Bergamo – die hügelige Kunststadt der Seilbahnen

Kunststadt Bergamo

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Am Übergang von den letzten Ausläufern der Alpen zur fruchtbaren Po-Ebene liegt Bergamo, mitten im Herzen der Lombardei. Diese wunderschöne Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern weist eine einzigartige, durch ihre wechselhafte Geschichte mitbestimmte Gliederung auf. Während die alte, auf einem Hügel gelegene Oberstadt einst eines der Herzstücke der Republik von Venedig war und noch heute von einer UNESCO-Weltkulturerbestätte umgeben ist, erstreckt sich die deutlich moderne Unterstadt rundherum. Beide Stadtkerne sind durch Seilbahnen verbunden, die noch heute Einheimische, aber auch Touristen von A nach B bringen. Lass uns einsteigen und unsere Tour beginnen!

Historischer Streifzug durch Bergamo

Die ideale Lage Bergamos auf einem Hügel zog schon früh erste Siedler an. Der keltische Volksstamm der Cenomanen soll zuerst hier gewesen sein, erst 196 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet und nannten es Bergomum. Zwischenzeitlich lebten an die 10.000 Bürger im Municipium, das, wie so viele andere norditalienische Städte auch, kurz vor dem Fall des Weströmischen Reichs geplündert wurde. Später sollte Bergamo ein bedeutendes langobardisches Herzogtum werden, bevor die Stadt nach langer karolingischer Herrschaft zur unabhängigen Kommune wurde – eine Ära, die vor allem von Konflikten mit Brescia und dem Lombardenbund geprägt war.

Zwischenzeitlich von Böhmen, Mailand und dem Haus Malatesta regiert, ging Bergamo nach der Schlacht von Maclodio endgültig an die Republik Venedig. Mehrmalige Eroberungen durch die Franzosen und Spanier – die Stadt wurde jeweils schnell von Venedig rückerobert – führten zum deutlichen Ausbau der Verteidigungsanlagen. Seit 2017 gehört die gewaltige Stadtmauer rund um die Altstadt mit ihren einst 14 Bastionen und vier schwer bewachten Stadttoren zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wie so viele andere norditalienische Städte wurde auch Bergamo von Napoleon erobert, ging 1815 an das Königreich Lombardo-Venetien und entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum des Risorgimento. Man stellte den größten Anteil der sogenannten Garibaldinis beim Zug der Tausend und ging schließlich in das neugeschaffene Italien über.

Die Seilbahnen

Kunststadt Bergamo

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Neben zahlreichen Buslinien sind die beiden Seilbahnen überaus wichtig für den öffentlichen Verkehr Bergamos. Erste Ideen dazu kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf, als die auf Hügeln gelegene Oberstadt mit zunehmender Isolation und kommerziellen Krisen zu kämpfen hatte. Heute verkehren zwei Standsteilbahnen in Bergamo:

  • Città Alta: Mit dem Umzug der Stadtverwaltung in die Unterstadt war die Krise der Oberstadt endgültig perfekt. Eine Standseilbahn vom nördlichen Rand der Unterstadt (Viale Vittorio Emanuele) zum Nordrand der Oberstadt (Piazza Mercato delle Scarpe) war die Lösung. Aus den Kabinen wurden in späteren Jahren Schrägaufzüge, die Gefälle von bis zu 52 % überwinden. Die Standseilbahn in die Città Alta gilt immer noch als beliebtes Transportmittel unter Einheimischen und Gästen.
  • San Vigilio: Innerhalb der nordwestlichen Oberstadt bietet die Auffahrt auf den gleichnamigen Hügel einen hervorragenden Ausblick über Bergamo und erschließt weite Teile des venezianischen Verteidigungssystems zur Besichtigung. Heute fahren vor allem Touristen zur 496 m hoch gelegenen Burg.

 

Piazza Vecchia und Piazza del Duomo

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Ein Großteil der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bergamo befindet sich in der alten Oberstadt und gruppiert sich rund um die beiden zentralen Plätze: Piazza Vecchia und Piazza del Duomo. An und rund um diese direkt verbundenen Hotspots der Stadt erlebst du unter anderem folgende Must-Sees:

  • Palazzo della Ragione: Die gemauerte, an den Stil einer Basilika aus dem antiken Rom angelehnte Fassade des Rathauses dominiert die Piazza Vecchia. Mehrere Brände zerstörten weite Teile des Palazzo della Ragione, im 16. Jahrhundert schließlich unter Einbeziehung spätgotischer Elemente restauriert. Der große Marktsaal fungiert heute als Freskenmuseum.
  • Campanone: Direkt neben dem Palazzo liegt eines der Wahrzeichen der Stadt. Den Campanone oder Torre civica kannst du schon von weitem sehen. Er ist 52,76 m hoch und überragt weite Teile Bergamos. 230 Stufen oder, wenn du es ein wenig gemütlicher angehen möchtest, ein Lift führen dich nach oben.
  • Dom: Auf der Piazza del Duomo liegt – keine Überraschung – der Dom Bergamos. Ausgrabungen deuten auf erste Kirchenbauten an diesem Ort aus dem 5. Jahrhundert hin, der gegenwärtige Neubau wurde Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen und, nach gut zwei Jahrhunderten Unterbrechung erst 1693 abgeschlossen. Die Fassade mit weißem Marmor leuchtet dir förmlich entgegen, dahinter befindet sich ein echtes Monumentalwerk mit reichhaltiger Verzierung. Unter dem Portikus stellt ein archäologischer Bereich die spannende Geschichte der Basilika seit frühchristlicher Zeit dar.
  • Santa Maria Maggiore: Ursprünglich romanisch angedacht und unvollendet geblieben, wurde die 1137 begonnene Basilika Santa Maria Maggiore um 1530 durch eine Querhausfassade mit Vorhalle ergänzt und schließlich barockisiert. Die faszinierende Figurensprache an den Außenwänden steht im spannenden Kontrast zu den Fresken und Wandteppichen im Inneren. Hier haben die Komponisten Gaetano Donizetti und Johann Simon Mayr ihre letzten Ruhestätten.
  • Cappella Colleoni: Vielleicht das auffälligste Gebäude auf der Piazza del Duomo ist diese 1471 von Bartolomeo Colleoni in Auftrag gegebene Grabkapelle, in der sich die Grabmäler des Söldnerführers sowie seiner im Alter von zwölf Jahren verstorbenen Tochter Medea befinden. Dieses Meisterwerk der Renaissancearchitektur und dekorativen Kunst begeistert sowohl im Ganzen als auch im Detail. Die Fassade alleine mit den Säulen, dem Radfenster, dem Tympanon und dem Ädikula beeindruckt bereits, vom unglaublichen Innenleben mit prachtvoller Ausstattung ganz zu schweigen.

 

Weitere Highlights in Bergamo

Jenseits des historischen Stadtkerns erwarten dich noch viele weitere Orte und Plätze, die du unbedingt besuchen musst. Wir empfehlen dir folgende Sehenswürdigkeiten in der Oberstadt und der Unterstadt:

  • Accademia Carrara: Die Kunsthochschule mit Kunstmuseum in der Unterstadt nahm ihren Ursprung im späten 18. Jahrhundert, als der Kunstmäzen Giacomo Carrara der Stadt Bergamo eine umfassende Sammlung vermachte. Heute siehst du hier unter anderem Werke von Botticelli, Raffael, Pisanello und Raffael, zudem zahlreiche Drucke und Zeichnungen, Skulpturen, Porzellan, Möbel, Bronzefiguren sowie eine Sammlung von Ehrenfiguren.
  • GAMeC: Seit 1991 befindet sich die Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea, kurz GAMeC, im Gebäude gegenüber der neoklassischen Accademia. Die Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst präsentiert seine Ausstellungsstücke in zehn Räumen, über drei Stockwerke verteilt.
  • Orto Botanico: Ein langer Aufgang auf den Colle Aperto führt zum botanischen Garten der Stadt, der in den warmen Monaten täglich geöffnet ist. 1972 eröffnet und nach dem Mediziner und Botaniker Lorenzo Rota benannt, findest du hier alpine sowie exotische Pflanzen zuhauf.
  • Teatro Donizetti: 1797 zerstörte ein Feuer – man vermutete Brandstiftung – das erst wenige Jahre zuvor eröffnete Opernhaus Bergamos. Ein neues Gebäude musste her. Das heutige Teatro Donizetti – 1897 zum 100jährigen Geburtstag des Komponisten Gaetano Donizetti umbenannt – ist eine Besonderheit mit seiner Hufeisen-Form. Im benachbarten Park befindet ein Monument zu Ehren Donizettis.
  • San Michele al Pozzo Bianco: Im Osten der Oberstadt erwartet dich dieses abschließende Schmankerl. Die Wurzeln der kleinen Kirche reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück, der aktuelle Bau stammt aus dem 14. Jahrhundert, während die Fassade an die 100 Jahre alt ist. San Michele al Pozzo Bianco ist vor allem für seine eindrucksvollen Fresken in der Marienkapelle, beim Altar und in der Krypta bekannt.

 

Von Oberstadt zu Unterstadt, von Prachtbau zu zeitgenössischer Kunst: Bergamo glänzt durch erstaunliche Vielfalt innerhalb und rund um die venezianischen Stadtmauern, die als Weltkulturerbe für sich alleine bereits Grund genug wären, diesem Schatz im Herz der Lombardei einen Besuch abzustatten. Lass dir dieses charmante kulturelle und architektonische Glanzlicht auf keinen Fall entgehen!

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