Die schönsten Orte in der Provinz Imperia

Die Provinz Imperia im äußersten Westen Liguriens mag zwar keine Größenrekorde brechen, ist ob ihrer bezaubernden Lage aber überaus beliebt. Mit dem langen Küstenstreifen, der im Westen weiter über die französische Grenze ins nahegelegene Nizza führt, sowie den gebirgigen Ausläufern des Parco naturale regionale delle Alpi Liguri im Hinterland weiß alleine schon die topographische Vielfalt zu begeistern. Zudem finden sich mit der Provinzhauptstadt Imperia sowie dem unter Musikfans überaus belieben Sanremo zwei absolute Geheimtipps entlang des Tyrrhenischen Meeres. Die Provinz Imperia beheimatet zudem acht der schönsten Orte Italiens, die zur Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“ zählen – und genau diese stellen wir dir näher vor.

 

©Bigstock.com/monticello

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Apricale

Schmale, steile Gassen führen durch das alte Bergdorf mit ca. 620 Einwohnern. Wo sich einst bereits Kelten und Römer ansiedelten, entstand im 9. Jahrhundert Apricale rund um den Fels Apricus, auf dem ein paar hundert Jahre später eine imposante Festung errichtet wurde. Der zentrale Platz Piazza Vittorio Emanuele II ist ideal, um deine kleine Ortstour zu beginnen. Neben dem Oratorio San Bartolomeo samt feiner Barockfassade erwartet dich ein Glockenturm. Auf dem Dach des Kirchturms der Pfarrkirche Purificazione di Maria Vergine befindet sich ein Fahrrad. Die alten Steingassen mit Steinarkaden, überdachten Durchgängen und Wandmalereien führen in längst vergangene Tage.

 

Cervo

Ein Bergsporn an der Küste beheimatet Cervo mit seiner nahezu autofreien Altstadt, die aufgrund der großen Steigung nur stellenweise mit kleinen, dreirädrigen Ape-Autos befahren werden kann. Das Dorf mit 1.100 Einwohnern wird zur einen Seite durch die alte Burganlage Castello di Cervo geschützt. Sie ist teilweise für Besichtigungen geöffnet und beheimatet unter anderem das örtliche Museum. Auch die prächtige Barockkirche San Giovanni Battista ist einen Besuch wert. Vor allem lässt du dich von der Ruhe in diesen kleinen Gassen mit traumhaftem Ausblick auf das Meer verzaubern, begleitet von vielen Palästen, die auf den einstigen Reichtum der Bevölkerung hinweisen. Cervo erfreut sich heute bei Campern großer Beliebtheit und verfügt über gleich vier Campingplätze. Zudem lädt das internationale Festival für Kammermusik Kulturfreunde nach Ligurien ein.

 

Diano Castello

Diese Gemeinde mit ca. 2.250 Einwohnern ist nur neun Kilometer von der Provinzhauptstadt Imperia entfernt und zählt gewiss zu den größeren Orten der Vereinigung besonders schöner Orte. Der mittelalterliche Kern beruht auf einer Festung in Hügellage aus dem 10. Jahrhundert, von der heute nicht mehr viel übrig ist. Dafür ist Diano Castello reich an Kirchen und religiösen Gebäuden, wie die Chiesa di San Nicola mit ihrer ausladenden Barockeinrichtung oder die romanische Chiesa di Santa Maria Assunta mit einem prächtigen Triptychon über dem Hauptaltar. Zahlreiche Feste, darunter das mittelalterlich-folkloristische Corteo Storico im Herbst sowie die Krippenausstellung zu Weihnachten, runden das Einzigartige dieses schönen Ortes ab.

 

Lingueglietta

Genau genommen ist Lingueglietta (an die 50 Einwohner) ein Teil der Gemeinde Cipressa, zählt aber für sich zu den schönsten Orten Italiens. Das liegt vornehmlich am überaus ursprünglichen Ortsbild mit einer nach wie vor weitestgehend intakten mittelalterlichen Struktur. Bereits 1049 an den Vorfahren der später herrschenden Feudalfamilie Lengueglia übergeben, entstand das Dorf rund um ein Schloss, das im 16. Jahrhundert mit der Chiesa di San Pietro fusionierte und nunmehr einen spannenden Kontrast zwischen religiöser und weltlicher Architektur darstellt. Ebenso sehenswert ist die Chiesa della Natività di Maria Vergine. Linguegliettas romanische Pfarrkirche erhielt zwar im 17. Jahrhundert einen neuen Portikus aus Marmor, konnte sich jedoch insgesamt – wie der Ort selbst – seinen alten Charme bewahren.

 

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Perinaldo

An der Quelle des Baches Verbone erhebt sich das im 11. Jahrhundert vom Grafen Rinaldo di Ventimiglia gegründete Perinaldo (ca. 830 Einwohner). Hier wurden mehrere bekannte Astronomen geboren, darunter Giovanni Domenico Cassini, der unter anderem die Geschicke des damals führenden Pariser Observatoriums leitete. Der herrlich klare Himmel über Perinaldo inspirierte ihn bestimmt. Cassini, Begründer einer Dynastie von Astronomen, ist das Observatorium im Rathaus gewidmet, wie auch ein eigenes Museum. Verschiedene astronomische Sehenswürdigkeiten, wie das Planetarium oder ein nachgebautes Sonnensystem in der Via Giovanni Domenico Cassini, bilden einen spannenden Kontrast zur mittelalterlichen Architektur.

 

Seborga

Wir bleiben bei Ventimiglia, denn das Gebiet des heutigen Seborga (ca. 270 Einwohner) gehörte ab dem 8. Jahrhundert zur Grafschaft und wurde 954 als Castrum de Sepulchro erstmals urkundlich erwähnt. Auf dem annähernd dreieckigen Grundriss der Ortschaft, die sich selbst gerne als Fürstentum Seborga bezeichnet, erwartet dich eine mittelalterliche Anlage, von den Resten der Stadtmauer mit ihren vier Toren umgeben. Die barocke Chiesa parocchiale di San Martino mit ihrer liebevoll restaurierten Fassade zählt zu den Schönheiten des Ortes, ebenso der einst in Besitz von Benediktinermönchen befindliche Palazzo dei Monaci oder die kleine Betkapelle Oratorio di San Bernardo aus dem 13. Jahrhundert am Ortseingang. Heiligenfeste sind in Seborga ebenfalls angesagt, darunter das Festa di San Bernardo am 20. August mit großem Umzug sowie das dem Ortspatron gewidmete Festa di San Martino mit Prozession am 11. November.

 

Taggia

Einst suchten sarazenische Piraten die heute ca. 13.700 Einwohner zählende Stadt unweit des Badeorts Arma di Taggia heim. Selbst eine mächtige Mauer konnte ihre Plünder- und Zerstörungswut nicht eindämmen, und doch wurden trotz aller Angriffe die Ursprünge Taggias bewahrt. Neben dem herrlichen mittelalterlichen Kern siehst du zahlreiche römisch-antike Elemente – gepflasterte enge Straßen, Steinportale und Bögen –, die auf die einstige Rolle als wichtiger Handelshafen hinweisen. Etliche Paläste, Kunstwerke und Denkmäler säumen Taggia, darunter die prächtigen Tore aus schwarzem Stein oder die majestätische Barockfassade des Santuario della Madonna Miracolosa mit einer Statue, die angeblich bei zwei Anlässen die Augen bewegt hat. Ein Abstecher in das Dominikanerkloster aus dem späten 15. Jahrhundert mit gotischem Kreuzgang und großer Bildergalerie ist ebenfalls ein Muss.

 

©Bigstock.com/Faabi

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Triora

Das beliebte Bergsteigerdorf Triora (ca. 360 Einwohner) wurde durch Kriege schwer mitgenommen. So wirst du bei deinem Spaziergang durch den mittelalterlichen Kern immer wieder an Ruinen und teils eingestürzten Gebäuden vorbeikommen. Sie stehen im starken Kontrast zu manch einem architektonischen Highlights. Da wäre beispielsweise die Kollegienkirche Collegiata di Nostra Signora Assunta, deren genauen Ursprünge heute im Dunkeln liegen. Die stilistische Vielfalt mit vornehmlich romanischen und gotischen Grundideen sowie neoklassizistischer Renovierung sorgt ebenso für Staunen wie der spätgotische Glockenturm. Das Oratorio di San Giovanni Battista war ursprünglich als Diözesanmuseum angedacht und beherbergt heute zahlreiche Kunstschätze, wie die gewaltige Statue von Anton Maria Maragliano, die Johannes den Täufer darstellt.

 

Die Provinz Imperia gehört mit Sicherheit zu den versteckten Schätzen Italiens. Zahlreiche wunderschöne Orte mit mittelalterlichem Kern entführen dich auf eine Zeitreise, begleitet von vielen kleinen und großen Überraschungen. Zwischen idyllischen Spaziergängen durch enge Gassen, herrlichen Ausblicken auf die Natur, stellenweise sogar aufs Meer, und rauschenden Festen gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken und zu erleben. Imperia ist stets einen Besuch wert und die schönsten Orte der Provinz halten manch einen Geheimtipp bereit, der dir Italien von einer ganz anderen Seite zeigt.

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