Botanischer Garten von Padua

Botanischer Garten von PaduaWusstest du eigentlich, dass weltweit an die 1800 botanische Gärten existieren? Du findest sie auf allen Kontinenten – die Antarktis lassen wir außen vor – wo sie besondere Pflanzen und deren einzigartige Lebensräume beherbergen. Die Vermengung von Wissenschaft und Vergnügen, wie es der Leitspruch des botanischen Gartens in Kew bei London so herrlich auf den Punkt bringt, fasziniert die Menschen seit fast einem halben Jahrtausend. Tatsächlich existiert der älteste botanische Garten der Welt auch heute noch. Er befindet sich in Padua, ca. 30 km westlich von Venedig. Hier erwarten dich verschiedene Sammlungen und Habitate, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

Studium der Heilpflanzen

1533 rief Francesco Bonafede das „Lectrum Simplicium“, das Pharmakologie-Studium, ins Leben. Heilpflanzen nahmen eine zentrale Rolle ein, man wollte (und musste) die Heilkräfte der Natur für sich nutzen und zugleich den Unterschied zu ähnlich aussehenden, normalen Pflanzenarten vermitteln. So gründete der Senat der Republik Venedig 1545 den Botanischen Garten von Padua auf dem Gelände des Klosters Santa Giustina unweit der gleichnamigen Basilika. Mit der Anzucht von Heilpflanzen und der Bereitstellung von Anschauungsmaterial für Studenten waren schnell die wichtigsten Zwecke gefunden und erfüllt.

Im Laufe der Jahrhunderte wuchs das Pflanzen-Portfolio Paduas kontinuierlich. Mitverantwortlich waren Venedigs Handelstätigkeiten, welche zu Importen aus aller Welt führte. Padua übernahm somit eine Vorreiterrolle bei der Einführung von exotischen Pflanzen und deren Studium. Unter anderem wurden hier der erste Flieder, die ersten Sonnenblumen und die erste Kartoffel in Europa gezüchtet. Unter Roberto de Visiani, der 1837 zum Direktor der Anlage ernannt wurde, stieg der botanische Garten zur herausragenden, ja sogar führenden Sammlung der europäischen Botanik im 19. Jahrhundert auf. Sein Lebenswerk, die „Flora Dalmatica“, beschrieb über 600 neue Arten mit mehr als 1000 neuen taxonomischen Namen. 1997 zum UNESCO-Welterbe erklärt, dient der Botanische Garten von Padua weiterhin der Aus- und Weiterbildung von Studenten sowie der Erforschung und dem Erhalt seltener Arten.

Spaziergang durch den Garten

Botanischer Garten von Padua, UNESCOVier Tore, die wohl alle im 16. Jahrhundert entstanden, führen in die ovale Anlage. Exotische Pflanzen umranken die schmiedeeisernen Portale und geben einen Vorgeschmack auf das, was sich dahinter verbirgt. Geometrisch anlegte Wege führen zu den verschiedenen, rund um die Fontäne angelegten Beeten. Ein pharmakologisches Museum sowie eine Bibliothek mit Schriften, die bis ins 15. Jahrhundert zurückdatieren, sind ebenfalls Teil des Gartens. Fünf zentrale Lebensräume begleiten deinen Spaziergang:

  • Mediterraner Maquis: Die typische Küstenvegetation des Mittelmeergebiets mit seinen heißen Sommern und warmen Wintern ist in dieser Macchie repräsentiert. Hier trifft du vor allem auf Schlingpflanzen, dornige Sträucher und ordentlich Gestrüpp.
  • Alpinum: Im krassen Gegensatz dazu widmet sich dieser Lebensraum der alpinen Flora. Die Vegetation oberhalb des Berglandes besteht unter anderem aus von Wurzeln, Büschen und kleinen Bäumchen zusammengehaltenen Gerölllandschaften. Bergkiefer und Zwergwacholder begleiten deine Tour durch dieses Areal.
  • Süßwasser-Habitat: Eigene Süßwasser-Becken wurden für das Wachstum urtypischer Wasserpflanzen installiert. Der Botanische Garten von Padua ist für seine exakte Einhaltung der Bedingungen im klassischen Süßwasser-Lebensraum bekannt und konnte somit eine beeindruckende Vielfalt ansiedeln.
  • Sukkulente Pflanzen: Die Wüste lebt mitten in Italien. Diesen Bereich solltest du unbedingt im Frühjahr und Sommer besuchen, wenn er so richtig aufblüht, ansonsten wird er angesichts der klimatischen Bedingungen unter Verschluss gehalten. Hier siehst du verschiedene Agavengewächse, Doldenblütler und Kakteenarten.
  • Orchideen-Gewächshäuser: Große Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit schaffen – im wahrsten Sinne des Wortes – tropische Bedingungen. In diesen Gewächshäusern gedeiht eine große Vielfalt an Orchideen. Aufregende Formen, schillernde Farben und betörende Gerüche begleiten diesen Streifzug.

 

Weitere Highlights im Botanischen Garten von Padua

Das ist natürlich noch längst nicht alles, was dich bei deinem kleinen Gartenbesuch erwartet. Hier sind einige weitere Höhepunkte, die du dir auf keinen Fall entgehen lassen solltest:

  • Die Sammlungen: Gewächshäuser sind eine Seltenheit im Botanischen Garten von Padua, der Großteil der gut 6000 Pflanzenarten befindet sich daher im Freien und wurde, neben den fünf Habitaten, in verschiedene Sammlungen gruppiert. Dazu zählen:
    • Heil- und Giftpflanzen (mit wissenschaftlichen Informationen ausgestattet)
    • mediterrane Pflanzen
    • Wasserpflanzen
    • Orchideen
    • fleischfressende Pflanzen
    • Gebirgspflanzen
    • Pflanzen der direkten Umgebung Paduas (Euganeische Berge und Triveneto-Region)
  • Garten der Biodiversität: Diese Gewächshausanlage besteht erst seit 2014. Stolze 20 Millionen Euro wurden investiert, um modern und ressourcenschonend zu bauen. Hier findest du ca. 1300 vegetationsgeografisch angeordnete Pflanzenarten.
  • Alte Pflanzen: Angesichts der langen Garten-Geschichte findest du natürlich so manche besonders alte Pflanze. Der 1550 gepflanzten Mönchspfeffer, eine echte Rarität, ging leider 1984 ein, dafür erwartet dich im Arboretum eine gewaltige, 1680 gepflanzte Platane. Seit einem Blitzschlag ist ihr Stamm hohl. Das kleine Gewächshaus im Hortus Sphaericus ist für seine „Seniorenpflege“ bekannt. Neben der ältesten Magnolie Europas (Mitte des 17. Jahrhunderts) und dem ältesten Ginkgo des Kontinents (um 1750) wächst hier auch die älteste Pflanze der gesamten Anlage. Die Zwergpalme wurde 1585 gepflanzt und von Johann Wolfgang von Goethe in seiner „Geschichte meines botanischen Studiums“ erwähnt. Daher nennt man sie auch „Goethe-Palme“.

 

Der Botanische Garten von Padua ist eine Sammlung außerordentlicher Pflanzen und Lebensräume, verbindet wissenschaftliche Aspekte gekonnt mit Gartengenuss und führt dich auf eine Art Mini-Weltreise durch die unterschiedlichsten Habitate und Klimazonen. Lass dir dieses Stück Weltkulturerbe auf keinen Fall entgehen!

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