex rund um diesen Tempel außerhalb der Stadt zu Tage. Hier soll laut Cicero einst ein Standbild des Apoll aufbewahrt worden sein.
  • Akropolis: Einst befanden sich zwei Tempel – der Zeus und der Athena geweiht – auf der Akropolis, die sich über zwei Hügel erstreckte. Ihre Reste blieben leider verborgen, die Kirche Santa Maria dei Greci befindet sich vermutlich am ehemaligen Standplatz des Athenatempels.

 

Ungebrochene Faszination begleitet die archäologischen Stätten von Agrigent bis heute. Die Mischung aus alten Ruinen und versuchten Neuaufbauten verzaubert bis heute auf schwer in Worte zu fassende Weise. Anders gesagt: Du musst unbedingt in das Tal der Tempel reisen. Kaum hast du einen Fuß auf die Erde gesetzt, kannst du die wechselhafte Geschichte dieses Orts förmlich spüren. Lass dir diese und weitere ZAINOO-Top-Destinationen auf keinen Fall entgehen!

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