Villen und Gärten der Medici in der Toskana

Borgia, Este, Sforza, Grimaldi – Italiens Geschichte ist nicht zuletzt eine Geschichte einflussreicher Familien und Adelsdynastien. Sie drückten Städten und ganzen Landstrichen ihren Stempel auf, trieben die urbane Entwicklung mancher Regionen voran, waren Förderer der schönen Künste. In dieser Aufzählung dürfen die Medici natürlich nicht fehlen. Die aus Florenz stammende Familie übte großen Einfluss vom 15. bis 18. Jahrhundert aus. Aus ihr gingen Großherzöge der Toskana, zwei Königinnen von Frankreich, ja sogar Päpste hervor. Das Mäzenatentum der Medici prägte die Renaissance in Florenz und Umgebung. Seit 2013 gelten zwölf Villen und zwei Gärten in der Toskana als UNESCO-Weltkulturerbestätte. Zeit für eine kleine Rundreise durch diese wunderschöne Region!

Wer waren die Medici?

Villen der Medici in der Toskana

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Vermutlich stammt die Familie aus dem Florentiner Umfeld und trat erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Erscheinung. Sie gehörten zur Gilde der Kaufleute und zum bürgerlichen Patriziat. 100 Jahre später erlangte Salvestro de‘ Medici als Erster der Familie Macht, übte diese jedoch diktatorisch aus und wurde schnell verbannt. Durch die Entwicklung der Banco Medici erlangte man schließlich Rang und Reichtum. Cosimo de‘ Medici, auch „Il Vecchio“ („Der Alte“) genannt, sollte durch seine Förderung der Künste und des Bildungswesens schließlich zum Aufstieg Florenz‘ entscheidend beitragen.

Mit zwei Unterbrechungen herrschten die Medici bis 1537 über Florenz, dann ging man in das Herzogtum Toskana über. Cosimo I. wurde zum Großherzog der Toskana erkoren und begründete damit eine weitere erfolgreiche Herrschaftslinie. Sie sollte erst 1737 enden, als der kinderlose Großherzog Gian Gastone verstarb und das Großherzogtum an Franz Stephan von Lothringen ging. Noch heute leben Nachfahren anderer Linien, welche den berühmten Namen tragen, darunter der italienische Schriftsteller Lorenzo de‘ Medici. Er schrieb eine spannende Familienbiografie und moderierte eine fünfteilige Dokumentationsreihe über die ehemaligen Herrschaftssitze seiner Familie.

Die Gärten der Medici

Villen der Medici in der Toskana, UNESCO

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Wo will man bei dieser gewaltigen UNESCO-Weltkulturerbestätte bloß anfangen? Wir entführen dich zunächst in die beiden Gärten in und um Florenz. Hinter dem Palazzo Pitti, dem einstigen Hauptsitz der Medici-Großherzöge, befindet sich der Boboli-Garten. Er gilt als einer der bekanntesten italienischen Gärten des 16. Jahrhunderts mit seinen langgezogenen Achsen, eindrucksvollen Steinelementen, der Vielzahl an Brunnen und Statuen, sowie die Abgrenzung der öffentlichen und halbprivaten Bereiche durch Grotten und Nymphen. Eleonora von Toledos Kreation – sie war die Ehefrau von Cosimo I. – wird heute als eine Art Freilichtmuseum der Gartenskulptur verwendet mit Exponaten, die bis ins römische Altertum zurückreichen.

Ein paar Kilometer weiter außerhalb befindet sich Pratolino, ein Stadtteil von Vaglia. Der prächtige Park der Medici-Villa, auch Villa Demidoff genannt, wurde im Laufe der Jahrhunderte leider um viele Statuen beraubt. Manche gingen komplett verloren, andere befinden sich an anderen Orten, darunter der Boboli-Garten. Nur wenige verblieben, darunter der gewaltige Apennin von Giambologna. Überlieferungen und Bilder gewähren noch heute einen tollen Eindruck von der einstige Pracht dieses Gartens.

Die Villen in Florenz

Nun soll es aber um die Villen gehen, und davon gibt es gleich zwölf an der Zahl. Derer vier befinden sich direkt in Florenz. Sie illustrieren die Macht und den Reichtum der Medici auf vielfältige Weise und reichen in verschiedene Herrschaftsepochen zurück. Wohin deine Reise gehen soll? Na, natürlich zu allen Villen!

  • Careggi: Im Vergleich zu späteren Gebäuden wirkt die Villa von Careggi, eine der ältesten Medici-Villen, noch recht rustikal. Sie gibt sich durchaus festungsartig, verbirgt aber so manchen Schatz hinter den Mauern. Der geometrisch angeordnete Garten ist ein Schmuckstück.
  • La Petraia: Auf den Fundamenten eines Brunelleschi-Kastells entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine der bekanntesten Medici-Villa. Über den Hanggarten mit mehreren Terrassen, der unter lothringischer Herrschaft in einen englischen Landschaftspark eingearbeitet wurde, gelangst du zum prachtvollen Anwesen, das mittlerweile als Museum dient.
  • Castello: Malerisch in die Hügeln von Florenz eingebettet, spielt diese Villa eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Wirklich spannend – und spektakulär – ist die Gartenanlage dahinter. Sie gilt als am besten erhaltenes Idealbild des italienischen Gartens nach Leon Battista Alberti mit drei Terrassen und kompakter, geometrischer Form. Lass dir die magische Tiergrotte nicht entgehen!
  • Poggio Imperiale: Jetzt geht es gleich noch einmal ins Hügelland, denn unweit der Panoramastraße Viale dei Colli erhebt sich dieses mehrfach umgebaute Gebäude. Prächtige Fresken von Matteo Rosselli und dessen Schülern erinnern an die enge Beziehung zum Haus Österreich. Die Villa dient mittlerweile zu Schulzwecken.

 

Weitere Weltkulturerbe-Villen der Medici

Du hast den Aufgalopp einigermaßen überstanden? Prima, denn wir haben noch acht weitere Medici-Villen für dich! Sie befinden sich an strategisch wichtigen Punkten und sicherten Jagdgebiete sowie wertvolle Einnahmequellen ab. Aber auch für bildende Künste und Sommerfrische war gesorgt.

  • Cerreto Guidi: In etwa auf halbem Weg zwischen Florenz und Lucca gelegen, erwartet dich ein prächtiges Jagdschloss. Die geschützte Hanglage macht die Villa von Cerreto Guidi bereits von weitem sichtbar. Heute beherbergt sie ein interessantes kleines Jagdmuseum.
  • Fiesole: Im Gegensatz zu vielen anderen älteren Medici-Villen ist jene in Fisole noch sehr gut erhalten. Hier erholten sich die Medici einst und holten sich intellektuelle Anregung. Ein weiterer spannender Garten mit Zitronenbäumen erschließt sich dahinter. Besichtigungen sind aufgrund des Privatbesitzes nur schwer möglich.
  • Poggio: Der einstige Sommersitz der Medici wurde zu einem gewaltigen Museum umfunktioniert. Hier kannst du Fresken, Musikinstrumente und andere Gegenstände aus dem Leben und Wirken der Familie bestaunen. Von der ursprünglichen Dekoration blieb allerdings nicht viel übrig. Dafür weiß die durchaus spektakuläre Architektur – Poggio gilt als erste herrschaftliche Villa der Renaissance – zu begeistern.
  • La Magia: Vergleichsweise klein, aber fein gestaltet sich dieses Gebäude im Herzen Quarratas. Großherzog Francesco I. erwarb La Magia 1583, um sein Jagdgebiet auszubauen. Die heute im Gemeindebesitz befindliche Villa gibt sich eher schlicht und aufgeräumt mit sympathischem Garten.
  • Artimino: Diese Villa auf dem Rücken des Monte Albanos kommt ausnahmsweise ohne Garten aus, was am Wassermangel in diesem bergigen Gebiet liegt. Dafür wurde viel Liebe in das heute für Veranstaltungen vermietete Gebäude gesteckt, und so sorgten mehrere Restaurierungen dafür, dass es weiterhin in altem Glanz erstrahlen kann.
  • Cafaggiolo: Bereits im frühen 15. Jahrhundert befand sich das ehemalige Kastell im Familienbesitz, bevor es ein paar Jahrzehnte später zur nach wie vor recht wehrhaft wirkenden Villa umgebaut wurde. Leider ließen die Borghese im 19. Jahrhundert Mauer und Türme schleifen. Auch der Renaissancegarten verlor sich in den Wirren der Zeit.
  • Trebbio: Besuche dieser frühen Medici-Villa sind nur selten möglich, da sie sich aktuell in Privatbesitz befindet. Falls du die Gelegenheit dazu hast, ergreife sie unbedingt beim Schopf! Dieses besonders alte Gebäude mit seinem imposanten Terrassengarten beeindruckt auch heute noch.
  • Seravezza: Der einstige Charme dieser Villa in der Provinz Lucca lässt sich heute nur noch erahnen, beispielsweise anhand eines Gemäldes von Giusto Utens. Durch den Standort Seravezza konnte Cosimo I. seinen Anspruch auf die Marmorsteinbrüche, die Silber- und Bleiminen sichern, das Gebäude war vornehmlich Mittel zum Zweck. Vom alten Garten blieb nichts zurück.

 

Wenn du wirklich alle Gärten und Villen der Medici besuchen möchtest, wartet einiges an Arbeit auf dich. Die Mühe lohnt sich aber absolut, denn dich erwarten nicht nur spannende Gebäude und begeisternde Gärten, sondern auch viele prachtvolle Städte und sympathische Dörfchen inmitten der idyllischen Toskana. Viel Spaß bei einer wahrlich unvergesslichen Rundreise!

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