Die schönsten Orte in Friaul-Julisch Venetien Nord & Mitte

Der äußerste Nordosten Italiens zählt zu den jüngsten Staatsgebieten. Das Friaul sowie der verbliebene Teil Julisch Venetiens wurden erst vergleichsweise spät eingegliedert und behielten sich manch eine Besonderheit. Als autonome Region genießt man Sonderrechte, die unter anderem die furlanische Sprache und Kultur wahren. Zudem ist hier der jahrhundertelange Einfluss der Republik Venedigs sowie des österreichisch-slowenischen Grenzlands zu sehen und zu spüren. Faszinierende Natur und ein breiter Küstenstreifen unterstreichen zudem den magischen Reiz dieser Region, der sich auch in einigen der schönsten Orte des Landes zeigt. Die Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“ setzt diese gekonnt in Szene, und gleich fünf davon finden sich im Norden sowie in der Mitte von Friaul-Julisch Venetien.

 

©Bigstock.com/bepsimage

©Bigstock.com/bepsimage

Fagagna

Im Laufe der Jahrhunderte wuchsen sieben altertümliche Ortsteile zusammen und bildeten ein gemeinsames Dorfzentrum, aus dem Fagagna (ca. 6000 Einwohner) entstand. Wiewohl erste urkundliche Erwähnungen auf das Jahr 983 zurückgehen, sind die Wurzeln des Borgo wohl römischer Natur. Auf altem Kopfsteinpflaster geht es durch Fagagna, vorbei an allerlei ruhigen Plätzchen und illustren Gebäuden. Einige von ihnen, wie die Burg mit dem Patriarchenpalast sowie das ehemalige Burgdorf, sind heute nur noch als Ruinen vorhanden. Die andere große Festungsanlage der Region, das imposante Castello di Villalta, befindet sich in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Doch auch jenseits dieser Monumentalbauten hat einer der schönsten Orte Italiens einiges zu bieten. Im Museum Cjase Cocèl, ein gut erhaltenes Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, kannst du das bäuerliche Leben längst vergangener Tage wunderbar nachempfinden. Mehrere Paläste, wie der Palazzo della Comunità und Palazzo Pecile, widmen sich der faszinierenden Architektur im Wandel der Zeit. Eine kleine Tour der sieben örtlichen Kirchen rundet deinen Besuch mehr als gekonnt ab.

 

Poffabro

Wo einst eine Römerstraße die Alpen überquerte, erhebt sich heute Poffabro (ca. 200 Einwohner), seit einem napoleonischen Erlass im Jahr 1810 Ortsteil von Frisanco im Val Colvera. Was auf den ersten Blick eher schlicht und schmucklos wirkt, entfaltet mit der Zeit seine ureigene, besondere Aura. Poffabros recht minimalistische Architektur mit überaus grobgeschnittenen Steingebäuden und Holzbalkonen überstand sogar schwere Erdbeben. Gerade diese recht nüchterne Ehrlichkeit des Ortsbilds wird dich verzaubern. Exakt das gilt unter anderem für die im Laufe der Jahrhunderte vielfach renovierte und umgebaute Chiesa di San Nicolò Vescovo mit ihrer leuchtend weißen Fassade – relativ unspektakulär und doch für sich einnehmend. Auch das Innere nimmt sich zurück und setzt lediglich auf einen Holzaltar aus dem 17. Jahrhundert sowie einige hölzerne Skulpturen von Giacomo Marizza. Auch das neoklassizistische Heiligtum Beata Vergine della Salute am Ortsrand konzentriert sich auf das Wesentliche und unterstreicht das Bild eines Borgo, das in begeisterndem Einklang mit seiner Natur steht.

 

Sappada Vecchia-Plodn

Sprachinseln gibt es gerade im italienischen Norden viele. Sappada Vecchia, der höchstgelegene Ort in Friaul-Julisch Venetien, wird auch Plodn (ca. 1340 Einwohner) genannt, an den Fluss Piave (dt. „Ploden“) angelehnt. Hier spricht man eine südbairische Mundart, das sogenannte Plodarisch, was selbst unter vergleichbaren deutschen Sprachinseln einen Sonderstatus innehat. Auch schlägt sich die Volkskultur auf das Erscheinungsbild der Ortschaft nieder, beispielsweise anhand der Blockbau-Architektur. Ein Großteil der Gebäude besteht aus Holz, von Dachschindeln gekrönt. Selbst neuere Häuser setzen auf diese Bauweise. Zahlreiche alte Strukturen führen dich durch die verschiedenen Ortsteile. In Cottern findest du beispielsweise s’Krumpm, ein Ende des 17. Jahrhunderts entstandenes Haus, während sich Spanglar’s Haus in Cima Sappada auf einer Seehöhe von 1.300 m ebenso seinen ursprünglichen Charme bewahren konnte und heute sogar besichtigt werden kann. Die barocken Kirchen sind ebenfalls einen Besuch wert. In der Pfarrkirche St. Margherita sowie in der Kirche St. Oswald erwarten dich aufwändige, wunderschöne Deckenfresken.

 

Toppo

Dieser Ortsteil von Travesio, in lokalen Dialekten auch Tòp oder Tuppaz genannt, besteht bereits seit dem 13. Jahrhundert aus zwei Teilen. Der Fluss Gleria teilt Toppo (ca. 400 Einwohner) in einen westlichen Abschnitt rund um Pino und einen östlichen Abschnitt mit zahlreichen Masi – Gebäudestrukturen teils mittelalterlichen Ursprungs, die in etwa großen alten Bauernhofsiedlungen entsprechen. In der saftigen, vielfältigen Natur Toppos spielt die Landwirtschaft nach wie vor eine nicht zu verachtende Rolle. Das zeigen hervorragende Produkte wie der cremige, salzige Käse Val Cosa, der in der Region in Omeletts auf keinen Fall fehlen darf. Viele der Masi sind mit kleinen Kirchen, Fresken und alten Brunnen ausgestattet und entführen dich in längst vergangene Tage. Dein Spaziergang durch den West- und den Ostteil bringt dich unter anderem zu zwei Palästen, die einst aus solchen Höfen entstanden. Der Palazzo dei Conti Toppo basiert auf dem Zusammenschluss mehrerer Masi – wie viele es genau waren und wie viele es überhaupt gab, ist heute unbekannt. Auch der prächtige Palazzo Toppo-Wassermann mit seinen Fresken aus dem 17. Jahrhundert ist gewiss einen Besuch wert.

 

©Bigstock.com/ChiccoDodiFC

©Bigstock.com/ChiccoDodiFC

Venzone

Ein verheerendes Erdbeben erschütterte am 6. Mai 1976 weite Teile des Friauls. Gemeinsam mit einem Nachbeben etwa vier Monate später wurden weite Teile von Venzone (ca. 2200 Einwohner) zerstört. Während die Gemeinde die Ortschaft mit Fertigbau-Gebäudeteilen neu aufbauen lassen wollte, setzte sich letztlich die Idee eines Bürgerkomitees durch, und somit wurden die Trümmer so zusammengesetzt, wie sie vor der Naturkatastrophe angebracht waren. Somit erlebst du Venzone nicht nur, wie es einst war, sondern bestaunst zudem den Willen, den Fleiß und die Einsatzfreude einer Bevölkerung, die ihre Heimat nicht aufgeben wollte. Weite Teile des Doms des Heiligen Apostels Andreas (Duomo di Sant’Andrea Aposolo), dessen Bau bereits um 1300 begonnen wurde, konnten auf diese Weise ebenfalls rekonstruiert werden. Das prächtige Gebäude mit seinen zahlreichen Fresken und Holzstatuen zählt zu den unbestrittenen Highlights des Borgo. Historische Mumien erwarten dich in der Cappella di San Michele, begleitet von friulianischen Fresken. Der imposante Palast am Hauptplatz mit Loggia und Fresken beheimatet inzwischen das Rathaus.

 

Im Norden sowie im Herzen der Region erwarten dich besonders schöne Orte, die kaum unterschiedlicher ausfallen könnten. Alte landwirtschaftliche Strukturen, Blockbauweise, Stehauf-Qualitäten, gewaltige Befestigungsanlagen und charmanter Minimalismus statten das wunderschöne, überaus vielfältige Friaul-Julisch Venetien aus. Die schönsten Orte dieser Region im italienischen Nordosten sind ein Erlebnis für sich, und du kannst mittendrin sein!

Kommentare sind geschlossen.