Die schönsten Orte in der Provinz Grosseto

©Bigstock.com/stevanzz

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Die größte Provinz der Toskana hat zugleich die zweitwenigsten Einwohner der gesamten Region. Mit ihren weiten, naturbelassenen Flächen und Naturparks, kleineren Hügelketten sowie zahlreichen Inseln, darunter Elba, bietet die Provinz Grosseto richtig viel Platz, begleitet von schier endlosen Stränden. Gerne übersehen wird jedoch die Schönheit der zahlreichen kleinen Ortschaften rund um die gleichnamige Hauptstadt. Gleich sieben von ihnen sind Teil der Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“, die sich den schönsten Orten Italiens widmet. Sie widmen sich der spannenden Geschichte der Toskana und der Provinz ebenso wie der abwechslungsreichen landschaftlichen Magie.

 

Capalbio

Der erste Stopp befindet sich im äußersten Süden der Provinz. Capalbio (ca. 4.000 Einwohner) war ursprünglich eine Schenkung Karls des Großen an das römische Kloster Tre Fontane im Jahr 805 und sah in späteren Jahrhunderten wechselnde Herrscher, die dem nach wie vor mittelalterlich wirkenden Ort ihren Stempel aufdrückten, darunter die Aldobrandeschi. Zahlreiche Politiker, Intellektuelle und Berühmtheiten wählten Capalbio ob seiner Schönheit und Ruhe als Rückzugsort, und das wird dich beim Anblick des Borgo wohl kaum überraschen. Der mittelalterliche Ortsplan besteht immer noch, umgeben von einem dicken Mauerring sowie zahlreichen landwirtschaftlich genutzten Flächen, die teils zu den umliegenden Naturparks zählen. Über das imposante Haupttor Porta Senesa betrittst du das alte Zentrum mit seinem Türmen, Kirchen und Palästen. Die prächtige Chiesa di San Nicola mit ihren Fresken ist ebenso ein Muss wie das umfassend geschmückte und dekorierte Oratorio della Provvidenza am Ortsrand.

 

Giglio Castello

Wir setzen über auf die kleine Insel Giglio, etwa 50 km südlich von Elba und 18 km westlich der Halbinsel Monte Argentario im Südwesten der Provinz Grosseto gelegen. Ein mittelalterlicher Mauerwall umschließt den Hauptort Giglio Castello (ca. 650 Einwohner), vermutlich im 10. Jahrhundert gegründet. Die Aldobrandeschi, eines der ältesten Adelsgeschlechter des Landes, hinterließen hier ihre Spuren. Das zeigt alleine schon der Name der alten Festungsanlage. Obwohl sie im 12. Jahrhundert unter Pisaner Aufsicht entstand, wird sie heute noch überwiegend „Rocca Aldobrandesca“ genannt. Im Herzen des Ortes erwartet dich die Chiesa di San Pietro Apostolo aus dem 14. Jahrhundert, in späteren Jahren umfassend renoviert und heute wie eine Anlage aus dem 18. Jahrhundert anmutet. In Giglio Castello kannst du zudem die Kellerruinen einer alten römischen Villa entdecken.

 

Montemerano

Apropos Aldobrandeschi: Auch Montemerano (ca. 500 Einwohner), Teil der Gemeinde Manciano in der Maremma, zählte einst zum Einflussgebiet der Adelsfamilie und war lange Zeit heiß umkämpft. Gleich drei Mauerringe, heute noch weitestgehend gut erhalten, schützen den Ort. Außerhalb der Befestigungsanlage erwartet dich die bezauberte Chiesa della Madonna del Cavalluzzo aus dem 15. Jahrhundert. Im Ortszentrum spazierst du durch enge Gassen und über mehrere kleine Plätzen, auf denen du das mittelalterliche Flair geradezu greifen kannst, gekonnt durch verschiedene Häuser aus der Renaissance ergänzt. Unbestrittenes Highlight ist jedoch die Chiesa di San Giorgio mit mehreren Fresken und Gemälden. Zu den Kuriositäten zählt die Madonna della Gattaiola. Zwischenzeitlich wurde dieses Werk als Tor zu einem Getreidespeicher genutzt und mit einer Art Katzentür versehen, die mitten ins Gemälde gesägt wurde.

 

©Bigstock.com/Nik_Sorokin

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Pitigliano

Zwischen zwei tiefe Täler geradezu malerisch eingebettet, wurde Pitigliano (ca. 3.600 Einwohner) auf einem Tuffsteinfelsen errichtet und geht vermutlich auf etruskische Siedler zurück. Rund um den Ort kannst du zahlreiche Zeugnisse dieser einstigen Kultur entdecken, darunter mehrere öffentlich zugängliche Grabstätten, wie der fälschlicherweise Ildebrando von Sovana zugewiesene Tomba Ildebranda, sowie die Überreste der Siedlung Poggio Buco, die du am besten gemeinsam mit dem dazugehörigen Museum erkundest. Pitigliano war im 16. Jahrhundert Zufluchtsort für vertriebene und verfolgte Juden. Die alte Synagoge sowie das jüdische Viertel in der Altstadt wurden zuletzt umfassend renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Palazzo Orsini, früher der einzige Zugangsort durch die Verteidigungsanlage, befinden sich heute der Bischofssitz sowie zwei Museen. Ein Steinrelief an der Fassade der Chiesa di San Rocco geht auf das 12. Jahrhundert zurück, während der Geschlechterturm der Cattedrale dei Santi Pietro e Paolo auch heute noch den Ort überragt.

 

Porto Ercole

Porto Ercole (ca. 2.800 Einwohner) ist der kleinere der beiden Orte auf der im Süden der Provinz gelegenen Halbinsel Monte Argentario. Ein prächtiger Hafen und mehrere Strände begrüßen dich und legen traumhafte Ausblicke frei. Alleine das wäre bereits Grund genug, Porto Ercole als einen der schönsten Orte Italiens zu bezeichnen, doch das ist noch längst nicht alles. Mehrere alte Festungsanlagen dominieren das Ortsbild, darunter – du wirst es wahrscheinlich schon erraten haben – eine Rocca Aldobrandesca, die im 16. Jahrhundert von den Medici erweitert wurde und im 19. Jahrhundert einen Leuchtturm erhielt. Die drei weiteren Festungen entstammen vor allem der Ära der spanischen Verwaltung im 16. Jahrhundert. Etwas hinter den engen Straßen und Gassen versteckt, entdeckst du schließlich die bezaubernde kleine Chiesa di Sant’Erasmo mit ihrem Barockaltar und den Grabmälern spanischer Gouverneure. Hier liegt auch der berühmte Maler Caravaggio begraben, der 1610 tot in den einst von Malaria verseuchten Sümpfen aufgefunden wurde.

 

Santa Fiora

Das Jahr 1274 war für die Familie Aldobrandeschi von großer Bedeutung. Man teilte sich in zwei Zweige, wobei einer Santa Fiora (ca. 2.600 Einwohner) als Hauptsitz wählte. Diese wunderschöne Ortschaft im Osten der Provinz Grosseto, bereits in der Jungsteinzeit besiedelt, ist von zahlreichen Kastanienbäumen umgeben und in drei Ortsviertel, die sogenannten „Terzieri“, unterteilt. Das Terziere di Castello ist der älteste Teil Santa Fioras, wo sich die Aldobrandeschi einst ausbreiteten. Rund um einen mittelalterlichen Platz erheben sich die Reste alter befestigter Gebäude. Das Rathaus befindet sich jedoch im Palazzo Cesarini der Sforza. An der Pieve delle Sante Flora e Lucilla erkennst du sogar das Wappen der Aldobrandeschi. Santa Fiora ist zudem für seine Fülle an Kirchen bekannt, darunter die Chiesa di Sant’Agostino im Terziere Borgo. Verschiedene Holzfiguren, Leinwand- und Altargemälde und goldbronzene Reliquienbürsten erwarten dich unter anderem.

 

©Bigstock.com/felker

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Sovana

Erinnerst du dich noch an die Tomba Ildebranda aus dem Umland von Pitigliano? Sie befindet sich, wie viele weitere antike Ausgrabungsstätten, in Sovana (ca. 400 Einwohner), Teil der Gemeinde Sorano im Süden der Provinz Grosseto. Da wäre beispielsweise die Hand von Orlando an der Abzweigung Richtung Pitigliano, ein handähnlicher Felsbrocken, oder der von etruskischen Spuren durchzogene Hohlweg Cavone sowie zahlreiche weitere Nekropolen, die dich in längst vergangene Tage entführen. Das gilt auch für den Ort an sich, selbstverständlich mit der geradezu obligatorischen Rocca Aldobrandesca im Ortskern. Die Piazza del Pretorio ist Dreh- und Angelpunkt des mittelalterlichen Zentrums. Hier erheben sich unter anderem der Palazzo Pretorio aus dem 12. Jahrhundert mit einer von zahlreichen Wappen verzierten Fassade sowie die Chiesa di Santa Maria mit einem vorromanischen Ziborium aus dem 8. Jahrhundert – das einzige in der gesamten Toskana.

 

Während eine Familie ihre Spuren in weiten Teilen der schönsten Orte in der Provinz Grosseto hinterlassen hat, gibt es im Süden der Toskana noch viele weitere Schönheiten zu entdecken. Das charmante mittelalterliche Flair, die schier unendlichen Wiesen und Felder, dazu einladende Strände und tolle Aussichten – und dann sind da noch diese gemütlichen Spaziergänge durch verschlafene kleine Ortschaften, wo der Geist längst vergangener Tage auf gekonnte Weise greifbar gemacht wird. Die Provinz Grosseto ist ohne Frage ein Geheimtipp, ein versteckter Schatz und zugleich die ideale Gelegenheit, um eine der beliebtesten touristischen Regionen des Landes auf ganz andere Weise zu entdecken und zu erkunden.

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