Ein Streifzug durch die Toskana führt von imposanten Bergrücken über weites Hügelland bis hin zur flachen Ebene direkt am Meer. Diese landschaftliche Vielfalt wird von der nicht minder abwechslungsreichen Natur, der herrlichen Küche der Region sowie packenden kulturellen Schönheiten gekonnt in Szene gesetzt. Eine solche Reise quer durch die Toskana, von Ost nach West, steht heute auf dem Plan. Wir stellen dir einige der schönsten Orte Italiens der Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“ in der Metropolitanstadt Florenz sowie in den Provinzen Livorno und Pisa vor, die das Verschlafene und doch so Wunderschöne der Region gekonnt hervorkehren.
Metropolitanstadt Florenz
Los geht es dieses Mal im Nordosten, wo die Metropolitanstadt Florenz an die Emilia Romagna angrenzt. Die Region kennst du natürlich vor allem aufgrund ihrer Hauptstadt: Florenz mit dem als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten historischen Zentrum zählt zu den schönsten und wichtigsten Kunst- und Kulturstädten des Landes, ja sogar Europas. Die schönsten Orte der Metropolitanstadt Florenz zeigen dir hingegen, dass sich das Besondere sogar über die gesamte Region erstreckt.
Montaione
Das Mittelalter hinterließ in Montaione (ca. 3.600 Einwohner) kräftige Spuren. Einst war das Dorf eine gewaltige ovale Schlossanlage, von dicken Mauern mit elf Türmen und zwei Toren umgeben. Auch wenn mit dem Zweiten Weltkrieg viele dieser Strukturen verschwanden, blieben die historischen Strukturen erhalten und harmonieren wunderbar mit modernerer Straßenplanung. Montaione bietet herrliche Aussichten und noch prächtigere Gebäude. Die vielen Kirchen und Klöster der Ortschaft sowie unzählige Schlösser laden dich auf einen Streifzug durch die illustre Geschichte ein, gekrönt von einem Abstecher in das 2002 wiedereröffnete archäologische Museum Museo Civico di Montaione. Mit der Cisterna romana gibt es sogar eine römische Zisterne aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. zu bewundern. Auch das Convento di San Vivaldo mit seiner aus 18 Kapellen bestehenden Jerusalemanlage solltest du dir nicht entgehen lassen.
Montefioralle
Dieser Teil der Gemeinde Greve in Chianti verfügt über eine der besterhaltenen Festungsanlagen der Region. Montefioralle (ca. 100 Einwohner) und sein Castello wurden bereits 1085 erstmals urkundlich erwähnt. Manche Häuser wurden sogar in die alten Burgtürme gebaut. Selbst die Adelsfamilie Vespucci residierte einst hier, wobei die These, Amerigo Vespucci sei in Montefioralle geboren, so gut wie widerlegt wurde. Doch auch ohne Prominenz gibt es auf dem langen Rundweg durch das Dorf viel zu entdecken. Dreh- und Angelpunkt ist die romanische Chiesa di Santo Stefano voller eindrucksvoller Kunstwerke, die teils auf das 13. Jahrhundert zurückgehen.
Palazzo sul Senio
Nur wenige Orte schaffen es so gekonnt, Natur und Architektur zu verschmelzen, wie das in Palazzo sul Senio (ca. 1.100 Einwohner) in den Apenninen der Fall ist. Das dicht bewaldete Gebiet bindet das leuchtende Grün und den üppigen Bewuchs gekonnt in das Ortsbild ein. So wurde die Chiesa dei Santi Carlo e Antonio aus dem 17. Jahrhundert beispielsweise direkt in die begrünten Hügeln des Dorfes gebaut. Die Ursprünge Palazzo sul Senios erlebst du hingegen in der Chiesa di Santo Stefano. Obwohl die Kirche in späteren Zeiten mehrmals umgebaut wurde, bleiben ihre Wurzeln im 9. Jahrhundert doch stets greifbar. Bei deinem Rundgang durch den von einem Fluss zweigeteilten Ort kommst du unweigerlich am Palazzo dei Capitani vorbei, bei dem sich einst Papst Julius II. sowie Niccolò Machiavelli aufgehalten haben. Heute beherbergt der Palast zwei Museen, die sich Geschichte und Kultur der Region widmen.
San Donato in Poggio
Einer der neueren schönsten Orte Italiens zählt eigentlich zum Gemeindegebiet von Barberino Tavarnelle, kann jedoch für sich auf eine lange, illustre Geschichte zurückblicken. San Donato in Poggio (ca. 1.000 Einwohner) wurde im Jahr 989 erstmals urkundlich erwähnt – in Zusammenhang mit der imposanten romanischen Pieve di San Donato in Poggio, die unter anderem einen Triptychon aus dem Jahr 1375 und ein um 1513 entstandenes Taufbecken beherbergt. Einige frühere Gemälde können heute im Museo Diocesano di Santo Stefano al Ponte in Florenz besichtigt werden. Weitere Kirchen, Paläste und Heiligtümer, darunter das etwas außerhalb gelegene, kunstvolle Santuario di Santa Maria delle Grazie a Pietracupa, erwarten dich in San Donato in Poggio. Im Osservatorio Polifunzionale del Chianti, von einem imposanten botanischen Garten umgeben, kannst du im Rahmen von Veranstaltungen und geführten Touren in die Welt der Astronomie eintauchen.
Scarperia e San Piero
Dieser einstige Außenposten der Republik Florenz, 2014 durch die Zusammenlegung der Gemeinden San Piero a Sieve und Scarperia entstanden, ist unter anderem Heimat der Rennstrecke Autodromo Internazionale del Mugello, wo jährlich der Große Preis von Italien der Motorrad-WM abgehalten wird. Außerdem werden in Scarperia e San Piero (ca. 7.100 Einwohner) Messer und Kaffeemaschinen hergestellt. All das geschieht inmitten einer auf den ersten Blick verschlafen wirkenden Ortschaft, die reich an mittelalterlichen Kirchen und Palästen ist. Viele wurden nach schweren Erdbeben 1542 und 1929 wiederholt restauriert und wiederaufgebaut, darunter die Prepositura dei Santi Jacopo e Filippo mit ihrer reichhaltigen Ausstattung und prächtigen Gemälden sowie die unscheinbare Cappella della Madonna di Piazza mit ihrem spätgotischen Tabernakel.
Provinz Livorno
Vom Hinterland geht es in Richtung Meer: Die Provinz Livorno zieht Gäste aus dem ganzen Land, eigentlich aus aller Welt an. Cecina und Piombino wissen nicht nur mit ihren Stränden zu begeistern, zudem vermittelt die Kunststadt Livorno mit ihren Festungen packende Einblicke in längst vergangene Tage. Letzteres gilt auch für die drei schönsten Orte der Provinz Livorno, die dich schon erwarten.
Campiglia Marittima
Das gewaltige Gemeindegebiet von Campiglia Marittima umfasst eine Fläche von 83 km² und erstreckt sich vom Naturpark Montroni bis zu den Ausläufern der Etruskischen Riviera. Während du hier nahezu die komplette Bandbreite der Provinz Livorno erleben kannst, widmen wir uns dem Hauptort (ca. 380 Einwohner), der mit seinem mittelalterlichen Kern auf einem Hügel liegt und über steile Gassen durch eine herrlich ursprüngliche Ortschaft mit unverputzten Fassaden und verwinkelten Gängen führt. Die majestätische romanische Pieve di San Giovanni mit ihrem Sator-Quadrat glänzt durch simple, klare Formen. 72 Wappen zieren den Palazzo Pretorio, heute Heimat von Museen und Archiven, während die Rocca mit ihrem Museum die Entwicklung der Anlage und des Orts illustriert. Bei Ausgrabungen wurden unter anderem Reste einer bäuerlichen Siedlung aus dem 10. Jahrhundert entdeckt.
Populonia
Wir hatten Piombino vorhin bereits kurz erwähnt. Die Frazione Populonia (ca. 17 Einwohner) zählt ohne Frage zu den kleinsten schönsten Orten Italiens. Die einst einzige Küstenstadt der Etrusker war in der Antike das größte Zentrum für Eisenverarbeitung im Mittelmeerraum. Im gewaltigen archäologischen Park erwarten dich Spuren der Römer und der Etrusker, darunter die Akropolis, verschiedene Werkstätten und Hochöfen sowie die Nekropolen. Im heute noch bewohnten Populonia Alta spazierst du über mittelalterliche Plätze mit der faszinierenden Santa Maria della Croce inklusive Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert. Nur wenige Orte bringen die jahrtausendealte Geschichte der Region so gekonnt zusammen.
Suvereto
Während vielerorts bewusste Schritte unternommen wurden, um das alte Ortsbild zu wahren, ergab sich das in Suvereto mehr oder minder automatisch. Der Ort wurde im 17. und 18. Jahrhundert nahezu komplett sich selbst überlassen und starb aufgrund von Kriegen, Konflikten und schlechter Luftqualität fast aus. Obwohl heute etwa 3.200 Einwohner in Suvereto leben, ist man doch weit von den Glanzzeiten im Mittelalter entfernt, als beispielsweise die Leiche Kaiser Heinrichs VII. im Ort vor der Verwesung gerettet und bis zur Fertigstellung des Doms von Pisa zwei Jahre lang hier aufbewahrt wurde. Daran erinnern unter anderem Straßennamen sowie der jährlich stattfindende Palio. Die Reste der Rocca Aldobrandesca über der Altstadt erinnern an die einstige Herrschaft der Pisaner. Mit dem wunderschönen Kreuzgang im aufgelösten Kloster San Francesco sowie der magischen Loggia am Rathaus Palazzo Comunale erwarten dich architektonische Schönheiten, so weit das Auge reicht.
Provinz Pisa
Den Abschluss macht die Provinz Pisa mit der gleichnamigen Kunststadt, die natürlich weltweit für ihren bedingt vertikalen Turm und packendes UNESCO-Welterbe bekannt ist. Tatsächlich hat die langgezogene Provinz, die im Norden sogar ans Meer grenzt, den einen oder anderen weiteren versteckten Schatz zu bieten. Die beiden schönsten Orte der Provinz Pisa erwarten dich bereits.
Casale Marittimo
Wie in so vielen anderen schönen Orten erwartet dich auch in Casale Marittimo (ca. 1.000 Einwohner) geballte Geschichte. Bei Ausgrabungen wurden Reste etruskischer und römischer Siedlungen entdeckt, die du heute unter anderem im archäologischen Museum in Florenz bewundern kannst. Der eigentliche Ortskern ist jedoch mittelalterlichen Ursprungs. Von der längst abgetragenen Burganlage bleiben zwei Stadttore und diverse Mauerabschnitte, die in die weitere Bebauung des Ortes eingebunden wurden. Hingegen ist die Chiesa di Sant’Andrea neueren Datums, auch wenn man ihr das nicht unbedingt ansieht. Sie wurde 1873 über bei einem Erdbeben zwei Jahre zuvor zerstörten Kirchen aus den Mittelalter mit Materialien aus deren Ruinen errichtet. Die Fresken, die Szenen aus dem Leben des Heiligen Andreas darstellen, stammen hingegen aus den 1980ern.
Montescudaio
Die durchaus ereignisreiche Geschichte Montescudaios (ca. 1.800 Einwohner) begann bereits in der Eisenzeit, als die Villanova-Kultur (und später die Etrusker) erste Spuren auf dem Hügel des Ortes hinterließen, der später ein Benediktinerkloster beheimaten sollte. Unter anderem von Pisa und Florenz beherrscht, zerstörten zwei schwere Erdbeben im 19. Jahrhundert weite Teile der Gemeinde, darunter besagtes Kloster sowie die mittelalterliche Burganlage. Alte Mauern und der typische Straßenbau erinnern aber nach wie vor an die Ursprünge. Mit dem imposanten Torre Civica, dessen unterer Teil im 12. Jahrhundert entstand, findest du weitere „Zeitzeugen“. Santa Maria Assunta, die nach den Erdbeben wiedererbaute Pfarrkirche, lockt dich mit einer Marmorstatue aus dem 18. Jahrhundert und einem venezianisch geprägten Gemälde der Verkündigung ins Innere. Der Weitblick vom Kirchplatz an schönen Tagen ist atemberaubend.
Die Toskana erhielt in den letzten Jahren vergleichsweise großen Zuwachs an neuen schönsten Dörfern, gerade in diesen drei Provinzen, und das ist mehr als nur verständlich. Die Metropolitanstadt Florenz, die Provinz Livorno und die Provinz Pisa begeistern nicht nur mit ihren imposanten Hauptstädten, sondern warten mit einer Fülle geschichtsträchtiger Fleckchen Erde im Hinterland auf, die eine unerreichte Symbiose mit der ähnlich vielfältigen toskanischen Natur eingehen. Erlebe eine der bekanntesten Regionen Italiens von einer willkommenen anderen Seite!